KABARETT Bayerischer Intrigenstadl
Neue Sex- und Seehofer-Weisheiten für wirklich Hartgesottene
Immer mehr #MeeToo-Opfer melden sich zu Wort. Und nicht nur auf Filmsets und Theaterbühnen geht die Sittenpolizei um. Höchste Zeit, sich auf ein Expertenwort zu verlassen. Warum also nicht eine Sprechstunde bei Dr. G. Sprüngli, hinter dessen blütenreiner Sextherapeutenweste sich der Schweizer Humorroutinier Christian Überschall verbirgt, buchen? Dank der Gnade seiner frühen Geburt hat er die Sexuelle Revolution der Sixties saftig miterlebt. Damals fingen – folgt man Sprünglis Gedankensprüngen – Frauen an, aktiv am Geschlechtsverkehr teilzunehmen. Merklich entspannter wurde das Miteinander seitdem allerdings dummerweise trotzdem nicht. Nun rollt die Digitale Revolution über die unvorbereitete Menschheit hinweg. Sie hat nicht nur die Geschlechtsverkehranbahnung dramatisch beschleunigt, sondern auch zu sonderbaren Vereinzelungstendenzen geführt. Nun will der umtriebige Wissenschaftler wissen, wie die lebenslange Zweierbeziehung in nur einer Generation zum Auslaufmodell verkommen konnte. Christian Überschall klärt das mit Überdruck. „Zwei Menschen sind für eine harmonische Beziehung einfach zu viel“, sagt er. Ob er wohl Recht hat? (Gasteig Kleiner Konzertsaal, 18.7.)
Trautes Familienglück ist auch nur so eine Hoffnung, die sich Tina Häussermann schon lange nicht mehr gönnt. Als zweifache Mutter und einfache Ehefrau hat sie mittlerweile den schwarzen Gürtel in „Futschikato“. Immer wieder erwischt sich Häussermann beim Tagträumen – etwa mit dem Wunsch, ihren Gatten kurzerhand per DHL zu verschicken. Doch dann auch das: Action! Während andere in buddhistischer Gelassenheit versinken, haut die gute Frau auf den Tisch. Sehr erfrischend das Ganze! (Lach- und Schießgesellschaft, 20.7.)
Futschikato ist bald, schnüff, auch das lang gespielte, aber eben doch noch neue Programm von Andreas Giebel. Langsam hat es sich ausgerauscht in den Bäumen. Derniere! (Lustspielhaus, 21.7.)
Gar nicht aufhören mit dem Wortwitzeln kann Willy Astor. Mit seinem aktuellen Programm „Kindischer Ozean“begeistert er kleine und große Träumer. (Lustspielhaus, 22.7.)
Wirklich neue Fenster stößt Mario Lucic auf, der erstmalig in diese so gerne weltoffene Stadt kommt. Sein Solo „Adoleszenz“erzählt von den Turbulenzen einer noch gar nicht so lange zurückliegenden Vergangenheit – von erschreckend genau nachgezeichneten narkotischen Erlebenissen, den oft banalen Abenteuern eines Azubis und zum Glück auch von der ersten großen Liebe. (Schlachthof, 20.7.)
So ein bisschen verflüchtigen möchte sich auch Wolfgang „Wolle“Ettlich – zumindest als Co-Betreiber der legendären Berlin-Schwabinger-Kleinkunstbühne, die in der Hälfte seinen Namen trägt. Für die Festwochen zu seinem Abschied kommen viele Weggefährten und Bewunderer – darunter unter anderem der leibhaftig komische Ex-Oberbürgermeister und Nebenerwerbskomiker Christian Ude (26.7.) und Helmut Schleich mit einem „brandaktuellen Best-of“. Wer könnte die perfiden, bedrohlich verschlungenen Seehofer-Hirnwindungen besser entlang kriechen als der markig-markante Bayernpotentatenversteher? (Heppel & Ettlich, 23.7.) R. Sommer