JAZZ NOTES
Spielt die heimische Mythen- und Sagenkultur eine Rolle?
Die Kunst des hohen Nordens
Oder liegt es an den Genen? An dieser berauschend schönen Natur? Der Eindruck, dass Musiker aus dem hohen Norden – warum auch immer – besonders inspiriert, kreativ und spirituell beseelt sind, täuscht jedenfalls nicht. Es hat schon seinen Grund, warum die Unterfahrt irgendwann auf die Idee kam, eine Konzert-Reihe namens The Norway of Jazz zu installieren. Die feiert in diesen Wochen ein stolzes Jubiläum. Es kommen die Sanges-Elfen Kristin Asbjørnsen (23.2.) und Silje Nergaard (8.3.), sowie die Bassistin (und Sängerin) Ellen Andrea Wang (2.3.) extra aus Skandinavien angereist, um ihr Land im Club zu repräsentieren. Das Konzert mit der Reihen-Nummer „100“gebührt einer Ikone des norwegischen Jazz, dem 72jährigen Bassisten Arild Andersen (6.3), der mit zwei der prominentesten Musiker einer anderen Generation gastiert: dem Pianisten Helge Lien und dem Schlagzeuger Gard Nilssen. ••• Ob das schweizerisch-deutsche Trio Mein Freund der Baum wohl besonders naturverbunden improvisiert? Das wird sich zeigen, wenn Bassklarinettist Rudi Mahall, Gitarrist Flo Stoffner und Schlagzeuger Paul Lovens in der Reihe „subsonicspace“im MUG von der Außenwelt abgeschirmt miteinander musizieren (23.2.). ••• München stand lange im Ruf, die deutsche Hauptstadt des Jazz-Mainstreams zu sein – aber schon vor zwei Dekaden bündelten unerschrockene musikalische Freidenker hier ihre Ideen und nahmen eine Imagekorrektur der hiesigen Szene in Angriff. Nun feiert das ICI Ensemble in verschiedenen Besetzungen das zwanzigjährige Bestehen mit einem zweitägigen MiniFestival (24. + 25.2.) im „Schwere Reiter“an der Dachauer Straße - unter dem Namen Sonar 2018. Am ersten Tag verbünden sich die Münchner mit der amerikanischen Trompeterin/Elektronikerin Liz Allbee, am zweiten Tag tun sich die Einheimischen mit dem Trio Now zusammen. ••• Saxofonistin Carolyn Breuer füllt am 24.2. das Millerzimmer im Künstlerhaus mit Musik. • • • Am 24.2. haben Instrumente in der Unterfahrt Pause – denn der a cappella-Chor Voicesintime unter Stefan Kalmer beschallt den Kellerraum. ••• „Jazz Moves“steht als Motto über dem heurigen BMW Welt Jazz Award. Aus Finnland reist der Trompeter Jukka Escola mit seinem Soul Trio zum Matinee-Wettbewerbskonzert an (25.2.). • • • Auch für Kinder ist in der Unterfahrt gelegentlich gesorgt: Am 25.2. läuft ab 15 Uhr der dritte Teil vom Mäusemusical Die Pecorinos – Käse in New York mit dem Panama Jazz Ensemble. • • • Big Band Nights: das zurecht verehrte Nürnberger Sunday Night Orchestra verschreibt sich dem Motto „Tenor Madness“und lud sich dafür einen gewichtigen Gastsolisten ein: den sonst in den Diensten der WDR Big Band stehenden Paul Heller (26.2.). Am 5.3. bevölkert dann die SJE-Bigband die Unterfahrt-Bühne. ••• Der temperamentvolle Kubaner Ramón Valle fordert am 27.2. den Steinway im Club. Er bringt den sonst aus dem Tingvall Trio bekannten Bassisten Omar Rodriguez Calvo sowie den Schlagzeuger Jamie Peet mit nach München. ••• Wesentlich ruhiger wird es wohl am nächsten Abend zugehen: der israelische Saxofonist Oded Tzur hat sich mit drei Musikern aus der Heimat angekündigt (Unterfahrt, 28.1.). • • • Auch Trompeter Florian Brandl musiziert in Quartett-Stärke – in der Bar Gabanyi (1.3.). • • • Schon erstaunlich, wie viele Jazzmusiker das exotische Aserbaidschan hervor gebracht hat. Zu den aufregendsten Exporten des Landes zählt die Pianistin Amina Figarova, die nun mit ihrem New York Sextett östlichwestliche Klänge anbietet (Unterfahrt, 1.3.). • • • Der Verein „Offene Ohren“hat vier Improvisatoren von Format ins MUG eingeladen: der Schlagzeuger Martin Blume, der Saxofonist und Klarinettist Tobias Delius, der Pianist Achim Kaufmann und der Bassist Dieter Manderscheid verlassen sich eher auf ihren Instinkt als auf vorbereitete Noten (3.3.). ••• Dass musikalische HeldenVerehrung nicht nur sinnfreies Nachäffen bedeuten muss, sondern zu ungeahnten Kreativitätsschüben führen kann, zeigt Saxofonist Till Martin mit dem Programm „Knit For Elly“, das er mit dem Pianisten Christian Elsässer und dem Bassisten Henning Sieverts in der Unterfahrt aufführt (3.3.). • • • Im Quartett Many Moons Ago sind zwei amerikanische Jazz-Veteranen aktiv, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen schon seit geraumer Zeit in Deutschland an nachfolgende Generationen weiter geben: der Vibrafonist David Friedman und der Pianist Bob Degen. Diese Beiden tauschen sich am 7.3. in der Unterfahrt mit dem Bassisten Markus Schieferdecker und dem Schlagzeuger Peter Perfido aus. Könnte lehrreich werden.