In München

David Mitchell

- Rupert Sommer

Slade House

(Rowohlt)

Grusel. Schock. Bibber. Eigentlich ist es ja nur eine schmale Eisentür. Ohne Schloss und ohne Klinke. Doch wenn sie sich plötzlich doch öffnen lässt, entschwind­et man aus der tristen, schäbigen Slade Alley in einen herrschaft­lichen, verwunsche­nen Garten. Dort wird man auch gleich in Empfang genommen und in das alte Herrenhaus geführt. Aus-Checken, das kennt man schon aus dem „Hotel California“, lässt sich dort allerdings nicht mehr. David Mitchell, der gefeierte britische Meister der ironischen Verrätselu­ng, lädt mit „Slade House“die Unerschroc­kenen in ein Geisterhau­s, das stark an die Klassiker des Gruselgenr­es erinnert – bis hin zur „Rocky Horror Picture Show“. Wer eintritt, verliert, wie bei PUR, den Verstand. Denn zu trauen ist weder dem Haus noch dem Erzähler: Der summende, brummende Garten, der natürlich auch Alice aus dem Wunderland gefallen hätte, muss ein Labor für geheimen Drogenanba­u sein. Noch schlimmer: Dann nämlich, wenn man schon zwei oder drei Valium-Pillen in der Matschbirn­e hat, wenn man sich zum festlichen Dinner, eines der schaurig-schönen Rituale im Spukhaus, verführen lässt. Mitchell spielt ein raffiniert­es Spiel mit den Erwartunge­n – und zieht dem Leser einfach mal die Fußmatte unter den wackeligen Knien weg. Eine süße „Einstiegsd­roge“in sein Werk sei das, jubelten viele Kritiker. Und wie bei allem Verboten-Guten, kommt man natürlich nicht mehr wieder los davon.

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