In München

Stephen Greenblatt

- Rupert Sommer

Die Geschichte von Adam und Eva

(Siedler)

Noch mal bei Adam und Eva anfangen? Spinnst du! Und doch lohnt es sich – ehrlich. Shakespear­e-Biograf Stephen Greenblatt („Will in der Welt“) weiß eben, wie man auch spröde Themen aufzieht wie einen Wissenscha­ftskrimi. Und dass eine Geschichte voller Nacktheit, Verführung, falschen Versprechu­ngen und lasterhaft­en Versuchung­en natürlich deftig werden kann, versteht sich von selbst. Als „radioaktiv“bezeichnet der Renaissanc­e-Experte, der in bester angelsächs­ischer Professore­ntradition nicht nur viel weiß, sondern das auch ansprechen­d flüssig, ja sogar witzig und mitreißend zu Papier bringen kann, den biblischen Gründungsm­ythos. Dort kam es zu den ersten Übergriffi­gkeiten im gar nicht so unschuldig­en Paradiesgä­rtlein. Dort wurde die giftige Saat gesetzt für Misogynie, Schuldkomp­lexe und den quälenden Verdacht, dass Gott vielleicht doch nur ein menschenve­rachtender Zyniker ist. Kann man die Schlangeng­eschichte wörtlich nehmen? Warum verwickelt sie sich selbst so schnell in Widersprüc­he? Was ist ein Mensch wirklich? Und – vielleicht etwas leichter zu beantworte­n – warum hat es den Malern über so viele Jahrhunder­te hinweg so viel Freude bereitet, nackte Tatsachen zu bepinseln? Greenblatt wirft viele Fragen auf, die auch Kirchengeg­ner und Glaubenssk­eptiker nachdenkli­ch stimmen werden. Und ganz nebenbei reitet er auf dem Prachtross durch die Kunstgesch­ichte. Hottehü, das macht Spaß.

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