Thomas Käsbohrer
Die vergessenen Inseln (Penguin)
Gozo, Paros, die ReicheAthener-Insel Spetses, der irre Felsen bei Monemvasia, Elba natürlich, Mallorca, Spinalonga, aber auch die nebligen Winterkanäle durch die venezianische Lagunenlandschaft. Und immer wieder seine Lieblingsanlegestellen auf Sizilien, Malta, Kreta, Rhodos und in der felsigen kroatischen Inselwelt: Thomas Käsbohrer ist eigentlich bodenständiger Bayer, sein Heimathafen ist das malerische Iffeldorf im Voralpenland. Und doch zieht es den langjährigen Verleger, Yacht-Blogger und rundum interessierten Mit-wachenAugen-durchs-Leben-Segler hinaus auf offene See – an Bord seiner „Levje“, die er einhändig bedienen kann, die ihn sicher durch so manche stürmische Meltemi-See in der Ägäis, aber auch vorbei an Frachtern, Hafenkränen und Angeberbooten bis hinein in die innersten Windungen der Molen von Piräus oder eben das gar nicht so schicke Venedig führt. Auf knapp 500 Seiten entfaltet sich auf den odysseeischen Meerwanderungen nicht nur eine maritime Welt, an der man viel Freude hat, auch wenn man selbst nur schlampig einfache Knoten binden kann. Käsbohrer weitet auch immer dann, wenn er in einsamen Buchten oder an geschichtsträchtigen Piers festmacht, den Blick zurück aufs Land: Er erzählt von den ersten mutigen Männern, die auf Flechtwerk-Flößen von einem Eiland zum nächsten übersetzten, von Seemächten, Eroberern, flinken Händlern, fanatischen Missionaren, von Kreuzfahrern (heute wie gestern). Selten hat Geschichtsunterricht so beflügelt – und so wenig Wind um sich selbst gemacht. Ein perfekter Sommer-Endspurt voller Sehnsüchte.