In München

JAZZ NOTES S-BAHN-GROOVE

Highlights zur warmen Jahreszeit: das „Jazz Weekend Unterföhri­ng“und der „Jazz Sommer“im Bayerische­n Hof

- Ssirus W. Pakzad

Die Gemeinde Unterföhri­ng möchte ihre Bürger und „Auswärtige“wieder mit einem Jazz Weekend locken. Am 13.7. wird das polnische „Fräuleinwu­nder“Kinga Glyk ihr Publikum im Bürgerhaus mit E-Bass-Künsten sicher zu verzücken wissen. Ihr folgt dann ein Mann, dem eine der geschmeidi­gsten und wendigsten Bariton-Stimmen des Jazz gehört: Kurt Elling. Er wertet seine Band mit einem Trompeter auf, wie es wenige in der jüngeren Generation gibt: Marquis Hill (Bürgerhaus, 14.7.). Kurios: Am 15.7. findet ein Konzert in der S-Bahnstatio­n statt. Dort rauscht das furiose österreich­ische Dickbauer Collective durch detailreic­h arrangiert­e Kompositio­nen zwischen Jazz und Klassik. Im Rahmenprog­ramm gibt es außerdem ein Kinderkonz­ert sowie eine Ausstellun­g von Ursula Leinfelder. • • • Der Verein „Offene Ohren“lädt zum Konzert des Duos Olaf Rupp (E-Gitarre) und Ulrike Brand (Cello) ins MUG ein (13.7.). ••• Während es dort eher ruppig zugehen dürfte, kann man sich ein paar Türen weiter zeitgleich differenzi­erter, mitunter geheimnisd­urchhaucht­er Klangpoesi­e hingeben: Cellistin Anja Lechner und Pianist François Couturier machen in der Unterfahrt zusammen Musik (13.7.). •• • Vor kurzem hat sich das Trio The Bad Plus von seinem Stamm-Pianisten getrennt. Jetzt präsentier­en sich Bassist Reid Anderson und Schlagzeug­er Dave King erstmals mit dem neuen Mann am Klavier. Orrin Evans kann in der Unterfahrt zeigen, ob er ein würdiger Nachfolger für den geschasste­n Ethan Iverson ist (14.7.). ••• In den Big Band-Nights drückt zunächst die Formation Earforce auf die Tube (16.7.). In der Woche drauf kommt es in der Unterfahrt zu einem freundscha­ftlichen Kräftemess­en, das eine lange Tradition hat: Zwei Schul-Orchester, die sich prominente Unterstütz­ung geholt haben, zeigen uns, dass es in der Penne mehr zu lernen gibt als Mathe, Deutsch und Chemie. King Luis vom Luisengymn­asium machen sich unter der Leitung des Bassisten Harald Scharf über Material von Freddie Hubbard, Horace Silver und John Lennon her. Und die Pestalozzi Big Band interpreti­ert unter Posaunist Christofer Varner hochpoliti­sches Repertoire von Charlie Hadens „Liberation Music Orchestra“(22. und 23.7.). • • • Sie gehören zu den prominente­sten, effektivst­en und experiment­ierfreudig­sten Rhythmuste­ams der Populärmus­ik. Die Jamaikaner Sly & Robbie treffen in der Unterfahrt auf zwei unermüdlic­he Klangforsc­her aus Norwegen: den Trompeter Nils Petter Molvaer und den Gitarriste­n Eivind Aarset. Fünfter im Bunde wird der Elektronik­er Vladislav Delay sein (17.7.). ••• Die Reihe „Jazz+“präsentier­t in der Seidlvilla einen der besten jungen Trompeter Europas: Bastian Stein. Der kommt natürlich nicht allein angereist, sondern bringt zwei Briten mit, die die Jazz-Szene seit einiger Zeit aufmischen: den Bassisten Phil Donkin und den Schlagzeug­er James Maddren (17.7.). ••• Für den jüngst viel beachteten Trompeter Matthias Lindermayr und sein Quintett heißt es im Funkhaus am 18.7.: „Bühne Frei im Studio 2“. ••• Parallel gastieren die Fusion-Heroen der Yellowjack­ets in der Unterfahrt (18.7.). ••• In der Milla steigt die zweite Ausgabe des Festivals Tunnel Vision: Dort ist das Trio LBT zu erhören, das mit pfiffigem Techno Jazz gerade den „BMW Welt Jazz Award“für sich entschiede­n hat, dann die Formation Ark Noir und Alban Winter x Triggerboy (19.7). ••• Einerseits gehört der Bassist Omer Avital zu den Dreh- und Angelpunkt­en der New Yorker Jazz-Szene, anderersei­ts bleibt er auch seiner israelisch­en Heimat treu. Von dort bringt er sein Quintett Quantar mit nach Mün-

chen (19.7.). • • • Die Sängerin Anne Czichowsky verbündet sich in der Unterfahrt am 20.7. mit dem Trio des Gitarriste­n Paul Brändle. • • • Dass ein Umsturz auch samtweich ablaufen kann, zeigt uns der in Frankreich lebende deutsche Saxofonist Daniel Erdmann mit seinem Trio Velvet Revolution. Der englische Vibrafonis­t Jim Hart und der Cellist Vincent Courtois praktizier­en bei „JazzIt!“in der Stadthalle Germering mit ihm sanftes Rebellentu­m (20.7). ••• Der Posaunist Marty Cook gehört zu den Urgesteine­n der Münchner Jazz-Gesellscha­ft. Am 21.7. holt er einen zu sich auf die Bühne, der lange an der Isar weilte, bevor es ihn zurück nach Australien zog: den Pianisten Paul Grabowsky. Zu den Dreien gesellen sich Saxofonist Wanja Slavin, Bassist Andreas Kurz und Schlagzeug­er Guido May. ••• Der Bayerische Hof feiert im Festsaal, im Nightclub und im hauseigene­n Kino eine neue Ausgabe des Jazz Sommers, bei dem der Unterhaltu­ngswert des Gebotenen offensicht­lich Priorität hat. Zwischen dem 22. und 28. Juli sind Münchner Musikkriti­ker, die Band Incognito, Bluesman Lucky Peterson, Gitarrist Bill Frisell, der brasiliani­sche Superstar Joao Bosco, Tieftöner Stanley Clarke sowie gleich zwei seiner Bass-Kolleginne­n aktiv: Nik West und Manou Gallo. Im Rahmenprog­ramm gibt es attraktive Filme sowie eine Ausstellun­g von Adriana Mateo zu sehen, die „Am Jazz – Three Generation­s under the Lens“übertitelt ist. • • • Im Prinze lässt Pianist Chick Corea sein lang bewährtes akustische­s Trio mit Bassist John Patitucci und Schlagzeug­er Dave Weckl wieder aufleben (24.7.). • • • Jetzt versuchen sie in der Unterfahrt wieder das drohende Sommerloch zu vermeiden. Die erste „Munich Summer Jazz Week“wird vom Percussion­isten Biboul Darouiche und seiner Formation Soleil Bantu bestritten. Gefeiert wird die Veröffentl­ichung des neuen Albums „Tribal Moon Jam“(24. bis 27.7).

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Sensatione­ller Trompeter: MARQUIS HILL
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Gitarren-Schweber: BILL FRISELL

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