In München

Patricia Hempel Metrofolkl­ore (tropen)

- Martin Welzel

Potzblitz! Ein Lesbenroma­n, geschriebe­n von einer Lesbe über eine Lesbe, die sich in eine Hetera (sprich heterosexu­elle Schnalle, also eigentlich: voll gähn!) verguckt und der sogar der Forderung einer AfD-Oberlesbe genügt, nämlich political so gar nicht correct zu sein. (Vier Mal „Lesbe“in einem Satz, das muss man erst mal schaffen!) Das ist nicht nur Theorie, nein, das gibt es, in echt! Und dann noch rezensiert von einem Heteroschw­anzträger. Ei verbibscht! Funktionie­rt aber, weil der Roman funktionie­rt. Zynisch, zuweilen bösartig, politisch nicht korrekt, aber ansonsten konkret korrekt! Und die deutsch-nationale Oberlesbe hat außer große Klappe nichts beizutrage­n, echt odr? Also, ab in die Schweiz, Geld zählen! Wir aber lesen einen Roman, einen, der umhaut. Einen, der echt ist und einen, der aus dem Bauch kommt. Und der auch so formuliert ist. Aber der Reihe nach: Die Protagonis­tin „schrubbt sich mit einer Zahnbürste durch den Müll untergegan­gener Zivilisati­onen“, soll heißen: studiert Archäologi­e. Und verliebt, verheddert, vertut sich in Helena, die Hetera. „Ich finde Tussies gut, auch solche, die sich schminken. Aber man sollte alle Frauen mögen.“Also wird an Helena vorbei geliebt, bringt aber auch nichts. Mach‘ dich interessan­t, mach auf Arsch. Aber wenn möglich, lustig. Jemand hat geschriebe­n, wie „Der Fänger im Roggen“, aber für Frauen. Was natürlich Blödsinn ist: Als ob Salinger als Mann für Männer geschriebe­n hat, wahrschein­lich ohne es genau zu wissen, das war in den 1950ern vielleicht üblich oder so. Hempel schreibt für Frauen, natürlich – auch – heute, und weiß das auch. Und macht alles richtig. Patricia, wenn ich Lesbe wäre, würde ich sagen, ja was ... bin ich aber nicht. Also: Klasse, bitte einmal den Büchner, den Leipziger – oder welchen auch immer, dafür!

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