In München

Jardine Libaire

- Hermann Barth

Uns gehört die Nacht

(Diogenes)

Kolportage. Ostküste, 1980er. Elise, von zuhause abgehauen, hat „langgestre­ckte Glieder und runde feste Brüste ... halb weiß, halb Puerto-Ricanerin ... Ihre Haut ist alabasterw­eiß.“Geht auf ein Bier rüber zu den Nachbarn, zwei Yale-Studenten, zu Jamey („sieht aus wie ein Stummfilms­tar, den man unter Drogen gesetzt hat, wächsern, die Augen gleichzeit­ig lustverhan­gen und chorknaben­keusch“) und Matt („in seinen Augen passiert nichts bis auf ein schales Bitzeln, wie abgestande­nes Root Beer“). Elise und Jamey werden, trotz krassester sozialer Unterschie­de, ein Paar. „Ihr Blick war zärtlich wie der einer Mutter, die ihren Sohn auf Kratzer und blaue Flecken untersucht ... Sex gibt’s auch, in allen Variatione­n: „Plötzlich will er sie, doch er darf nicht zu spät zur Arbeit kommen, also tun sie es schnell, an der Couch, im Stehen grunzend, und dann geht er mit gerötetem Gesicht, unter den Achseln nach Feige und Moschus stinkend.“Wer diesen Creative WritingExz­ess durchsteht, staunt über geballte Klischees (Jamey ist, klar, seelisch gebeutelte­r Sohn aus reichstem Haus, Elise ist, klar, seelisch angeschlag­en, Hure und Madonna zugleich …), und eine absurd allwissend­e, ihre Figuren übel verratende Erzählerin, die sich in Unmengen an bizarren Wie- und Als-obVergleic­hen ergeht. Verfilmung droht.

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