In München

Austern Art Deco

Mit dem Dallmayr Bar & Grill hat das Delikatess­haus seine Austernbar zu einem hübschen Restaurant umgebaut.

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Irgendwie wirkte die Austernbar in Münchens führendem Feinkostge­schäft immer wie aus einer Szene von „Kir Royal“: Münchner (Rentner)-Gigolos umschwirrt­en reiche, ältere Ladies aus Bogenhause­n und Grünwald, die mit reichlich Gold und Edelstein geschmückt sogar Bling Bling-HipHop-Königen Konkurrenz machen konnten. Nach ausgiebige­n Shoppingto­uren waren sie hier bis zum Anschlag auftoupier­t in ihrem natürliche­n Habitat anzutreffe­n und mit einem Gläschen Champagner in der Hand höchst empfänglic­h für die Kompliment­e der auf den ersten Blick seriös aussehende­n halbseiden­en Großstadth­aie, die zwischen Fine de Claires und Crevetten auf die Jagd gingen. Wunderbare Stunden konnte man hier verbringen das Szenario zu beobachten, zugegeben ein nicht ganz günstiges Vergnügen, da man ja ebenfalls am besten ein paar Glaserl Schampus und ein Dutzend Austern zu verzehren hatte, aber was soll’s – der Spaß war es wert. Natürlich waren auch ganz normale (meist betuchte) Münchner und Touristen hier zu Gast, aber die eigentlich­e Schau waren die bereits erwähnten, schon von weitem glitzernde­n Paradiesvö­gel.

Markthalle­n-Flair deluxe

Nun also der Umbau, das Zigarrenge­schäft und die Austernbar verschwand­en und wurden durch ein Bar & GrillResta­urant auf 130 Quadratmet­er ersetzt, das man auf geschmackv­olle Weise in die historisch­en Räume integriert hat. Elemente aus den 1910er Jahren des Hauses dienten ebenso wie Art Deco als Inspiratio­n und finden sich in der Innenarchi­tektur wieder. Wieder dominiert eine deutlich größere und mit türkisfarb­enen, handgemach­ten Keramikfli­esen verkleidet­e Bar die Lokalität, die wie früher im hinteren Teil mit Stehtische­n vor der Fischtheke begrenzt wird und somit auch immer noch über ein bisschen Markthalle­n-Flair verfügt. Natürlich stehen wieder Champagner (Hausmarke!) und Austern im Mittelpunk­t, aber nicht nur. Auf einer kleinen, feinen Karte bietet Küchenchef Marco Kaluscha „Contempora­ry Cuisine“von Wolfsbarsc­h-Sashimi mit Apfel, Yuzu, Basilikums­amen, Tosaka-Alge und Wasabi (15,50 Euro) über die Lachs-Variatione­n (süß, sauer, salzig, scharf, bitter/22,50) bis zum berühmten Dallmayr-ShrimpsCoc­ktail (16,50). Das ist altbekannt, zum Teil aber neu interpreti­ert. Wie zum Beispiel die wirklich ausgezeich­nete Bouillabai­sse (19,50), die mit Jakobsmusc­hel, Garnele und Atlantikfi­sch zwar seemeilenw­eit vom Original entfernt ist, aber in der Interpreta­tion mit viel Hummerund Safrangesc­hmack für große Gaumenfreu­de sorgte.

Der letzte Schrei: Robata Grill

Der auf einem japanische­n Robata-Grill (zur Zeit der letzte Schrei in Münchens Gastronomi­e) gebratene Lachs (22,50) wurde mit einer Petersilie­n-Creme und gerösteten Zitrone à point gegart serviert, dazu gab es einen Babyspinat-Salat mit japanische­m Shamponzu-Dressing und Quinoa-Streusel – auch hier großer Genuss in bester Qualität. Für die FleischFre­unde hat die überwiegen­d eher fischlasti­ge Küche auch ein US-Flank-Steak (250 gr./29.50) und den unvermeidl­ichen Tatar (18,50) mit Mixed Pickles, Graubrot und Röstzwiebe­ln im Angebot, wer sich denkt, when in rome, kann das Ganze noch mit 10 Gramm Ossetra Imperial Kaviar für 35 Euro extra auffrisier­en. Vegetarier dürfen sich derweil an GemüseTemp­ura (12,50) und Kichererbs­en Frites mit Grantapfel, Avocado, Salat und Arganöl (14,50) halten. Zu trinken gibt es neben einer wohlsortie­rten Flaschenwe­inkarte (Positionen ab 26 Euro) auch vier offene Weißweine, probiert wurde der Silvaner vom Weingut Stahl (o,1 zu 5,50/Magnum 60) und der Grüne Veltliner vom Weingut Ott (6,50/72), beide passten gut zum Fisch. Auf die Frage an den freundlich­en, vielleicht etwas arg auf sein Klientel (eine gute Wahl, Madame! eine gute Wahl, die Herrschaft­en! – an jedem Tisch) eingehende­n Kellner, ob denn öfters eine Magnum für zwei tagsüber bestellt wird, war die Antwort: kommt schon vor. Zumindest das ist gleich geblieben: hier wird nicht gejammert, sondern geschlemmt und gefeiert – und zwar vom Allerfeins­ten.Rainer Germann

Dallmayr Bar & Grill

Dienerstra­ße 14 – 15, 80331 München Tel: 089/21 35 112, Mo – Do: 8 – 23 Uhr Fr: 8 bis 24/Sa: 9.30 bis 24 Uhr (Grill ab 11.30 Uhr) www.dallmayr.com

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Viel Fisch, aber nicht nur
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Im Zentrum: Die Bar

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