AUSSTELLUNGEN
Happy Birthday, ganz München feiert Goethes „Faust“, Paul Klees Geheimnis, Schmuck und der Tag der Archive.
Verweile doch! Du bist so schön
Wir werden alle älter. Auch die Sammlung Goetz . Sie wird dieses Jahr 25 – und das wird natürlich gefeiert. Nicht mit einer, nicht mit zwei – nein, mit drei Ausstellungen! Und zwar das ganze Jahr über. Naja, streng genommen ist es eine Ausstellung, die sich in drei Teilen präsentiert. Künstlerinnen im Dialog (22. Februar bis 13. Juli) lautet der Titel, und man könnte denken: Zeichen der Zeit erkannt. Irrtum, die Sammlung Goetz hat schon immer mit Gender-Bewusstsein gesammelt. Gruppenausstellungen ohne weibliche Künstler? Fehlanzeige. Dafür gab es in dem Oberföhringer Kubus des Schweizer Architekturbüros Herzog & de Meuron eine Menge Einzelausstellungen mit Künstlerinnen. Das ist das Verdienst von Ingvild Goetz, die 1984 ihre Münchner Galerie „Art In Progress“schloss und anfing, professionell aber privat Kunst zu kaufen. Über die Jahre hat sie eine große, international anerkannte Sammlung mit mehr als 5000 Arbeiten zusammengetragen. Mit 200 Werken von 40 Künstlerinnen gibt die dreigeteilte Jubiläumsausstellung also einen eher kleinen Einblick in das Goetzsche Gesamtwerk. Dafür ist die Bandbreite groß: Zeichnungen, Fotografien, Gemälde, Skulpturen, Filme … Der erste Teil beschäftigt sich mit der Aneignung von Techniken und Materialien aus dem Kunsthandwerk, der Werbung und dem Design. Ja klar, Rosemarie Trockel ist dabei, Pae White, Yayoi Kusama, Katharina Grosse, Jenny Holzer, Lucy Dodd oder auch die wunderbare Pop-ArtKünstlerin Sister Corita Kent. Was soll man sagen? Hingehen! Der zweite Teil der Geburtstagsausstellung startet am 29. Juni außer Haus im ehemaligen Luftschutzkeller im Haus der Kunst. Strictly Videokunst. Thema: Körper. Der dritte und letzte Teil findet dann wieder zuhause statt.
Irgendeinen Satz kann jeder auswendig. „Bin weder Fräulein, weder schön, kann ungeleitet nach Hause gehen.“Oder: „Ich bin der Geist, der stets verneint!“Oder: „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“Und natürlich des Pudels Kern. Wer in Deutschland lebt, kommt um den Faust nicht herum, und auch der Rest der Welt kennt Johann Wolfgang von Goethes Theaterstück, das 1808 zum ersten Mal unter diesem Titel als gedrucktes Buch erschien. Kein Wunder, die Story hat ja auch wirklich alles, was man braucht: Philosophie, Sex, Rausch und Mord. Das Drama und mit ihm die drei Hauptfiguren – der desillusionierte gelehrte Faust, der aufreizend böse Verführer Mephisto und das unschuldig fromme Gretchen – sind international bekannt und haben eine Vielzahl von Künstlern inspiriert. 150 Gemälde, Grafiken, Skulpturen, Fotografien, Vertonungen und Filme aus verschiedenen Ländern und Epochen zeigt die Ausstellung Ich bin Faust (23. Februar bis 29. Juli, Katalog) in der Kunsthalle München. Eugène Delacroix ist dabei, Charles Gounod, Max Beckmann, Martin Scorsese, Anselm Kiefer, Sigmar Polke, Robert Gernhardt, Candida Höfer oder Robert Mapplethorpe. Ein kleiner Einblick in die lange Rezeptionsgeschichte des deutschen Literaturklassikers, der uns bis heute beschäftigt. Wie viel Faust, Gretchen, Mephisto steckt in uns? Zeitgleich zur Ausstellung startet das FaustFestival München: „Ein Drama. Eine Stadt. Hunderte Events.“heißt es vielversprechend auf der Website, wo man das ganze Programm für die nächsten fünf Monate findet (faust.muenchen.de) – und das ist umfangreich: Ausstellungen, Konzerte, Filmvorführungen, Vorträge, literarische Veranstaltungen, Theaterproduktionen, Tanzvorstellungen, Partys, Führungen, ein Foto-Wettbewerb, eine Web-Serie ... und sogar ein eigenes FaustBier wird esgeben. Über 500 Veranstaltungen sind geplant, kein Wunder, es machen ja auch fast alle mit, die Bayerische Staatsoper, das NS-Dokumentationszentrum, die Kammerspiele, das Residenztheater, das Theatermuseum, der Paulaner am Nockherberg, der Gasteig und die WhiteBox – zusammen sind es über 200 Programmpartner. Am besten nehmen Sie sich für die nächsten fünf Monate nicht viel anderes vor und fangen gleich mal an, durch das große Angebot zu stöbern.
Und jetzt müssen wir schnell und ohne Umschweife weitermachen, wir haben nämlich noch Einiges vor. Also rüber ins Stadtmuseum. Dort präsentiert das Ausstellungsformat für junge Kunst „Forum 045“einen Kölner Künstler, der sich vor allem mit der Architektur der Nachkriegsmoderne beschäftigt: Arne Schmitt – Persönlichkeit und System (23. Februar bis 27. Mai) zeigt zwei aktuelle Fotoserien über zwei besondere Kölner Bauherren und Architekten. Weiter in die Pinakothek der Moderne zu Paul Klee. Konstruktion des Geheimnisses (1. März bis 10. Juni). Im Zentrum stehen die 1920er-Jahre, in denen Klee einer der prägenden Meister am Staatlichen Bauhaus war und sich mit den Herausforderungen einer technisierten, rationalisierten Welt auseinandersetzte. Der umfangreiche Münchner Bestand, zu dem Arbeiten wie „Der Vollmond“oder „Wachstum der Nachtpflanzen“gehören, wird durch 130 internationale Leihgaben ergänzt. Die Ausstellung zeigt Klee als denkenden Künstler, der in seinen Bildern die Grenzen des Rationalen auslotet, um sich mit dem Geheimnisvollen zu beschäftigen. Vom 7. bis zum 13. März leuchtet München nicht nur, es glitzert sogar. Das liegt an der Sonderschau Schmuck, der international bedeutendsten Messe für zeitgenössischen Schmuck, die alljährlich auf der Handwerksmesse München zu Gast ist – und das seit mittlerweile 59 Jahren. 912 Bewerbungen sind eingegangen, 65 Schmuckkünstler aus 21 Ländern hat Hans Stofer, ehemaliger Leiter der Schmuckklasse am Royal College of Art in London, ausgewählt. Als Klassiker der Moderne wird dieses Jahr der Schweizer Otto Künzli mit einer Retrospektive geehrt. Alle Schmuck-Veranstaltungen rund um die Sonderschau gibt es hier: ihm-handwerk-design.com. „Erinnern und Entdecken“ist das Motto der 24 Münchner Institutionen, die am bundesweiten Tag der Archive am 3. März ihre Türen öffnen. Insgesamt sind es 19 Standorte, mit dabei ist das Deutsche Museum, das Haus der Kunst oder das Archiv Geiger. Alle Orte, Zeiten und Führungen gibt es auf dem GemeinschaftsBlog der Münchner Archive: amuc.hypotheses.org