David Mitchell
Slade House
(Rowohlt)
Grusel. Schock. Bibber. Eigentlich ist es ja nur eine schmale Eisentür. Ohne Schloss und ohne Klinke. Doch wenn sie sich plötzlich doch öffnen lässt, entschwindet man aus der tristen, schäbigen Slade Alley in einen herrschaftlichen, verwunschenen Garten. Dort wird man auch gleich in Empfang genommen und in das alte Herrenhaus geführt. Aus-Checken, das kennt man schon aus dem „Hotel California“, lässt sich dort allerdings nicht mehr. David Mitchell, der gefeierte britische Meister der ironischen Verrätselung, lädt mit „Slade House“die Unerschrockenen in ein Geisterhaus, das stark an die Klassiker des Gruselgenres erinnert – bis hin zur „Rocky Horror Picture Show“. Wer eintritt, verliert, wie bei PUR, den Verstand. Denn zu trauen ist weder dem Haus noch dem Erzähler: Der summende, brummende Garten, der natürlich auch Alice aus dem Wunderland gefallen hätte, muss ein Labor für geheimen Drogenanbau sein. Noch schlimmer: Dann nämlich, wenn man schon zwei oder drei Valium-Pillen in der Matschbirne hat, wenn man sich zum festlichen Dinner, eines der schaurig-schönen Rituale im Spukhaus, verführen lässt. Mitchell spielt ein raffiniertes Spiel mit den Erwartungen – und zieht dem Leser einfach mal die Fußmatte unter den wackeligen Knien weg. Eine süße „Einstiegsdroge“in sein Werk sei das, jubelten viele Kritiker. Und wie bei allem Verboten-Guten, kommt man natürlich nicht mehr wieder los davon.