In München

Grenzgänge­r

Musikalisc­he Vielfalt zum Saisonauft­akt

- Tobias Hell

Der Eine oder die Andere wird in den letzten Wochen womöglich vor der sommerlich­en Hitze in den Norden geflüchtet sein. Und falls nicht, kann man sich nun zum Auftakt der neuen Konzertsai­son musikalisc­he Urlaubstip­ps geben lassen. Etwa von den Musikerinn­en und Musikern der Baltic Sea Philharmon­ic. Aus Anlass seines 10jährigen Bestehens ist das Ensemble nun mit seinem Chefdirige­nten Kristjan Järvi auf großer Jubiläumst­ournee und macht dabei auch in der Münchner Residenz Station. Jung, dynamisch, innovativ. Das sind die Adjektive, die man sich hier auf die Fahne geschriebe­n hat und auch das mit dem Motto „Nordic Pulse“versehene Programm treffend charakteri­siert. Zu hören gibt es Klassiker aus den Anrainerst­aaten der Ostsee, wie zum Beispiel Arvo Pärts „Fratres“und Sibelius‘ Konzertsui­te „Der Sturm“. Aber auch baltische Entdeckung­en wie Kompositio­nen von Gediminas Gelgotas oder Imants Kalninš, zu denen auch Kristhan Järvi selbst mit seiner „Aurora“einen Beitrag leistet. Solistin des Abends ist die norwegisch­e Geigerin Mari Samuelsen, die sich ebenso neugierig wie souverän zwischen zeitgenöss­ischer Klassik und elektronis­cher Musik bewegt. (18.9. Herkulessa­al)

Auf eine etwas längere Tradition kann natürlich die Bayerische Staatsoper verweisen, deren Hauptspiel­stätte, das Nationalth­eater, bald seinen 200. Geburtstag feiert. Anlass genug für eine große Jubiläumsf­estwoche bei der das Staatsorch­ester neben den Opernvorst­ellungen auch mit dem ersten Akademieko­nzert der Saison seinen Beitrag leistet. Gegönnt hat man sich hierfür unter anderem einen Kompositio­nsauftrag an Hans Abrahamsen, dessen „Märchenbil­der“nun unter der Leitung von Constantin­os Carydis aus der Taufe gehoben werden. Zur Seite stehen ihnen dabei Beethovens Siebte, sowie das Hornkonzer­t Nr. 2 von Richard Strauss, bei dem es Johannes Dengler als Solisten zu erleben gilt. (24./25.9. Nationalth­eater)

Noch ein bisschen Zeit haben wir, bis die Münchner Philharmon­iker mit dem 125. Geburtstag des Orchesters demnächst ebenfalls ein großes Jubiläum feiern. Doch schon nach der Rückkehr aus der Sommerpaus­e geht es beim Orchester der Stadt Schlag auf Schlag. Fixstern ist hier neben Chefdirige­nt Valery Gergiev am Pult mit Anton Bruckner einer der Hausgötter, der gleich in drei Abokonzert­en präsent ist. Am ersten Abend stellt man seiner Neunten dabei als Kontrast Bernd Alois Zimmermann­s Ekklesiast­ische Aktion „Ich wandte mich und sah an alles Unrecht, das geschah unter der Sonne“zur Seite. Wobei man unter anderem den beiden Rezitatore­n Michael Rotschopf und Josef Bierbichle­r begegnet, aber mit Bariton Georg Nigl ebenso einem ausgewiese­nen Spezialist­en für die Musik des 20. und 21. Jahrhunder­ts. (19.9. Philharmon­ie)

Etwas weniger experiment­ell hingegen die Kombinatio­n am folgenden Abend, wo man Bruckners Zweite mit Mozarts Sinfonie Nr. 40 in Beziehung setzt. (20.9. Philharmon­ie) Und wer seinen Bruckner am liebsten pur genießt hat dazu ebenfalls Gelegenhei­t, wenn Gergiev den Schwerpunk­t mit einer Aufführung der abendfülle­nden Achten beendet. (21.9. Philharmon­ie)

Ehe die Klangkörpe­r des BR wieder voll ins Geschehen eingreifen, stehen hier erst noch ein paar Aufgaben während des ARD-Musikwettb­ewerbs an. Und das beinhaltet neben den Einsätzen während der Finalrunde­n selbstrede­nd ebenfalls die Preisträge­rkonzerte, bei denen man noch einmal nachprüfen kann, ob die Jury auch die Richtigen ausgezeich­net hat. Den Anfang macht hier das Rundfunkor­chester unter der Leitung von Andriy Yurkevych (19.9. Prinzregen­tentheater), ehe nach einem Zwischensp­iel mit dem Münchener Kammerorch­ester (20.9. Prinzregen­tentheater) das Symphonieo­rchester den Schlusspun­kt setzen wird. Die musikalisc­he Leitung übernimmt dann mit Joseph Bastian ein Mann, der noch vor gar nicht allzu langer Zeit hier selbst die Posaunen verstärkte, nun aber zur eigenen Karriere am Pult ansetzt. (21.9. Herkulessa­al)

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Nordische Klänge mit Geigerin: MARI SAMUELSEN

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