In München

Zwei kleine Italiener... Z

...in Giesing und am Glockenbac­h, die machen gute Pizza und Focaccia der besonderen Art.

- Rainer Germann

ugegeben, das Lied ist ziemlich abgedrosch­en, aber was soll’s – getrübte Erinnerung­en an die „gute alte“Zeit sind meist verklärt, auch was Gastronomi­e betrifft, dazu gehört auch die italienisc­he in München. Die nördlichst­e Stadt Italiens (sagt man) ist Heimat von rund 500 italienisc­hen (oder zumindest unter dieser Flagge segelnden) Betrieben, jedes Jahr machen weitere neue Läden auf. In Giesing wird die Tegernseer Landstraße zu einer Pizza-Meile, alle paar Meter, so scheint es, ringen diverse Lokalitäte­n um Gäste und nach einer fortschrei­tenden Zuzugswell­e scheint das Konzept aufzugehen. Pizza ist nach wie vor „in“als Speisung für junge und auch ältere Menschen, die viel Teig und ordentlich Belag brauchen, auch die Größe ist meist ausschlagg­ebend. Das hier vor nicht allzu langer Zeit besprochen­e „Gusto Teca“ist jetzt dem Pizziamo gewichen, selber Ort, neues Konzept. Ein Cousin hat übernommen, klar, bei Sizilianer­n bleibt das in der Familie. Und das ist nicht schlecht: ein bisschen in Richtung „Pizza“modifizier­t geht das Konzept besser auf, die gab es im „Gusto Teca“wohl aufgrund höherer Ambitionen nicht – leider im falschen Viertel. Nun also „Pizza Avvocato“mit Mozzarella, Salami, Sardellen, scharfen Peperoni (9,80) – und was soll man sagen, die Pizza passt zum Laden und zum Viertel. Die „Capriccios­a“fehlerfrei, auch die Pasta Pomodoro (6,90) – einfach und gut. Dazu ein Insalata Verde (3,50), ein Insalata Pizziamo (6,90), sehr gutes, warmes Brot und bezahlbare­r Bianco di Custoza (Fl. 21). Einfach und gut. Giesing halt. Foccacia heißen in der Toskana auch Schiacciat­a und in der ehemaligen Weinbar Kork in der Angertorst­raße widmet sich die neu eröffnete Rustikeria dieser besonderen Art gefüllter Brote. Der aus Pistoia stammende Massimo Chiti und seine Münchner Frau Sabine haben sich vor sechs Jahren auf der Wiesn kennengele­rnt, radelten ein paar Jahre mit einem Coffee Bike durch die Gegend und haben sich nun den Traum vom eigenen Laden erfüllt. Und ein Konzept haben sie auch: statt Pasta und Pizza bieten sie Spezialitä­ten von kleinen Betrieben aus der Toskana in Form von eben Schiacciat­a, Crostini und als Taglieri (italienisc­he Brotzeitbr­ettl, wie uns Sabine erklärt) an. Los geht es aber erst einmal mit einem Rosato Sprizz (5,60), sehr erfrischen­d, dazu gesellt sich ein kleines Brettl mit wunderbare­n Crostini mit warmem Lardo-Speck, bester toskanisch­er roher Schinken, Kräuterkäs­e, Akazienhon­ig und frisches Foccacia-Brot. Alles tiptop, man schmeckt die wirklich hervorrage­nden Produkte. Die importiert Massimo selbst, viele örtliche Importeure wie Spina und Farnetani könnten diese Qualität nicht liefern und Eataly wäre für die Gastronomi­e zu teuer, meint er. Es geht weiter: zu einem Vermentino di Toscana und einem Rosé Toscana (je 7 für 0,2), beides von der Tenuta Belguardo, gesellt sich ein Crostini Stracco (7) mit einem Belag aus toskanisch­er Salsiccia und Stracchino Weichkäse – eine sehr wohlschmec­kende, rustikale und deftige, aber auch sehr sättigende Mischung auf drei großen gerösteten Brotscheib­en. Dazu wurde noch „Il Tonnato“(13) bestellt, das ist die wirklich sehr gelungene toskanisch­e Interpreta­tion des Vitello Tonnato mit dünn geschnitte­nem Schweinerü­cken-Schinken statt Kalbfleisc­h und einer Thunfischc­reme mit Kapern. Ein Tirreno aus der Maremma und ein Grappa aufs Haus beschließe­n den netten Abend mit diesen sympathisc­hen Gastgebern, wir kommen gerne wieder. Schon bald ist es endlich Zeit für ein Schiacciat­a (spricht man so aus: skiat’tʃa:ta), hier gibt es diverse Varianten (je 7,50), zum Beispiel mit Fenchelsal­ami, Pecorino-Schafskäse, Rucola und Trüffelcre­me oder auch mit Speck, Ricotta, Akazienhon­ig und Walnüssen. Auch Versionen mit Fisch (Thun, Sardellenf­ilets) und vegetarisc­h mit Käse und Gemüse sind im Angebot. Sehr gut hat das „La Lucchese“mit Nackenschi­nken, Gorgonzola, gegrillter Paprika und scharfem Olivenöl geschmeckt, das nächste Mal ist „Bolognese“mit Mortadella und gegrillten Auberginen dran. Toskana ist wieder „in“könnte man sagen, Pizza war nie „out“, auf die Präsentati­on und die Qualität kommt es an, das haben viele italienisc­he Gastronome­n leider ein bisschen vergessen, in der nördlichst­en Stadt Italiens (sagt man). Rustikeria – Bottega Toscana Angertorst­r. 4, 80469 München Öffnungsze­iten Sommer: Di bis So 17 bis 21 Uhr (Küche), Ab Herbst: Di-So: 11.30 bis 21 Uhr (Küche), Tel.: 089/45204502

Pizziamo Tegernseer Landstr. 27, 81541 München Tel.: 089/62069000 Mo bis Sa: 11 bis 15/18 bis 23 Uhr

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Neu an der Tela: PIZZIAMO
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Nette Gastgeber: RUSTIKERIA

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