Herzschmerz für den Hausgebrauch
So geht Treue: Dauerhaft verknallt sein kann man am besten doch nur in sich selbst
Leidenschaftliche, ungekünstelte Eigenliebe darf man Katrin Bauerfeind getrost nachsagen. Und dazu hat sie ja auch allen Grund. Immerhin ist sie die intelligenteste, schnellwitzelndste, schlagfertigste und nicht zuletzt ziemlich bestaussehende ewigjunge Frau im deutschen Fernsehen. Kein Wunder, ihre Humorausbildung absolvierte sie bei Harald Schmidt. Zuvor hatte sie schon selbst mit der WebTV-Serie „Ehrensenf“das Internet erfunden. Und seitdem ist sie aus dem Kulturprogramm etwa bei „Bauerfeind assistiert“oder „Bauerfeind – Die Leseshow“nicht mehr wegzudenken. Ihre kessen Stärken bringt sie nun in ihrer ersten Stand-up-Live-ComedyShow auf die Bühnenbretter. Und da- für musste sie sich natürlich einen besonders schönen Titel ausdenken. Bei „Liebe: Die Tour zum Gefühl“ist sie letztlich geblieben. „Viagra fürs Herz“und ein „Gegengift zur dunklen Lage da draußen“wird da vermutlich nicht zu Unrecht versprochen. Mit der ihr eigenen skrupellosen Unbekümmertheit nimmt sie sich die komischen Seiten des eigentlich ja so zarten Gefühls vor. Sie fragt sich, wo die Liebe herkommt, wo sie hingeht, wenn sie weg ist, wie man sie findet, verliert und wiederfindet. Deckt ein schön breites Spektrum ab, könnte man meinen. (Gasteig CarlOrff-Saal, 29.9.)
Vielleicht passt als süßliche Giftpille dazu gleich dann noch das neue Programm von Schwester Cordula, die ebenfalls die Herzen flattern lässt. Ihre „Groschenheftsatire“seziert mit scharfem Skalpell den ultimativen Arztroman und verabreicht dem selbstverständlich an ihren Lippen klebenden Schmacht-Publikum ein zwerchfellmassierendes, Glückshormone ausschüttendes Elixier – getreu dem Motto: „Heile Welt fürs kranke Gemüt“. Dabei schlüpft sie in Sekundenbruchteilen in die unterschiedlichsten Rollen und weißen Kittel – vom gamsigen Operateur mit den kühlen Fingern bis hin zur natürlich bildhübschen Fachärztin für, schnief, Kinderheilkunde. (Vereinsheim, 10.10.)
Als Schocktherapie könnte man gleich noch einen Kurs ihrer bewährten „Ehezerrüttung“bei Noni Höfner empfehlen. Allerdings hat die furchtlose Kabarett-Paartherapeutin diesmal auf ihr mindestens zweites Talent umgeschwenkt und hat sich für ihr „Kabarett meets Swing“-Programm mit den Jazzpressos zusammengetan. Doch natürlich muss sie immer wieder den Beziehungsirrsinn streifen und illustriert das Durcheinander mit dazu passenden Swing-Klassikern. (Fraunhofer, 5.10.)
Apropos Wahnsinn: Wie dem einen oder anderen bestimmt schon aufgefallen ist (etwa beim morgendlichen Stapfen in eine noch bierwarm dampfende Pfütze unklassifizierbarer Konsistenz), gastiert auf der örtlichen Theresienwiese ja derzeit das alle Grenzen der Vernunft locker überspielende Massenphänomen. Zum Glück gibt’s die Wiener ScienceBusters rund um den Komiker und Uni-Lektor Martin Puntigam, die uns den ganzen Trubel einmal streng wissenschaftlich auseinandernehmen. „Ozapftis 2018“nimmt das Saufen, Schunkeln und Speiben unter die Lupe, das für den Wirtschaftsstandort München so wichtig ist. (Lustspielhaus, 4.10.)
Wie ein nimmermüder Wiesn-OhrwurmHit, nämlich „Around the World“, klingt da auch gleich im leidgeplagten Zeltgängerohr der Titel des neuen Programms von Kathi Wolf. Sie hechelt sich allerdings durch alle dann doch eher ernsten Großprobleme der Menschheit – vom Klimawandel bis zum Kapitalismus, von Nuklearschlöchern bis Protestwählern und rund um den ganz allgemein dreisten Social-Media-Narzissmus. Herz und Hirn sind gefordert! (Schlachthof, 4.10.)
Nicht viel weniger kann man für den Besuch des neuen „Die Bürde des Weisen Mannes“-Programms von René Sydow einfordern. Selbiger wurde zuletzt für sein Solo „Gedanken! Los!“mit Kabarettpreisen nur so überschüttert. Er galt lange als der „am lautesten
geflüstertste Geheimtipp“der Branche. Nun löst er all diese Versprechen auf einen Schlag ein. Soweit jedenfalls der Plan. Sydow geht der Frage nach, was die Bundesbürger neben all dem scheußlichen Hass und der Hetze doch in Wirklichkeit beschäftigt: Bildung? Wahlrecht? Oder eben doch nur freies Wlan? (Lach- und Schießgesellschaft, 27.9.)
Etwas kuscheliger dürfte es dann aber doch bei Maria Maschenka werden, die derzeit mit dem Slogan „Neue Jacke – neues Glück“für sich trommelt. Die selbsternannte „Grand Dame des gehobenen Wahnsinns“jagt im neuen Solo wieder mal kreuz und quer durch die buntesten Musik-Genres aller Zeiten. So geht bei ihr der anspruchsvoll zickige Diven-Chanson in ganz viel russisches Gefühl, in Rap, Operette und Schlager über, um dann unvermeidlich beim MusicalKitsch zu landen. (Lach- und Schießgesellschaft, 29.9.)
Bleibt zum Schluss der gebotene Perspektivenwechsel: Wie witzeln die Angelsachsen? Worüber lacht die Welt, wenn sie auch mal wieder an Deutschland denkt? Die internationale Satireschau The Fake Fake News nimmt sich, moderiert von Mel Kelly, all das vor, was Münchner wirklich wichtig finden. und wagt die globale Gegenprobe. Zwei Teams treten dabei zum furchtlosen PointenSchlagabtausch gegeneinander an. (Heppel & Ettlich, 8.10.)