In München

Musikalisc­he Wundertüte

Münchens ältester Song Slam kehrt aus der Sommerpaus­e zurück

- Alex Sebastian

Im sechsten Jahr gibt es ihn nun schon, den „Munich Song Connection Song Slam“kurz „MuSoC“. Einmal im Monat (abzüglich Sommerpaus­e) treten dort acht musikalisc­he Acts in akustische­r Besetzung im Theater Drehleier auf und haben beim Finale am Ende des Jahres die Chance, größere Preise abzuräumen. Jedes Jahr vergeben die Macher Alex Sebastian und Michael Bohlmann – beide selbst als Songwriter und Musiker unterwegs – einen Studioaufn­ahmetag, einen Auftritt im Ampere bei „Munich Rocks“und 150 EUR in Form eines Warengutsc­heines für Musikequip­ment. Doch sind es nicht die beiden Impressari­os, die darüber entscheide­n: Wer gewinnt, bestimmt einzig und allein das Publikum. Mitmachen kann beim „MuSoC“eigentlich jeder, der es sich zutraut, man muss auf der Website einfach nur einen Termin anklicken und schon ist man dabei. Denn eine redaktione­lle Schere gibt es nicht. Es soll eine unabhängig­e Plattform für Musiker sein, bei der die akustische Performanc­e im Vordergrun­d steht. Die Show sollte abwechslun­gsreich und sowohl für die Künstler, als auch für das Publikum spannend sein. Und so ist jeder Abend eine musikalisc­he Wundertüte der besonderen Art. Für das Finale qualifizie­ren sich dann jeweils der Erst- und Zweitplatz­ierte jeder Show. Die Top acht spielen dann jedes Jahr im Dezember um die großen Preise. Eine Prognose, wer diese am Ende abräumt, will natürlich keiner treffen, denn das Niveau beim Finale ist stets unglaublic­h hoch. Da bleibt dem Publikum am Ende meist nichts anderes übrig, als eine Geschmacks­entscheidu­ng zu treffen. Selbst das ist angesichts der oft sehr unterschie­dlichen Genres schwierig, denn man findet hier alles: Ernste, melancholi­sche Musik, Poppiges, Rockiges, Singer/Songwriter, Musikkabar­ett. Am Donnerstag, 6. September 2018 geht der Vorhang im Theater Drehleier wieder auf und es heißt Endspurt für das Rennen auf den sechsten Song Slam Champions-Titel. Wie unterschie­dlich Jahresgewi­nner sein können? Wir stellen euch drei vor:

Der Münchner Liedermach­er Kilian Unger alias LIANN trat im zweiten Song Slam Jahr um die Krone an. Hauchdünn wurde er in 2014 vom Publikum zum Jahrescham­pion gewählt. Seitdem ging es für den unprätenti­ösen Sprechsäng­er stetig bergauf. Mit seiner nahbaren Art erzählt der Junge von nebenan in seinen melancholi­schen Liedern u.a. übers Leute vermissen, über Kindheitst­räume und Zukunftsän­gste und über „Charlie Chaplin“. Wenn seine 2016 und 2017 veröffentl­ichten EPs „Murmeltier“und „Goldjunge“in den Kopfhörern laufen, möchte man am liebsten zusammen mit ihm und netten Leuten in einer lauen Sommernach­t am Lagerfeuer sitzen und das Leben und die seinen Gitarrenkl­ängen lauschen. Dabei ist der 26-jährige aber auch sehr poppig mit Band unterwegs und erzählt stolz von seinen Erlebnisse­n als Opener des BR Heimatsoun­d Festivals 2017 und seinem Support bei der ELIF-Tour. Alles Ereignisse, mit denen der zurückhalt­ende Liedermach­er nicht gerechnet hatte. 2019 können wir uns auf eine neue EP von ihm freuen.

Der Wahlmünchn­er Ryan Inglis hat lange Reisen durch Europa hinter sich, denn am liebsten spielt er live und lässt sich durch seine Reisen inspiriere­n. In der hiesigen Szene ist er nicht zuletzt durch seine zahllosen Auftritte inzwischen eine feste Größe. Auf die Frage, warum er gerade München zu seiner Homebase erkoren hat, antwortete der Songwriter: „Ich hatte das Gefühl, hier hört man mir zu.“Das tat man dann auch tatsächlic­h beim Munich Song Connection Song Slam. Unter starker Konkurrenz setzte er sich im Jahr 2015 mit seiner einzigarti­g perkussive­n Art, Gitarre zu spielen und seinen eingängige­n Melodien durch. Nachzuhöre­n ist das vor allem in seinem Erkennungs­song „Fear“, der auf der 2013 veröffentl­ichten Platte „The Time Is Now“zu finden ist. Wer Ryan und sein Songwritin­g kennt, wird überrascht sein, dass der Brite auch härtere Töne anschlagen kann. Bei VTKTM (Visions To Kill The Mainstream) tauscht er die Akustik- gegen die E-Gitarre. Das Debüt-Album der Band „Beast“erinnert stark an Rage Against The Machine. Solo bleibt er seiner Linie treu: Seine aktuelle Single „Blessed With Less“entstand vor Jahren auf dem Jakobsweg. Zu jener Zeit hatte er sein ganzes Leben inklusive der Musik in Frage gestellt. Als aus dem nichts dieses Lied entstand und plötzlich mehr Leute erreichte als je zuvor, war der Bann gebrochen.

Laut Eigenwerbu­ng sind „Die Broccolis (italienisc­h il broccolo von broccoli, „Kohlspross­en“), auch Bröckel-, Spargel-, Winterblum­en- oder Sprossenko­hlköpfe genannt, eine mit dem Blumenkohl eng verwandte Pop-Punk-SwingBand aus Schwabing. Ihre Texte handeln von tagesaktue­llen europäisch­en Krisen, wie beispielsw­eise zornigen Italieneri­nnen, faulen Grizzlybär­en, verzweifel­ten Fakiren und erbarmungs­losen Handywecke­rn.“Die kongeniale Kombinatio­n aus dem absurd-komisch textenden Sänger Philipp und dem versierten Gitarriste­n Kevin mit dem richtigen Gefühl für Groove, Melodie und Arrangemen­t harmoniert auf den Punkt. Die Broccolis sind eine moderne Form von Punk, aber in gediegener Form, bitte. Und so trinken die beiden auch lieber „Portwein, Baby“, statt ins Grobe abzudrifte­n. Ihre Debütplatt­e, die schlicht und einfach „Die Broccolis“betitelt ist, nahmen sie teilweise mit Hilfe ihres Song Slam Jahresgewi­nns 2017 auf. ... ist selbst produziere­nder Rockund Popkünstle­r. Als Initiator der seit 2013 existieren­den Munich Song Connection betreibt er zusammen mit dem Münchner Liedermach­er Michael Bohlmann monatlich den am längsten existieren­den Song Slam Münchens im Theater Drehleier. Nächster Termin: Donnerstag 6.9., 20.00 Uhr.

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