„Shitstorm als Applaus“
Danger Dan liebt sein Publikum. Und seine Gegner
Am 20.9. kommt mit Danger Dan von der Antilopen Gang ein Rapper in die Stadt, der keine Scheu hat, sich anzulegen. Und der sich mit seinen „Reflexionen aus dem beschönigten Leben“aktuell sehr privat selbstbespiegelt.
Ihr „Sand in die Augen“-Song klingt wie eine Botschaft an Ihre Tochter, sich nicht unterkriegen zu lassen – in einer durchsexualisierten Musikwelt.
Das Lied wirft ja mehr Fragen auf, als dass es appelliert. Es geht darum, dass ich gar nicht weiß, wie ich ihr das alles eines Tages erklären soll – in welcher Welt wir eigentlich leben und was die Generationen davor alles verpasst haben. Und was die nächsten Generationen ausbaden müssen. Wenn überhaupt, dann verbirgt sich darin eine Botschaft an andere Väter. Oder andere Mütter.
Es geht um frauenfeindliche Klischees, wie man sie aus vielen Songs oder Videos kennt. Aus dem Mund eines Rappers nicht ganz alltäglich ...
Interessanterweise. Rap ist ja eigentlich ein Genre, in dem man um diese Themen gar nicht herumkommt. Es gibt wohl wenige Subkulturen, in denen Sexismus so unverblümt stattfindet. Eigentlich verwunderlich, dass es nicht eine intensivere Auseinandersetzung damit gibt.
Richtige Freunde wird man sich bei einigen Rap-Kollegen, die Ihnen vielleicht nicht unbedingt wichtig sind, damit vermutlich nicht machen.
Nö. Damit kann ich leben. Für mich waren die größten Komplimente immer, wenn die richtigen Leute mich Scheiße fanden.
Mut zum Anecken gehört dazu. Als wir mit der Antilopen Gang „Beate Zschäpe hört U2“geschrieben haben, gab’s einen Shitstorm im Internet. Von solchen Arschlöchern! Das ist für mich ein viel größeres Kompliment, als wenn die richtigen Leute mir auf die Schulter klopfen und sagen: Cooles Lied, ey! Anderes Beispiel: Als ich im Lied „Verliebt“mit Monchi (Jan Gorkow, Frontmann von Feine Sahne Fischfilet, Anm. d. Redaktion) geknutscht habe, gab’s ganz viele homophobe Reaktionen. Wenn ich genau diesen Leuten den Tag versauen kann und die sich über mich aufregen, dann ist mir das viel wichtiger als der lauteste Applaus, den ich in meinem Leben bekommen habe.
Ritterschlag. Klingt kämpferisch. Ich komme eben aus einer linksradikalen Szene. Und ich benützte „linksradikal“ ganz gerne als Selbstbezeichnung.
Mit der Antilopen Gang müssen Sie manchmal schon im Feuilleton das Abendland retten. Wie fühlt sich das an als „guter“Rapper?
Wenn man gegen die Bösen ausgespielt wird? So etwas führt manchmal an der Debatte vorbei. Ich möchte nicht das Abendland retten. Und ich möchte nicht für diejenigen, die Sexismus im Rap nur dann entdecken, wenn sie damit migrantische Rapper kritisieren können, als der weiße Öko-Mittelstandsbubi herhalten. Dieses Spiel spiele ich ungern mit. Ich will aber gleichzeitig auch keinen sexistischen, misogynen Rapper in Schutz nehmen. Bei so jemandem ist mir völlig egal, ob er Migrant ist oder nicht.
Das vollständige Gespräch mit Danger Dan lesen Sie auf unserer Internet-Seite unter www.in-muenchen.de.