Zwei kleine Italiener... Z
...in Giesing und am Glockenbach, die machen gute Pizza und Focaccia der besonderen Art.
ugegeben, das Lied ist ziemlich abgedroschen, aber was soll’s – getrübte Erinnerungen an die „gute alte“Zeit sind meist verklärt, auch was Gastronomie betrifft, dazu gehört auch die italienische in München. Die nördlichste Stadt Italiens (sagt man) ist Heimat von rund 500 italienischen (oder zumindest unter dieser Flagge segelnden) Betrieben, jedes Jahr machen weitere neue Läden auf. In Giesing wird die Tegernseer Landstraße zu einer Pizza-Meile, alle paar Meter, so scheint es, ringen diverse Lokalitäten um Gäste und nach einer fortschreitenden Zuzugswelle scheint das Konzept aufzugehen. Pizza ist nach wie vor „in“als Speisung für junge und auch ältere Menschen, die viel Teig und ordentlich Belag brauchen, auch die Größe ist meist ausschlaggebend. Das hier vor nicht allzu langer Zeit besprochene „Gusto Teca“ist jetzt dem Pizziamo gewichen, selber Ort, neues Konzept. Ein Cousin hat übernommen, klar, bei Sizilianern bleibt das in der Familie. Und das ist nicht schlecht: ein bisschen in Richtung „Pizza“modifiziert geht das Konzept besser auf, die gab es im „Gusto Teca“wohl aufgrund höherer Ambitionen nicht – leider im falschen Viertel. Nun also „Pizza Avvocato“mit Mozzarella, Salami, Sardellen, scharfen Peperoni (9,80) – und was soll man sagen, die Pizza passt zum Laden und zum Viertel. Die „Capricciosa“fehlerfrei, auch die Pasta Pomodoro (6,90) – einfach und gut. Dazu ein Insalata Verde (3,50), ein Insalata Pizziamo (6,90), sehr gutes, warmes Brot und bezahlbarer Bianco di Custoza (Fl. 21). Einfach und gut. Giesing halt. Foccacia heißen in der Toskana auch Schiacciata und in der ehemaligen Weinbar Kork in der Angertorstraße widmet sich die neu eröffnete Rustikeria dieser besonderen Art gefüllter Brote. Der aus Pistoia stammende Massimo Chiti und seine Münchner Frau Sabine haben sich vor sechs Jahren auf der Wiesn kennengelernt, radelten ein paar Jahre mit einem Coffee Bike durch die Gegend und haben sich nun den Traum vom eigenen Laden erfüllt. Und ein Konzept haben sie auch: statt Pasta und Pizza bieten sie Spezialitäten von kleinen Betrieben aus der Toskana in Form von eben Schiacciata, Crostini und als Taglieri (italienische Brotzeitbrettl, wie uns Sabine erklärt) an. Los geht es aber erst einmal mit einem Rosato Sprizz (5,60), sehr erfrischend, dazu gesellt sich ein kleines Brettl mit wunderbaren Crostini mit warmem Lardo-Speck, bester toskanischer roher Schinken, Kräuterkäse, Akazienhonig und frisches Foccacia-Brot. Alles tiptop, man schmeckt die wirklich hervorragenden Produkte. Die importiert Massimo selbst, viele örtliche Importeure wie Spina und Farnetani könnten diese Qualität nicht liefern und Eataly wäre für die Gastronomie zu teuer, meint er. Es geht weiter: zu einem Vermentino di Toscana und einem Rosé Toscana (je 7 für 0,2), beides von der Tenuta Belguardo, gesellt sich ein Crostini Stracco (7) mit einem Belag aus toskanischer Salsiccia und Stracchino Weichkäse – eine sehr wohlschmeckende, rustikale und deftige, aber auch sehr sättigende Mischung auf drei großen gerösteten Brotscheiben. Dazu wurde noch „Il Tonnato“(13) bestellt, das ist die wirklich sehr gelungene toskanische Interpretation des Vitello Tonnato mit dünn geschnittenem Schweinerücken-Schinken statt Kalbfleisch und einer Thunfischcreme mit Kapern. Ein Tirreno aus der Maremma und ein Grappa aufs Haus beschließen den netten Abend mit diesen sympathischen Gastgebern, wir kommen gerne wieder. Schon bald ist es endlich Zeit für ein Schiacciata (spricht man so aus: skiat’tʃa:ta), hier gibt es diverse Varianten (je 7,50), zum Beispiel mit Fenchelsalami, Pecorino-Schafskäse, Rucola und Trüffelcreme oder auch mit Speck, Ricotta, Akazienhonig und Walnüssen. Auch Versionen mit Fisch (Thun, Sardellenfilets) und vegetarisch mit Käse und Gemüse sind im Angebot. Sehr gut hat das „La Lucchese“mit Nackenschinken, Gorgonzola, gegrillter Paprika und scharfem Olivenöl geschmeckt, das nächste Mal ist „Bolognese“mit Mortadella und gegrillten Auberginen dran. Toskana ist wieder „in“könnte man sagen, Pizza war nie „out“, auf die Präsentation und die Qualität kommt es an, das haben viele italienische Gastronomen leider ein bisschen vergessen, in der nördlichsten Stadt Italiens (sagt man). Rustikeria – Bottega Toscana Angertorstr. 4, 80469 München Öffnungszeiten Sommer: Di bis So 17 bis 21 Uhr (Küche), Ab Herbst: Di-So: 11.30 bis 21 Uhr (Küche), Tel.: 089/45204502
Pizziamo Tegernseer Landstr. 27, 81541 München Tel.: 089/62069000 Mo bis Sa: 11 bis 15/18 bis 23 Uhr