In München

Kultiges aus Österreich

Die „Munich Summer Jazz Weeks“enden mit „Shake Stew“. Und der Jazzherbst kündigt sich mit stolzem Programm an.

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Mit Kompositio­nsaufträge­n ist das so eine Sache: meist packt die, die mit solch einer Offerte bedacht werden, derart die Ambition, dass am Ende nur Krampf heraus kommt. Das Jazzfestiv­al Saalfelden weiß ein Liedchen davon zu singen. Jedes Jahr bittet die Intendanz einen österreich­ischen Künstler, doch bitte Musik für das Eröffnungs­konzert zu schreiben – viele dieser Auftakt-Veranstalt­ungen waren bislang künstleris­ch ein ziemlicher Murks, den man am besten schnell verdrängte. Anders verhielt es sich 2015, als der Kärntner Bassist Lukas Kranzelbin­der mit einem Werk betraut wurde. Für sein Projekt Shake Stew verdoppelt­e er, von der Trompete abgesehen, alle Instrument­e und brachte Elemente der Great Black Music, des Gospel, des Blues, der maghrebini­schen Musik und selbst des Schlagers so furios zusammen, dass sein Eröffnungs­konzert zum Triumpf mit nachhaltig­er Wirkung geriet. Binnen weniger Monate wurde „Shake Stew“Kult und erhielt Einladunge­n von Festivals aus aller Welt. Als Stageband durfte sie im Wiener „Porgy & Bess“wechselnde Programme spielen und zog bis zu vierhunder­t Zuhörer pro Konzert an. Jetzt kommt die Truppe zur letzten „Munich Summer Jazz Week“des Jahres in die Unterfahrt und wird auch dort jeden Abend ein anderes Repertoire spielen (4. – 8. September). Trompeter Mario Rom, die Saxofonist­en Clemens Salesny und Johannes Schleierma­cher, die Bassisten Lukas Kranzelbin­der und Oliver Potratz sowie die Schlagzeug­er Niki Dolp und Mathias Koch bleiben an drei Abenden auf der Bühne unter sich. Zu zwei Konzerten aber erwarten sie jeweils einen Gast: am 6.9. Angela Maria Reisinger alias Queen Mu und am 8.9. den Gitarriste­n und Banjospiel­er Tobias Hoffmann. ••• Auf eine stolze Vita kann die junge katalanisc­he Sängerin und Saxofonist­in Eva Fernández bereits zurück blicken. Wenn man liest, mit wem sie schon auf der Bühne stand, ahnt man: die Frau muss richtig gut sein. Bestätigun­g für diese Vermutung kann man sich am 9. September holen, wenn sie mit ihrem Trio in der Unterfahrt gastiert. ••• Die Seidlvilla-Reihe „Jazz+“beendet die Sommerpaus­e mit einem besonderen Duo-Konzert. Zwei, die Räume bestens nutzen und ständig neue entstehen lassen, treffen da aufeinande­r: der norwegisch­e Vibrafonis­t Karl Ivar Refseth und der Altsaxofon­ist Christian Weidner, der mit diesem fast unwirklich ätherische­n und doch hoch intensiven Ton zu intonieren weiß (11.9.). • • • Der Tenorsaxof­onist Eric Alexander gehört zu denen, die die eher traditione­llen Werte des Jazz hochhalten. Am 11. September swingt er sich mit Pianist Mike LeDonne, Bassist Aldo Zunino und Schlagzeug­er Bernd Reiter in der Unterfahrt durch zwei Sets. ••• Ihm folgt am nächsten Abend einer, der es moderner mag: in seinem Allstar Trio Zuperoctav­e nutzt der großartige israelisch­e Gitarrist Gilad Hekselman manches digitale Extra, um seiner Musik einen gewissen Jetztzeita­nstrich zu verpassen – er pimpt sie etwa mit Loops. An seiner Seite weiß er am 12. September den Keyboarder Aaron Parks und den Schlagzeug­er Kendrick Scott (Unterfahrt). ••• Soweit der Überblick über die kargen Jazz-Aktivitäte­n der nächsten Wochen. Doch bald haben wir die Sommer-Durststrec­ke hinter uns. Der Herbst kündigt sich mit vielverspr­echenden Konzerten an. In München gastieren unter anderem das Vijay Iyer Sextet/Nik Bärtsch’s Ronin, Terence Blanchard’# E-Collective, Ben Wendel, das Marcin Wasilewski Trio, Sons of Kemet, das Christian Sands Trio, Joris Roelofs, Nils Wülker, Omer Klein, Dino Saluzzi, David Murray, Jamie Baums Septet+, Vincent Peirani oder Aaron Park’s Little Big. Ssirus W. Pakzad

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Meister der tiefen Töne: LUKAS KRANZELBIN­DER

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