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Keramik ist das, was man draus macht. Also aus dem Ton. Und wenn man mal sehen möchte, was man damit so alles machen kann, dann sollte man sich die Arbeiten von Beate Kuhn in der Pinakothek der Moderne ansehen. Der reichlich nüchterne Titel der Ausstellung „Beate Kuhn. Keramiken aus der Sammlung Freiberger“ist so ziemlich das Gegenteil von dem, was einen in der Rotunde unterm Dach erwartet. Eine ganz eigene und ganz wunderbare Welt aus phantastisch organischen Formen. Zerbrechliche Skulpturen, teils groß, teils massiv, teils fein und zart. Eine Gefäßplastik heißt „Wolkentopf“, und was soll man sagen? Es stimmt. In drei Etagen ballen sich weißwolkige, unregelmäßige Halbkugeln um ein Zentrum. Es gibt einen „Trichterturm“der seinem Namen alle Ehre macht und neugierig mindestens zwanzig Nasenausstülpungen ins Ungewisse streckt. Das „Löffelobjekt“wirbelt und windet sich in unzähligen Keramiklöffeln um seine eigene Achse und man steht davor und schaut und freut sich. Freut sich an der Idee und freut sich an der freien Form, die diese Idee angenommen hat. Und freut sich an der handwerklich perfekten Umsetzung der Idee. Woher kommen diese Formen? Aus der Natur, irgendwie. Büsche, Blüten, Bäume, Äste, Nebel, Wolken, Wasser, Tiere, Zellstrukturen, rhythmische Anordnungen … Beate Kuhn hat abstrahiert und phantasiert. Und ist so zu einer der bedeutendsten Keramikerinnen nach 1945 geworden. 2015 starb sie mit 88 Jahren, da war sie mit ihrer Kunst längst in allen wichtigen Sammlungen und Museen auf der ganzen Welt vertreten. Anfangs, in den 1950er Jahren, arbeitete sie auch für Rosenthal, aber bald schon interessierte sie sich nicht mehr für Gebrauchskeramik, sondern konzentrierte sich ganz auf die Abstraktion und blieb dabei. Ihre Raumplastiken kombinierte sie aus Einzelteilen, die sie auf der Töpferscheibe drehte. Zylinder oder Kugeln oder Scheiben, die sie zur Gestalt montierte, engobierte und oder glasierte und schließlich brannte. Von klein über mittelgroß bis hin zu Wandreliefs.
190 Objekte aus 60 Jahren zeigt die Ausstellung, und wenn auch eine eindeutige Handschrift offensichtlich ist, trifft man nie auf Wiederholung. Es ging ihr um Variation. Was ist möglich mit diesem Material und mit einer Idee, die in den Raum drängt? Grundsätzlich erstmal alles. Und diese Freude an der Denk- und Gestaltungsfreiheit macht Kuhns Arbeiten besonders. Im Laufe von sechzig Jahren hat der Mannheimer Architekt Klaus Freiberger eine Sammlung mit 2.000 Keramikobjekten aufgebaut und vor kurzem der Neuen Sammlung geschenkt. Was für ein Glück! Beate Kuhn lernte Freiberger früh kennen und begleitete sie ein Leben lang, auch deshalb nehmen ihre Arbeiten eine besondere Stellung in seiner Sammlung ein. Davon zeugt auch ein Gutschein, den die Künstlerin ihrem Freund Klaus 2009 überreichte. Das Blatt Papier zeigt drei Skizzen und darunter steht mit Bleistift: „Lieber Klaus, hier 1 Gutschein, wenn eines davon gelingen sollte und Du es magst ... “Es ist gelungen. Und sieht ganz wunderbar aus.