Takis Würger
Der Club
(Kein & Aber)
Wenn jemand vielleicht verzweifelt doch noch einen Grund sucht, sich den Abschied von einem Land schönzureden, in dem es Spitzenpolitiker gibt, die während ihrer Studentenzeit stolz ihre Genitalien in Paarhufer steckten oder ein überraschenderweise immer noch amtierender Außenminister einst zu einer Hochadels-Gang gehörte, die nach ausgelassenen Gelagen Gaststuben kurz und klein schlug, dann könnte man sich über diesen Anti-Snob-Roman erhitzen. Tatsächlich ist dem mehrfach ausgezeichneten „Spiegel“-Journalisten Takis Würger, der selbst einst in Cambridge studierte, viel mehr gelungen: „Der Club“erzählt eine dunkle Geschichte vom Dazugehörenwollen. Weil Hans, eine verschlossene, schüchterne Vollwaise aus Norddeutschland, ein ausdauernder, leidensbereiter Boxer ist, kann er sich in der Elite-Uni so etwas wie Respekt verschaffen, obwohl sonst alles gegen ihn spricht. Deutscher. Einfache Verhältnisse. Kein Gespür für die feinen, fiesen Codes der Distinktion. Dabei will Hans das alberne Oxbridge-Spiel, das für die meisten Studenten tödlicher Ernst ist, eigentlich gar nicht mitspielen. Seine Tante, eine kluge, kühle, unnahbare Hochschulprofessorin hat ihn aber darauf angesetzt, hinter den Club-Türen zu recherchieren. Im elitären Umfeld wird nicht nur gesoffen, geschnupft und gevögelt, es verbirgt sich dort noch viel Gefährlicheres – pure Menschenverachtung.