KINO Paare, Passanten
Liebe, Familie, Action, Doks
Glück empfinden. Politikwissenschaftler Jan (Anton Spieker) weiß, dass Egoismus die Welt regiert. So ist er nicht überrascht, als ihn sein Berliner Mitfahr-Anbieter versetzt. Dafür nimmt ihn Biologie-Studentin Jule (Mala Emde) in in ihrem Vintage-Wohnmobil, einem „303“, mit Richtung Spanien. Da will Jan seinen Vater kennenlernen. Jule will nach Portugal, um ihren Freund zu treffen. Die beiden sind so beredt, dass sie sich schnell in die Haare kriegen, wieder vertragen, alles diskutieren, was ihnen in den Sinn kommt, von Biologie bis Gott und die Welt. Sie kabbeln sich, sie verlieben sich. Der schöne „Wie-wir-Einander-Begegnen“Film 303 von Hans Weingartner („Die fetten Jahre sind vorbei“) vergeht wie im Flug, dank toller Texte und der zwei tollen Schauspieler. (Ab 19.7.)
Grenzen überschreiten. CIA-Antiterror-Experte Graver (Josh Brolin) versucht, den Zustrom von Terroristen über die mexikanisch-amerikanische Grenze zu stoppen und den mexikanischen Kartellen den Spaß am Geschäft zu verderben. Dabei kommt Auftragskiller Alejandro Gillick (Benicio del Toro) zum Einsatz, ein ehemaliger Staatsanwalt, dessen Frau und Tochter von den mexikanischen Mafiosi ermordet wurden. Der soll Isabela Reyes (Isabela Moner), die Tochter eines Schleuser-Königs, entführen, und so tödliche Auseinandersetzungen unter den Kartellen entfachen. Dem US-Verteidigungsminister (Matthew Modine) wird die Sache zu heiß, die stellvertretende CIA-Direktorin (Catherine Keener) muss die Aktion stoppen und Gillick ausschalten. Der hat aber längst andere Pläne … Sicario 2, unter der Regie von Stefano Sollima („Gomorrha“), ist spannendes, beinhartes, düster-naturalistisches Action-Kino vom Feinsten. (Ab 19.7.)
Toni (Kathrin Wolf), zwei Uni-Abschlüsse, wildes Leben, findet keinen Job. Also kehrt sie aus der großen Stadt zurück in ihr Heimatdorf. Klappt nicht so recht mit dem Neuanfang. Da lernt sie zum Glück die lebenslustige Sozialarbeiterin Rosa (Nadine Sauter) kennen. Landrauschen heißt das Identitätssuche-Drama von Lisa Miller. Per Crowdfunding finanziert. Max-OphülsPreis für den besten Film und das beste Drehbuch! (Ab 19.7.)
Polyamourös. Wenn die Sonne aufgeht über Kalokairi, der allerschönsten griechischen Insel, sitzt da schon wieder der Familienclan von Sophie (Amanda Seyfried) zusammen. In „Mamma Mia“(2008) hatte sie geheiratet und dabei versucht, mit Mama Donna (Meryl Streep) Vaterschaftsfragen zu klären: Sam (Pierce Brosnan), Harry (Colin Firth) und Bill (Stellan Skarsgard) kamen in Frage. Nun ist Sophie schwanger. Und sucht Rat und Hilfe bei Donnas alten Jugendfreundinnen und Mit-Musikantinnen Rosie (Julie Walters) und Tanya (Christine Baranski). Die erzählen ihr allerschönste HippieLebenslust-Legenden aus den 1970ern, als Donna die drei Jungs kennen und lieben lernte, schließlich reist noch Sophies Oma (Cher!) an … Mamma Mia! Here We Go Again ist ein flottes Filmmusical unter der Regie von Ol Parker. (Ab 19.7.)
Seenot. Frisch verliebt stechen Tami (Shailene Woodley) und Skipper Richard Sharp (Sam Claflin) von Tahiti aus in See. Bei einem Sturm wird Richard verletzt, und nun liegt es an Tami, das schwer beschädigte Segelboot und ihren Liebsten in einen rettenden Hafen zu bringen. Der isländische Hollywood-Import und Extremfilm-Spezialist Baltasar Kormákur („Everest“) liefert mit Die Farbe des Horizonts ein romantisches Survival-Drama mit jungen Erwachsenen, based on a true story, vor fantastischer südpazifischer Kulisse. (Ab 12.7.)
Stillstand. Als eines Tages zwei Offiziere die Feldmans aufsuchen, bricht für Michael (Lior Ashkenazi) und seine Frau Dafna (Sarah Adler) eine Welt zusammen. Ihr Sohn Jonathan (Yonaton Shiray) sei bei seinem Militärdienst an der Grenze zu den Palästinenser-Gebieten gefallen. Während sich Michael um die Trauerfeierlichkeiten kümmert, wächst seine Verzweiflung zu maßloser Wut. Zumal, als sich herausstellt, dass Jonathan noch am Leben ist … Foxtrot von Samuel Maoz, wechselt zwischen Realismus, absurdem Theater und Surrealem, diskutiert den Zustand der israelischen Gesellschaft und ihre Traumata. Der Film wurde in Venedig ausgezeichnet. (Ab 12.7.)
In der virtuellen Welt. Karl (Jonas Dassler) steht kurz vorm Abitur. Schreibt in seinem Blog „The Language of Many Others“. Beim Chatten bekommt er die Resonanz, die ihm zuhause fehlt. Wird anders, als er mit Doro (Lucie Hollmann) Sex hat. Die aber lässt ihn fallen. Was ihn so wütend macht, dass er ein Sexfilmchen ins Netz hebt, was Doros Mutter zur Weißglut bringt. Karls Online-„Freunde“helfen ihm: Verschaffen Karls Vater den gewünschten Großauftrag, erpressen Doros Mutter und sagen Karl beständig, was er tun soll … LOMO – The Language Of Many Others ist das mehrfach prämierte Debüt von Julia Langhof. Stimmengewirr. Meinungssog. Übers Sich Verlieren und Wiederfinden. (Ab 12.7.)
Auf sich gestellt. Will (Dwayne Johnson), Kriegsveteran und einst große Nummer beim FBI, zieht mit Frau (Neve Campbell) und zwei Kindern nach China. Schöner Job: Sicherheitschef im „The Pearl“, dem mit 240 Stockwerken höchsten Wolkenkratzer der Welt. Als in der 96. Etage ein Feuer ausbricht, können die Menschen in den Stockwerken darüber nicht fliehen. Und während Will Probleme löst, versucht er nebenbei, den Brandstiftern auf die Spur zu kommen … Skyscraper ist wuchtiges Actionkino, geschrieben und gefilmt von Rawson Marshall Thumber. (Ab 12.7.)
Schenkelklopfer. Die Vermont State Troopers Rabbit (Erik Stolhanske), Favra (Kevin Heffernan), Mac (Steve Lemme), Thorny (Jay Chandrasekhar) und Foster (Paul Soter) haben ihren Job verloren. Da ruft sie ihr alter Chef O’Hagen (Brian Cox) zu Hilfe. Beim Vermessen kam auf, dass ein Eck von Kanada zu Vermont gehört. Da sollen die Jungs jetzt für Ruhe und Ordnung sorgen. Was der (ex)kanadischen Bevölkerung, dem Bürgermeister (Rob Lowe) und seinen Mounties missfällt … Auch 17 Jahre nach „Super Troopers“schlägt das Sequel Super Troopers 2 des ComedyQuintetts Broken Lizard exakt den selben Ton an. Für große Jungs. (Ab 12.7.)
Endlich Urlaub. Damit der gebeutelte Drak (deutsche Stimme Rick Kavanian) auch mal ausspannen kann vom Betreuen seiner Gäste im Hotel, geht die Monster-Familie auf Kreuzfahrt. Bei der Traumreise gibt’s Monster-Volleyball, Teintauffrischung im fahlen Mondlicht, exotische Ausflüge … Und Drak verliebt sich, nach Jahrhunderten der romantischen Abstinenz, neu in Kapitänin Ericka. Die aber hütet ein gefährliches Geheimnis … Hotel Transsilvanien 3 – Ein Monster Urlaub heißt der Animations-Spaß unter Regie von Genndy Tartakovsky. (Ab 16.7.)
Na, so einfach is des ned mi’m Sterben. Der Lenz ist 89, und es langt ihm gradaus. Aber da san ja no alle anderen, in seiner Raststätte an der B 12 zwischen Passau und München, gleich hinter Hohenlinden. Der Sohn und die Schwiegertochter, die sich liebevoll um ihn kümmern, die alten Freunde, die ihm die Treue halten. Jammern duad a hoid, der oide Mo. Aber gscheit glebt, gscheit gred und glacht werd scho a. B12 – Gestorben wird im nächsten Leben ist eine sehr zugeneigte HeimatDoku von Christian Lerch. Den kennt man als Schauspieler vom Theater, bei Franz Xaver Bogners Serien, als Drehbuchautor, z.B. von Marcus H. Rosenmüllers „Wer früher stirbt, ist länger tot“(!) usw. Schee zum O’schaugn. (Ab 19.7., Preview mit Regiegespräch am 18.7. im Monopol)
Im Juli 2018 wäre der schwedische Regisseur Ingmar Bergman 100 Jahre alt geworden, der, lang ist’s her, einmal ein großes Vorbild für viele AutorenFilmer war. Margarethe von Trotta, einst von ihm inspiriert, widmet ihm mit Auf der Suche nach Ingmar Bergman ein großes Doku-Porträt. – Seine berühmten Filme, „Das siebente Siegel“, „Szenen einer Ehe“, „Wilde Erdbeeren“usw. sind bei den Filmkunstwochen zu sehen! (Ab 12.7.)
Inspirierend. Cecil Beaton (1904 – 1980) war Dandy, Innenarchitekt, Kostümdesigner, ein begnadeter Fotograf, porträtierte Marilyn Monroe, stylte Audrey Hepburn, verkehrte mit Greta Garbo, entwarf Sets und Kostüme für „My Fair Lady“und Gigi“, arbeitete für die Vogue und Harpers Bazaar, und war Hoffotograf bei den Royals … Lisa Immordino Vreeland hatte für ihr DokuPorträt Love, Cecil Zugriff auf Filme, Fotos, Zeichnungen, Briefe und Zeitzeugeninterviews. (Ab 12.7.)
UND AUSSERDEM: (siehe auch Film-ABC)
Dichter werden. Will der junge Alejandro Jodorowsky in den 1940er Jahren. Emanzipiert sich vom bürgerlichen Elternhaus in Santiago de Chile und findet in Avantgarde-Künstlerkreisen Freunde und Verständnis. Endless Poetry – Poesía sin fin ist der Mittelteil seiner autobiografischen Trilogie, ein herrlich manieristischer Bildersturm mit skurrilen Gestalten und circensischen Überraschungen. (Werkstattkino, ab 20.7.)
Karl Ritter. Wurde als Leopold Karasek berühmt in Ostbahn Kurtis Projekt „Chefpartie“, ist „Extremgitarrist“und ein Klangforscher auf der Gitarre. Walter Größbauer hat ihn mit seiner Doku Guitar Driver über ein Jahr begleitet. (Ab 12.7.)
Techno-Pop, Japan. Nomura Schible porträtiert in seiner faszinierenden Doku Ryuichi Sakamoto: Coda den weltbekannten Komponisten und Filmmusiker. Er schrieb die Musiken u.a. für Oshimas „Furyo – Merry Christmas, Mr. Lawrence“, für Bertoluccis „Der letzte Kaiser“… Meditativ. (Ab 12.7.)
Mit einer Crowdfunding-Kampagne haben junge Menschen einen alten Fischkutter gekauft und von 2015 bis 2017 14.000 Menschen im Mittelmeer gerettet. Jetzt liegt das Schiff, beschlagnahmt, im Hafen von Lampedusa. Iuventa von Michele Cinque dokumentiert das Geschehen. (Werkstattkino, Di/Mi 24./25.7.)
In Los Versos del Olvido – Im Labyrinth der Erinnerung von Alireza Khatami versucht ein alter Friedhofswärter die Leiche einer jungen Frau, die von Militärs getötet wurde, würdig zu bestatten. Ein allegorischmagisches Drama (Werkstattkino, nur So/Mo 15./16. und So 22.7.)
In Lost in the Living von Robert Manson kommt ein junger Ire mit seiner Rockband nach Berlin. Verliebt sich in Sabine, die aber einen Freund hat und kriegt Ärger mit seiner Band. (Werkstattkino, ab 13.7.)
In Lucrecia Martels Historiendrama Zama wartet ein spanischer Kolonialbeamter im 18. Jahrhundert in einem Kaff auf seine Versetzung nach Buenos Aires. Als die auch nach Jahren nicht kommt, schließt er sich einer Gruppe von Soldaten an, die Banditen jagen. (Werkstattkino, ab 13.7.)