In der Gegenwart
Griechen, Rumänen, Filmhochschulen, Nekes, Lux usw.
Beim 12. Rumänischen Filmfestival im Filmmuseum gibt es zwölf Programme mit neuen Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmen und viele Gäste. Im meisterhaft inszenierten Ensemblefilm Aniversarea / Der Geburtstag mit vielen Stars kommt eine Großfamilie in Bukarest zusammen, um den 94. ihres Clanchefs zu feiern. In Fixeur / Der Fixer recherchiert ein Journalist für ein französisches Team zum Thema Zwangsprostitution. In Bacalaureat / Die Reifeprüfung dem neuen Film von Cristian Mungiu, lässt ein Vater nichts unversucht, um seiner Tochter ein Spitzen-Abi zu verschaffen, soll sie doch, wenn es nach ihm geht, in England studieren. (Bis So 19.11.)
Bei der 31. Griechischen Filmwoche im Gasteig gibt es aktuelle Meisterwerke zuhauf. In Amerika Square droht in den Augen des arbeitslosen, rechtsradikalen Nakos „Überfremdung“, als in dessen Nachbarschaft Flüchtlinge aus aller Herren Länder einziehen. Sein bester Freund, der Tattoo-Künstler Billy, sieht die Lage gelassener, und hilft dem Syrer Tarek, der mit seiner Tochter eigentlich weiter will nach Berlin. In Forever verliebt sich ein U-Bahn-Führer in eine Ticketverkäuferin, und setzt alles daran, sie für sich zu gewinnen. Im Krimi The Other Me unterstützt Dimitris, ein Kriminologe mit Asperger-Syndrom, die Ermittlungen bei einem Serienmord-Fall. Hilfreich sind dabei der Satz des Pythagoras und ein Mathe-Prof. In Worlds Apart geht es um die Liebe, drei Paare, drei Generationen, die sich im Umbruchs-Athen begegnen. (Do 10. bis So 19.11. www.griechischefilmwoche.de)
Werner Nekes (1944-2017) war ein renommierter Experimentalfilmer, bekannt v.a. durch seine Sammlungen zur Vorgeschichte des Kinos. In ihrem Dokumentarfilm Werner Nekes – Das Leben zwischen den Bildern porträtiertUlrike Pfeiffer den Filmemacher, der u.a. mit Alexander Kluge, Christoph Schlingensief und Helge Schneider zusammengearbeitet hat. (Sa 11., So 12. u. Mi 15.11., Arena).
Sámi Blood, über ein Mädchen, das ihr Volk der Samen verlässt, Valeska Grisebachs Western und 120 BpM, der französische Oscarkandidat über AIDSAct-Up-Aktivisten in den 1990ern, sind die Finalisten um den Lux-Filmpreis 2017, der vom EU-Parlament ausgerichtet wird. Kostenlos zu sehen im City Kino, am So 12.11.
Edith Tudor-Hart (1908 – 1973) wuchs in Wien auf, war eine brillante Sozial-Fotografin, konnte 1933 nach England emigrieren, wurde u.a. Spionin für den KGB und hatte ein überreiches, bewegtes Leben. Peter Stephan Jungks Doku Auf Ediths Spuren ist ein sehr unterhaltsames Porträt seiner Tante. (Theatiner, So 12.11.)
Neokolonialismus und die Folgen. Das Kongo Tribunal versammelte die zentralen Akteure und Analytiker des Kongokriegs vor Ort in Bukavu, der vom Krieg betroffenen Bezirkshauptstadt nahe der Großen Seen, danach in Berlin zu einem großen Tribunal. Millionen Tote, straffrei gebliebene Täter, der Kampf um Rohstoffe, ethnische Gegensätze. Milo Raus Film Das Kongo Tribunal dokumentiert das „größenwahnsinnigste Kunstprojekt unserer Zeit“(Radio France), und diskutiert die Frage, was uns der Reichtum des Westens eigentlich wert ist, und wie lange wir „gut gemeinte Genozide“noch hinnehmen wollen. (Film und Symposium, Marstall, So 19.11.)
Watch if you can. Das 37. Festival der Filmhochschulen zeigt 44 Wettbewerbsbeiträge aus aller Herren Länder, von Australien bis Venezuela, StudentInnen der HFF München präsentieren neueste Werke, es gibt Vorträge, Partys, wie immer in der Hochschule für Fernsehen und Film und im Filmmuseum (filmschoolfest-munich.de, So 19. bis Sa 25.11.)
Bruno Schulz‘ Roman „Die Zimtläden“gehört zur Weltliteratur. !941/42 malte er, um sein Leben zu retten, Wandfresken für die Kinder eines SSFührers in dessen Haus im galizischen Drohobycz, die erst 2001 wieder entdeckt wurden. Mit Benjamin Geisslers Doku Finding Pictures erinnert das Theatiner an den 75. Jahrestag seiner Ermordung. (So 19.11.).