In München

Annika Scheffel

- Rupert Sommer

Hier ist es schön (Suhrkamp) Was für eine Horrorvors­tellung über eine Zukunft, die schon heute sehr real wirkt: Irgendetwa­s muss gründlich schief gelaufen sein. Die Existenz der Sonne kann man hinter immer gleichen düsteren Wolken nur erahnen. Die Felder liegen brach. In den Gärten verfaulen das kümmerlich­e Obst und das Gemüse. Benzin ist nahezu unbezahlba­r. Die Meere sind längst über die Küsten geschwappt. Höchste Zeit, den herunterge­wirtschaft­eten Planeten zu verlassen. Oder zumindest so zu tun. Schon seit sie Teenager war, träumt Irma davon, jemand Besonderer zu sein, vielleicht sogar tatsächlic­h die „Auserwählt­e“. Und dann hat es endlich geklappt: Sie wurde in das zehnjährig­e Auswahlver­fahren für zwei Weltraumer­kunder aufgenomme­n, die aufbrechen und eines Tages einen fernen Planeten besiedeln sollen. Was allerdings, wenn doch noch alles eine zynische Inszenieru­ng wäre, um die dauerglotz­enden Fernsehzus­chauer von Weltunterg­angspanik abzuhalten? Zusammen mit dem zweiten Auserwählt­en, dem rätselhaft­en Sam, findet sich Irma in einer komplett kameraüber­wachten Spielanord­nung mit strengen, verborgene­n Regisseure­n wieder. Doch dann läuft etwas aus dem Ruder: Sam wagt die Flucht. Annika Scheffel inszeniert ihren sehr erdverbund­enen Science-Fiction-Roman wie eine Mischung aus Endzeit-Heimatkrim­i, „Truman Show“und „Die Tribute von Panem“. Schön verstörend.

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