Stephen Greenblatt
Die Geschichte von Adam und Eva
(Siedler)
Noch mal bei Adam und Eva anfangen? Spinnst du! Und doch lohnt es sich – ehrlich. Shakespeare-Biograf Stephen Greenblatt („Will in der Welt“) weiß eben, wie man auch spröde Themen aufzieht wie einen Wissenschaftskrimi. Und dass eine Geschichte voller Nacktheit, Verführung, falschen Versprechungen und lasterhaften Versuchungen natürlich deftig werden kann, versteht sich von selbst. Als „radioaktiv“bezeichnet der Renaissance-Experte, der in bester angelsächsischer Professorentradition nicht nur viel weiß, sondern das auch ansprechend flüssig, ja sogar witzig und mitreißend zu Papier bringen kann, den biblischen Gründungsmythos. Dort kam es zu den ersten Übergriffigkeiten im gar nicht so unschuldigen Paradiesgärtlein. Dort wurde die giftige Saat gesetzt für Misogynie, Schuldkomplexe und den quälenden Verdacht, dass Gott vielleicht doch nur ein menschenverachtender Zyniker ist. Kann man die Schlangengeschichte wörtlich nehmen? Warum verwickelt sie sich selbst so schnell in Widersprüche? Was ist ein Mensch wirklich? Und – vielleicht etwas leichter zu beantworten – warum hat es den Malern über so viele Jahrhunderte hinweg so viel Freude bereitet, nackte Tatsachen zu bepinseln? Greenblatt wirft viele Fragen auf, die auch Kirchengegner und Glaubensskeptiker nachdenklich stimmen werden. Und ganz nebenbei reitet er auf dem Prachtross durch die Kunstgeschichte. Hottehü, das macht Spaß.