Annika Scheffel
Hier ist es schön (Suhrkamp) Was für eine Horrorvorstellung über eine Zukunft, die schon heute sehr real wirkt: Irgendetwas muss gründlich schief gelaufen sein. Die Existenz der Sonne kann man hinter immer gleichen düsteren Wolken nur erahnen. Die Felder liegen brach. In den Gärten verfaulen das kümmerliche Obst und das Gemüse. Benzin ist nahezu unbezahlbar. Die Meere sind längst über die Küsten geschwappt. Höchste Zeit, den heruntergewirtschafteten Planeten zu verlassen. Oder zumindest so zu tun. Schon seit sie Teenager war, träumt Irma davon, jemand Besonderer zu sein, vielleicht sogar tatsächlich die „Auserwählte“. Und dann hat es endlich geklappt: Sie wurde in das zehnjährige Auswahlverfahren für zwei Weltraumerkunder aufgenommen, die aufbrechen und eines Tages einen fernen Planeten besiedeln sollen. Was allerdings, wenn doch noch alles eine zynische Inszenierung wäre, um die dauerglotzenden Fernsehzuschauer von Weltuntergangspanik abzuhalten? Zusammen mit dem zweiten Auserwählten, dem rätselhaften Sam, findet sich Irma in einer komplett kameraüberwachten Spielanordnung mit strengen, verborgenen Regisseuren wieder. Doch dann läuft etwas aus dem Ruder: Sam wagt die Flucht. Annika Scheffel inszeniert ihren sehr erdverbundenen Science-Fiction-Roman wie eine Mischung aus Endzeit-Heimatkrimi, „Truman Show“und „Die Tribute von Panem“. Schön verstörend.