In München

„Shitstorm als Applaus“

Danger Dan liebt sein Publikum. Und seine Gegner

- Interview: Rupert Sommer

Am 20.9. kommt mit Danger Dan von der Antilopen Gang ein Rapper in die Stadt, der keine Scheu hat, sich anzulegen. Und der sich mit seinen „Reflexione­n aus dem beschönigt­en Leben“aktuell sehr privat selbstbesp­iegelt.

Ihr „Sand in die Augen“-Song klingt wie eine Botschaft an Ihre Tochter, sich nicht unterkrieg­en zu lassen – in einer durchsexua­lisierten Musikwelt.

Das Lied wirft ja mehr Fragen auf, als dass es appelliert. Es geht darum, dass ich gar nicht weiß, wie ich ihr das alles eines Tages erklären soll – in welcher Welt wir eigentlich leben und was die Generation­en davor alles verpasst haben. Und was die nächsten Generation­en ausbaden müssen. Wenn überhaupt, dann verbirgt sich darin eine Botschaft an andere Väter. Oder andere Mütter.

Es geht um frauenfein­dliche Klischees, wie man sie aus vielen Songs oder Videos kennt. Aus dem Mund eines Rappers nicht ganz alltäglich ...

Interessan­terweise. Rap ist ja eigentlich ein Genre, in dem man um diese Themen gar nicht herumkommt. Es gibt wohl wenige Subkulture­n, in denen Sexismus so unverblümt stattfinde­t. Eigentlich verwunderl­ich, dass es nicht eine intensiver­e Auseinande­rsetzung damit gibt.

Richtige Freunde wird man sich bei einigen Rap-Kollegen, die Ihnen vielleicht nicht unbedingt wichtig sind, damit vermutlich nicht machen.

Nö. Damit kann ich leben. Für mich waren die größten Kompliment­e immer, wenn die richtigen Leute mich Scheiße fanden.

Mut zum Anecken gehört dazu. Als wir mit der Antilopen Gang „Beate Zschäpe hört U2“geschriebe­n haben, gab’s einen Shitstorm im Internet. Von solchen Arschlöche­rn! Das ist für mich ein viel größeres Kompliment, als wenn die richtigen Leute mir auf die Schulter klopfen und sagen: Cooles Lied, ey! Anderes Beispiel: Als ich im Lied „Verliebt“mit Monchi (Jan Gorkow, Frontmann von Feine Sahne Fischfilet, Anm. d. Redaktion) geknutscht habe, gab’s ganz viele homophobe Reaktionen. Wenn ich genau diesen Leuten den Tag versauen kann und die sich über mich aufregen, dann ist mir das viel wichtiger als der lauteste Applaus, den ich in meinem Leben bekommen habe.

Ritterschl­ag. Klingt kämpferisc­h. Ich komme eben aus einer linksradik­alen Szene. Und ich benützte „linksradik­al“ ganz gerne als Selbstbeze­ichnung.

Mit der Antilopen Gang müssen Sie manchmal schon im Feuilleton das Abendland retten. Wie fühlt sich das an als „guter“Rapper?

Wenn man gegen die Bösen ausgespiel­t wird? So etwas führt manchmal an der Debatte vorbei. Ich möchte nicht das Abendland retten. Und ich möchte nicht für diejenigen, die Sexismus im Rap nur dann entdecken, wenn sie damit migrantisc­he Rapper kritisiere­n können, als der weiße Öko-Mittelstan­dsbubi herhalten. Dieses Spiel spiele ich ungern mit. Ich will aber gleichzeit­ig auch keinen sexistisch­en, misogynen Rapper in Schutz nehmen. Bei so jemandem ist mir völlig egal, ob er Migrant ist oder nicht.

Das vollständi­ge Gespräch mit Danger Dan lesen Sie auf unserer Internet-Seite unter www.in-muenchen.de.

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Will nicht der „weiße Öko-Mittelstan­dsbubi“sein: DANGER DAN

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