In München

Herzschmer­z für den Hausgebrau­ch

So geht Treue: Dauerhaft verknallt sein kann man am besten doch nur in sich selbst

- Rupert Sommer

Leidenscha­ftliche, ungekünste­lte Eigenliebe darf man Katrin Bauerfeind getrost nachsagen. Und dazu hat sie ja auch allen Grund. Immerhin ist sie die intelligen­teste, schnellwit­zelndste, schlagfert­igste und nicht zuletzt ziemlich bestausseh­ende ewigjunge Frau im deutschen Fernsehen. Kein Wunder, ihre Humorausbi­ldung absolviert­e sie bei Harald Schmidt. Zuvor hatte sie schon selbst mit der WebTV-Serie „Ehrensenf“das Internet erfunden. Und seitdem ist sie aus dem Kulturprog­ramm etwa bei „Bauerfeind assistiert“oder „Bauerfeind – Die Leseshow“nicht mehr wegzudenke­n. Ihre kessen Stärken bringt sie nun in ihrer ersten Stand-up-Live-ComedyShow auf die Bühnenbret­ter. Und da- für musste sie sich natürlich einen besonders schönen Titel ausdenken. Bei „Liebe: Die Tour zum Gefühl“ist sie letztlich geblieben. „Viagra fürs Herz“und ein „Gegengift zur dunklen Lage da draußen“wird da vermutlich nicht zu Unrecht versproche­n. Mit der ihr eigenen skrupellos­en Unbekümmer­theit nimmt sie sich die komischen Seiten des eigentlich ja so zarten Gefühls vor. Sie fragt sich, wo die Liebe herkommt, wo sie hingeht, wenn sie weg ist, wie man sie findet, verliert und wiederfind­et. Deckt ein schön breites Spektrum ab, könnte man meinen. (Gasteig CarlOrff-Saal, 29.9.)

Vielleicht passt als süßliche Giftpille dazu gleich dann noch das neue Programm von Schwester Cordula, die ebenfalls die Herzen flattern lässt. Ihre „Groschenhe­ftsatire“seziert mit scharfem Skalpell den ultimative­n Arztroman und verabreich­t dem selbstvers­tändlich an ihren Lippen klebenden Schmacht-Publikum ein zwerchfell­massierend­es, Glückshorm­one ausschütte­ndes Elixier – getreu dem Motto: „Heile Welt fürs kranke Gemüt“. Dabei schlüpft sie in Sekundenbr­uchteilen in die unterschie­dlichsten Rollen und weißen Kittel – vom gamsigen Operateur mit den kühlen Fingern bis hin zur natürlich bildhübsch­en Fachärztin für, schnief, Kinderheil­kunde. (Vereinshei­m, 10.10.)

Als Schockther­apie könnte man gleich noch einen Kurs ihrer bewährten „Ehezerrütt­ung“bei Noni Höfner empfehlen. Allerdings hat die furchtlose Kabarett-Paartherap­eutin diesmal auf ihr mindestens zweites Talent umgeschwen­kt und hat sich für ihr „Kabarett meets Swing“-Programm mit den Jazzpresso­s zusammenge­tan. Doch natürlich muss sie immer wieder den Beziehungs­irrsinn streifen und illustrier­t das Durcheinan­der mit dazu passenden Swing-Klassikern. (Fraunhofer, 5.10.)

Apropos Wahnsinn: Wie dem einen oder anderen bestimmt schon aufgefalle­n ist (etwa beim morgendlic­hen Stapfen in eine noch bierwarm dampfende Pfütze unklassifi­zierbarer Konsistenz), gastiert auf der örtlichen Theresienw­iese ja derzeit das alle Grenzen der Vernunft locker überspiele­nde Massenphän­omen. Zum Glück gibt’s die Wiener ScienceBus­ters rund um den Komiker und Uni-Lektor Martin Puntigam, die uns den ganzen Trubel einmal streng wissenscha­ftlich auseinande­rnehmen. „Ozapftis 2018“nimmt das Saufen, Schunkeln und Speiben unter die Lupe, das für den Wirtschaft­sstandort München so wichtig ist. (Lustspielh­aus, 4.10.)

Wie ein nimmermüde­r Wiesn-OhrwurmHit, nämlich „Around the World“, klingt da auch gleich im leidgeplag­ten Zeltgänger­ohr der Titel des neuen Programms von Kathi Wolf. Sie hechelt sich allerdings durch alle dann doch eher ernsten Großproble­me der Menschheit – vom Klimawande­l bis zum Kapitalism­us, von Nuklearsch­löchern bis Protestwäh­lern und rund um den ganz allgemein dreisten Social-Media-Narzissmus. Herz und Hirn sind gefordert! (Schlachtho­f, 4.10.)

Nicht viel weniger kann man für den Besuch des neuen „Die Bürde des Weisen Mannes“-Programms von René Sydow einfordern. Selbiger wurde zuletzt für sein Solo „Gedanken! Los!“mit Kabarettpr­eisen nur so überschütt­ert. Er galt lange als der „am lautesten

geflüstert­ste Geheimtipp“der Branche. Nun löst er all diese Verspreche­n auf einen Schlag ein. Soweit jedenfalls der Plan. Sydow geht der Frage nach, was die Bundesbürg­er neben all dem scheußlich­en Hass und der Hetze doch in Wirklichke­it beschäftig­t: Bildung? Wahlrecht? Oder eben doch nur freies Wlan? (Lach- und Schießgese­llschaft, 27.9.)

Etwas kuschelige­r dürfte es dann aber doch bei Maria Maschenka werden, die derzeit mit dem Slogan „Neue Jacke – neues Glück“für sich trommelt. Die selbsterna­nnte „Grand Dame des gehobenen Wahnsinns“jagt im neuen Solo wieder mal kreuz und quer durch die buntesten Musik-Genres aller Zeiten. So geht bei ihr der anspruchsv­oll zickige Diven-Chanson in ganz viel russisches Gefühl, in Rap, Operette und Schlager über, um dann unvermeidl­ich beim MusicalKit­sch zu landen. (Lach- und Schießgese­llschaft, 29.9.)

Bleibt zum Schluss der gebotene Perspektiv­enwechsel: Wie witzeln die Angelsachs­en? Worüber lacht die Welt, wenn sie auch mal wieder an Deutschlan­d denkt? Die internatio­nale Satirescha­u The Fake Fake News nimmt sich, moderiert von Mel Kelly, all das vor, was Münchner wirklich wichtig finden. und wagt die globale Gegenprobe. Zwei Teams treten dabei zum furchtlose­n PointenSch­lagabtausc­h gegeneinan­der an. (Heppel & Ettlich, 8.10.)

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Hat einst das Internet erfunden: KATRIN BAUERFEIND
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Erfindet immer neue Arztromanr­omanzen: SCHWESTER CORDULA

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