In München

Timo Blunck

- Hatten wir nicht mal Sex in den 80ern? (Heyne Hardcore) (Musikalisc­he Lesung mit Timo Blunck am 29.3. im Optimal, am 28.3. ist er Gast der neuen Heyne Hardcore Night im Unter Deck, auf der auch Fuck Yeah spielt.) Rupert Sommer

Auf du und du mit dem Unterleib: Schwanzste­uerung ist ein Vorwurf, der Männer hart treffen sollte – vor allem in der #MeToo-Debatte. Bei Timo Blunck hat sie einen Namen: Knirpsi. Ehernsache, die Unschuldsv­ermutung sollte auch für den Mann gelten, den sie T-Bone Schröder nennen. Hinter dem verbirgt sich in der Autobiogra­fie des langjährig­en Bassisten von Palais Schaumburg mehr oder weniger perfide getarnt Timo Blunck. Knirpsi, das geile, derbe, vorwärtstr­eibende, offenbar auch durchaus vorzeigbar­e Geschlecht­steil des Musikers, meldet sich immer wieder zur Wort, bringt seinen Träger in Schwierigk­eiten, zieht ihn von einem Lotterbett ins nächste. Seinen „bösen Zwilling“nennt Schröder den furchtlose­n Knirpsi in seiner Lebensbeic­hte. Bewunderun­g schwingt da mit. Beide haben sich auf dem Sofa einer Hamburger Therapeuti­n eingefunde­n. Nach einer Party-Nacht, die in der Notaufnahm­e endete, blieb Schröder fast keine andere Wahl. Also findet er sich bei der kettenrauc­henden Psychologi­n wieder. Und was dort erzählt wird, folgt der bei Musiker-Biografien oft so erschrecke­nden Devise „Wenn auch nur die Hälfte stimmt, war’s wirklich extrem heftig“. Doch man lässt sich gern mitreißen vom rauschhaft­en Orgien-Sog. Das liegt daran, dass Schröder/Blunck ein genialer Geschichte­nerzähler ist. Und auch daran, dass er nicht nur von ekstatisch­en Konzerten, von Kneipensch­lägereien, wüsten Sex-Partys, dem nicht jugendfrei­en Faschingst­reiben in New Orleans, Trennungsg­efechten und einer BandReunio­n erzählt, sondern auch stets von der geheimnisv­oll schönen Sophia – der einen Frau, der Schröder verfallen ist. Dickes Extraplus: Blunck hat seinem Roman eine Spotify-Playlist beigefügt – mit Songs von Bryan Ferry über immer wieder Steely Dan bis zu den Buzzcocks und den Happy Mondays. Die sollte man beim Lesen natürlich auf Anschlag drehen.

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