Musikalische Landpartie
Klassisches diesseits und jenseits der Stadtgrenzen
Während sich Münchens Traditionsorchester in der wohl verdienten Sommerpause befinden oder einzelne Mitglieder auf diversen Festivals zu Gange sind, nutzen andere das objektiv betrachtet eigentlich gar nicht mal so große Sommerloch, um sich selbst zu positionieren. So etwa die Musikakademie der Studienstiftung des deutschen Volkes, die sich im August im Gasteig eingemietet hat. Und die Dimensionen der Philharmonie braucht es für das aktuelle Projekt der jungen Musikerinnen und Musiker auch. Sie haben sich diesmal Gustav Mahlers Achte, die sogenannte „Sinfonie der Tausend“vorgenommen. Mit im Boot sind dabei gleich fünf Gesangsensembles, wie unter anderem der Münchner Motettenchor, deren Einstudierung Christian Jeub übernimmt. Bei den Solisten finden sich unter anderem die Namen von Ania Vegry, Ruth-Maria Nicolay, Christian Voigt und Martin Gantner. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Martin Wettges, der in München jüngst mit den „Carmina burana“beim Various Voices Chorfestival bewiesen hat, dass er weiß, wie man mit singenden Massen umgeht. (26.8. Philharmonie)
Groß denken, das tut man auch beim Carl Orff-Festival, das nach einer Zwangspause nun unter neuer Leitung einen zweiten Anlauf startet. Wobei man nun nicht mehr nur auf Andechs fokussiert ist, sondern rund auch um den Ammersee mit Konzerten und Co aufwartet und dabei auch den musikalischen Bogen weiter spannt. So finden sich etwa bei einem Abend im Florian Stadl, der unter dem Motto „Das Weltenrad dreht sich“steht, neben Werken des Namespatrons ebenso Auszüge auch Johann Sebastian Bachs „Das wohltemperierte Clavier“, sowie Musik von Béla Bartók und George Crumb. Bestritten wird diese bunte Mischung von den beiden Perkussionisten Simone Rubino und Viviane Vasileva, sowie dem Duo d’Accord, das unter anderem mit einer neuen Bearbeitung von Ravels Bolero für zwei Klaviere zu erleben ist. (9.8. Kloster Andechs)
Und natürlich ist auch der künstlerische Leiter Wilfried Hiller im Konzertkalender mit einem seiner eigenen Werke vertreten. Wobei sich der ehemalige Orff-Schüler mit seiner „Schöpfung“gegen die „Laudes creatuarum“seines Lehrmeisters antritt. Zu hören sind hier die Singphoniker, sowie das Ensemble „Drumaturgia“mit Carl Amadeus Hiller, Thomas Sporrer und Takuya Taniguchi, die exotisches Schlagwerk zur Besetzung beisteuern. (12.8. Heilig Kreuz Kirche, Schondorf)
Wen es noch weiter hinaus treibt ins Umland, der wird unter anderem im Chiemgau fündig, wo am Fuße der Kampenwand Festivo, das kleine aber feine Kammermusikfestival lockt. Dort lädt man etwa zum „Almrausch“mit Musik von Bartok, Brahms und Mendelssohn. Interpretiert von renommierten Künstlerinnen und Künstlern wie Muriel Cantoreggi, Johannes Erkes oder Floris Mijnders, die hier gemeinsam mit den Festivo Festival Strings in Erscheinung treten. (8.8. Schlossbergalm Hohenaschau)
Und in gleicher Besetzung bestreitet man kurz darauf ebenfalls das große Abschlusskonzert, bei dem neben Serenaden von Tschaikowsky und Elgar der „Apollon musagète“von Igor Strawinsky im Zentrum steht. (12.8. Festhalle Hohenaschau)
Etwas leichter mag man es dagegen im Brunnenhof der Residenz, wo man für eine „Notte Italiana“natürlich auf dem Motto entsprechende südländische Temperaturen hofft. Stehen mit Auszügen aus Verdis „La Traviata“und Puccinis „Tosca“doch zwei der großen Klassiker aus dem Geburtsland der Oper auf dem Programm. Und auch für Mozarts „Così fan tutte findet sich noch Platz, die auf den ersten Blick zwar etwas aus dem Rahmen fällt, zumindest aber mit dem Schauplatz Neapel punkte. Es singen Oxana Arkaeva, Rafael Cavero und Jorge Martinez unter der Leitung von Markus Elsner. (19.8. Residenz Brunnenhof)
Tobias Hell