So schmeckt der Herbst
Der genussvolle Blick über den kulinarischen Tellerrand
Wenn wir uns wieder von den Hendln und Fischsemmeln, von gebrannten Mandeln und Zuckerwatte verabschieden müssen, geht sie eigentlich erst richtig los – die herbstliche Schlemmerzeit. Kirchweih- und Martinsganserl, Wild, Schwammerl, Kirtanudeln u.v.m. Und auch südlich des Brenners halten die Südtiroler Almwirte sympathische Gepflogenheiten für uns bereit, die uns beim Törggelen mit Weinen, Speck und anderen lokalen Verführern ködern. Der lustvolle Blick über den eigenen Tellerrand ist erfahrungsgemäß ein ganz wunderbarer Ansporn für die herbstliche Wandertour oder den ambitionierten Ritt auf dem Bike.
Es stimmt schon, manche Landschaften lassen sich nur schwer erklären. Da bräuchte es schon einen herzensschwangeren Heimatdichter des vorletzten Jahrhunderts, der das geruhsame Miteinander als Gesamtstimmung mit den passenden Wortschöpfungen einfängt. Einödhöfe zwischen den sanftgrünen Hügeln und die dünnen Nebelfetzen, die sich derzeit morgens wie Spinnweben um die malerischen Kirchtürme wickeln. Gelebtes Brauchtum, alte Handelsstädte, barocke Kirchen. Der unbekannte Osten Oberbayerns –die Region rund um die Kreisstädtchen Altötting und Mühldorf, zwischen Inn und Salzach schreit nicht in die Kamera wie Zugspitze, Starnberger See und Co., sie präsentiert ihre Flussauen, Wäldchen und ihre kulturellen Schwergewichte recht leise und ohne die Gier nach landschaftlichen Superlativen und weißblauer Geranienprotzerei. Ein Seelenstreichler, ein Nervenflüsterer quasi. Sogar die Chiemgauer und Berchtesgadener Gipfelbögen geben hier nur dezent die Kulisse. www.inn-salzach.com
Das New Orleans Bayerns und das Herz des Katholizismus: Sogar internationale Berühmtheiten lassen sich hier finden: z.B. Burghausen (ca. 100km), direkt an der Salzach, Grenzstadt zu Oberösterreich und über der pastellig bunten, stimmungsvollen Altstadt –mit über einem Kilometer –die längste Burg der Welt. Uralte Historie trifft auf lässigen, modernen Charme und eine sehr lebendige Kunstszene mit regelmäßigen Festivals (z.B. Nacht der Straßenkünnstler am 12.10.) und hochdekorierten Musikveranstaltungen, bei denen bereits Ella Fitzgerald und Dave Brubeck aufgetreten sind. Z.B. Sommerfestival, Kultursommer, 50. Jazzwoche 26. bis 31.19 uv.m. Und natürlich Altötting, das Herz des Katholizismus mit seinem legendären Kapellplatz. www.burghausen.de www.altoetting.de
Neben den Städtchen war und ist die Region in erster Linie uraltes Bauernland. Geweckt wurde das Tourismus-Dornröschen letztendlich durch ein junges ambitioniertes Touristikerteam (seit 2014), das sich traute, völlig neue Wege zu beschreiten. Neue Wege, die behutsam die Natur, über Jahrhunderte gewachsene ländliche Strukturen und das intensive Regional- und Qualitätsbewußtsein von Produzenten und Verbrauchern vor Ort integrieren. www.inn-salzach.com
Geerdete Herde – bodenständig & modern
Zeitgeistiger Genuss: Und fast unbemerkt hat sich die Gegend inzwischen zur umwelt- und qualitätsbewußten Genussregion gemausert mit überraschend vielen Bauernhofcafés, Hofläden und Gastwirten, die aus den landwirtschaftlichen Produkten vor der Haustür sowohl bodenständig bayerische als auch frische, moderne Gerichte kreieren. „Aus der Region für die Region“–authentische Höfe besichtigen, den Bäuerinnen beim Brotbacken oder
Kälbchenfüttern über die Schultern schauen und Produkte wie Obst, Gemüse, Getreide, Fleisch und Eier – auch bio –direkt frisch vom Erzeuger kaufen. Oder eine Radlpause einlegen wie z.B. im Hofcafé Untergünzl bei Unterneukirchen mit großer Terrasse, selbstgebackenen Kuchen, Torten und Natursauerteigbrot. Auch Frühstücksbüffet und deftige Brotzeit.
Richtig „bayrisch, biologisch, echt“geht´s zu bei D’Wirtin und da Bauer. Fast ein wenig aus der Zeit gefallen wirkt der Bio-Gasthof Maier-Gallenbach in Taufkirchen (südlich on Kraiburg). Eine liebenswerte Mischung aus Bauernhof, Gastwirtschaft und Erlebnisterrain. Das Biofrühstück am ersten Sonntag im Monat ist längst eine Institution. Fast alles auf der Speisekarte ist selbstgemacht, vom Brot über die Aufstriche bis hin zum Ofenschubser, einer Art Flammkuchen. Der Schweinekrustenbraten wird sogar noch im alten Wamslerofen auf dem Holzfeuer langsam gegart. Wichtig: Feste Öffnungszeiten gibt es nicht, also immer informieren! Und beim Ackerwildkräuter-Projekt von Barnhouse (s.u.) ist man natürlich auch dabei. www.maier-gallenbach.de www.hofcafe-unterguenzl.de
Das Bauernland Inn-Salzach – Mehr vom Land zeigt auf seiner Internetseite viele Informationen zu weiteren Angeboten und Möglichkeiten rund ums Thema. Höfe, Gastrononomie (s.o.) Wochenmärkte, Veranstaltungen u.v.m. Als Mitbringsel oder zum Selberprobieren gib’s regionale Schmankerl-Körbe mit Produkten vom Land in verschiedenen Größen ab 15 Euro. www.bauernland-inn-salzach.de
Das Feld lebt –Bio mit Vorbildcharakter: Besonders der Bio-Produzent Barnhouse (Cerealien, Müslis etc.), ursprünglich aus München, jetzt in Mühldorf, engagiert sich beispielhaft für seine Region. Unterstützt seine Lieferanten vor der Haustür (ca. 40 Partnerbetriebe) mit fundiertem Landwirtschafts- Knowhow, nachhaltigen Projekten, Abnahmeverträgen und fördert z.B. auch ganz aktiv die Ansiedlung und Verbreitung von Wildbienenvölkern u.v.m. Derzeit läuft eine Kampagne an, die die verstärkte Wiederaussiedlung von Ackerwildkräutern befördert. Der Lebensraum dieser für Bienen und andere Insekten so wichtigen Pflanzen wurde durch die moderne Landwirtschaft enorm begrenzt. Die allermeisten Insekten sind spezialisiert auf sehr unterschiedliche Ackerwildkräuter. Die Samentütchen von Barnhouse enthalten deshalb neun verschiedene Arten. 2017 standen übrigens die Granola Saaten, ein gebackenes Knuspermüsli von Barnhouse als eines der Besten Bayerischen Bioprodukte auf dem Siegertreppchen. Alle Produkte im Bioladen oder online. www.barnhouse.de
Angebote auf den Leib geschneidert
Nur 40 bis 100 Kilometer Entfernung von München, passgenaue Outdoormöglichkeiten, besonders viele Radlbzw. Ebike-Strecken und ein vielseitiges Gastroangebot. Da passen zwei richtig gut zusammen –das Dornröschen und die hektische City an der Isar. Und u.a. für uns Münchner hat man im Touristbüro in Altötting spezielle Vorschläge geschnitzt, Puzzlesteinchen kreiert, die sich problemlos nach Gusto und Wetter für Tagesausflüge oder auch für 48 Stunden kombinieren lassen. Für 2019 sind übrigens 15 neue Themenradlstrecken in Arbeit u.a. ein Rundkurs über ca. 50 Kilometer zu Biergärten und Brauereien.
Historisches Brauerland: CraftBeer – hipper Slogan, uraltes Prozedere! Schlicht „handwerklich“(das heißt es nämlich) Bier zu produzieren ist in der Region beileibe kein spleeniger Trend, sondern immer schon geerdete Realität. Seit hunderten von
Jahren, nach überlieferten Rezepturen, mit hochwertigen Zutaten und eben auch den individuellen jeweils modernen Kniffen. Kreativität und Professionalität –insgesamt brauen 12 private Betriebe hier ihre ganz unterschiedlichen Spezialitäten. Liebhaber haben die Wahl zwischen Biergärten, Seminaren, Degustationen oder volkstümlichen Festerln. Als besonders „sämig-süffig“beschwärmen Kenner das Weizen des Graminger Bräu, zentral in Altötting.Das Sagen in der kleinen Privatbrauerei und im Gasthof mit herrlichem Biergarten haben zwei Schwestern, beide echte Braumeisterinnen. Eine ganz besondere Spezialität dieser Weiberwirtschaft sind Knödel, jeden Monat eine andere Hauskreation und alles ohne Zusatz- und Konservierungsstoffe versteht sich, regional und frisch. www.graminger-weissbraeu.de
Da gibt’s auch noch den Erhartinger Bräu, der sein Malz noch selbst herstellt, über einen eigenen Brunnen verfügt und das Bier über den Sommer im Keller mit Natureis kühlt, den Bräu im Moos in Tüssling, im Landschaftsschutzgebiet Mörnbachtal (zwischen Altötting und Mühldorf), dessen 12 Biere zugunsten des Aromas ganz ohne Pasteurisation auskommen dürfen. Ebenfalls eine Einheimische die Burghauser Brauwerkstatt, die seit 2014 vieles in Sachen regionale Braukunst wiederbelebt und sogar ein neues altes süffiges Hopfenprodukt unter „Unser Burghauser“auf dem Markt präsentieren kann. www.brauerwerkstatt.de
Und natürlich nicht zu vergessen die Unertl-Dynastie in Haag i. Oberbayern, die ihr populäres Weißbier selbstverständlich auch nach traditionellem Verfahren herstellt. Sehr zeitaufwendig, dafür allerdings auch schonend im sogenannten „offenen“Brauvorgang. Dabei bleiben die Gärbottiche geöffnet, der Sud entwickelt sich ohne Druck und das Bier darf in der Flasche nachreifen bis es sein unverkennbares Aroma entwickelt hat. Am besten gleich vor Ort probieren im zugehörigen Bräustüberl. Ganz großes Publikum genießen Bier samt Brauerfamilie (beide derzeit unter Leitung von Alois IV) alljährlich beim Haager Herbstfest kurz vor der Wiesn. www.unertl-braeustueberl.de www.unertl.de
Obwohl weitschichtig verwandt, darf man diese Unertls keinesfalls mit den Unertls in Mühldorf verwechseln! Für den zertifizierten Biobetrieb gab es bereits mehrere Male in Folge Gold beim European Beerstar und auch heuer wieder diverse Siegerplätze. Selbst Alfons Schuhbeck und Gerd Käfer schwören drauf. Ob das wohl an der Beschallung mit klassischer Musik liegt (wirklich!), der das Edelgetränk während der Bierwerdung ausgesetzt ist? Bei der „Köstlichen Kiste“in der Altstadt gibt es allerhand hauseigene Produkte wie Weißbierpralinen, Weißbiergelee u.v.m . ... www.brauerei-unertl.de www.muehldorf.de
Nur nicht gewöhnlich bitte!
Bier-Wallfahrten: Ok, Biergärten und Brauereien mags woanders auch geben, Bier-Pilgern nach Altötting gibt es tatsächlich nur hier! Von April bis Oktober werden auf rund 16 Kilometern mehrere Brauereien besucht, es gibt Weißwürscht, regionale Schmankerl und – wer hätt´s gedacht? –Bier, Bier, Bier. Begleitet wird die wohl eher vergnügliche denn peinvolle
Acht-Stunden-Tour vom bayerischen Mundart-Kabarettisten Fritz Mayer. Zielort ist die Gnadenkapelle in Altötting. Das Bierige Wochenende inkl. Wallfahrt plus zwei komfortable Nächte im Hotel Raspl’s Traumschmiede (seit 2015, Unterneukirchen, neun km von Altötting) kostet ab 209 Euro, es gibt extra „Kater“-Frühstück und ein Vier-Gang-Bier-Genuss-Menü samt begleitender Biere u.v.m. 28.9., 5.10. und 12.10. Lustig, lässig, lecker! Generell erfreut die Küche mit attraktiven Specials: Immer donnerstags ab 18.00 Spanferkel-Flat für 12.50 Euro, freitags Biermenü inkl. Biere von den heimischen Brauereien 40 Euro, Steakpräsentationen, Kirtaschmankerl, im November Wild, Gänse, Enten u.v.m. Restaurant (Genuss Schmiede) und Zimmer der Traumschmiede sind insgesamt sehr gepflegt und komfortabel in neo-rustikalem Stil gehalten, modern mit vielen gemütliche Holzelementen. WLAN, Tablets, Laptop-Safes und 35-Zoll TV . Für die kleine Auszeit gibt´s ein Sonntagsarrangement mit einer Übernachtung, romantischem Genuss-Menü, Naschkörberl, einer Flasche Prosecco und Frühstücksbuffet für 45 Euro pro Person. www.hotel-traumschmiede.de www.raspl.de
Das gastronomische Extra ist allerdings der Biergarten des Klostergasthof Raitenhaslach, wohl einer der schönsten in ganz Bayern. Kastanienbeschattet wie sichs gehört, direkt unter den mächtigen Burgmauern und gekonnt platziert in der Fluss-Schleife der Salzach. Das klostereigene Bier wird nach wie vor nach dem Origninalrezept gebraut und neben den Familienbetrieben der Altstadthotels in nur zwei weiteren Gasthäusern ausgeschenkt. www.altstadthotels.de
Sandbahnrennen Mühldorf: Atemberaubende Drifts, Kurvenduelle Rad an Rad, packende Überholmanöver: Es wird wieder spannend bei der Sandbahn Weltmeisterschaft am 30.9., wenn im Rennbahnstadion in Mühldorf a. Inn wieder die Motoren dröhnen und die Sandfontänen nach oben spritzen. Tollkühne Männer auf schweren Maschinen, die mit Vollgas und 180 Stundenkilometern (130 im Schnitt) auf losem Sanduntergrund in die Kurven driften. Und ein Deutscher hat allerbeste Chancen auf den Titelgewinn: Martin Smolinski aus Olching möchte seine erste komplette Langbahn-WM-Saison beim letzten Rennen mit dem WM-Titel krönen. Live erleben kann man diesen Nervenkitzel am 29.9. ab 13.30 (Training acht Euro) und am 30.9. ab 9.20 (Warm-up), Start zum 1. WM-Rennen um 13.30., 25 Euro, Sitzplatzzuschlag sieben Euro. www.msc-muehldorf.de
Bavarian Bass Days – Mühldorf: Zum fünften Mal feiern heuer Kontra-, E- und Minibassisten. Die Bayerischen Basstage in Mühldorf a. Inn (27. bis 29.10.) gehören zum Besten, was die Region zum Thema zu bieten hat. Rund um das Instrument wird in Meisterkursen und Workshops mit Feuereifer in die Saiten gegriffen. Die zwölf Dozenten gehören zur internationalen Weltelite, ihr außergewöhnliches musikalisches Können zeigen sie beim Konzert „Masters of Bass“am Starttag im Mühldorfer Haberkasten mit Bass-Legende François Rabbath, der „Classic meets Rock“-Band, „The Bassmonsters” u.v.m. Ausführliche Infos zu Kursinhalten und Dozenten online unter: www.bavarian-bassdays.com
Radlfreundlich und günstig – die Südost-Bayern-Bahn bedient von München aus via Markt Schwaben bzw. Grafing hauptsächlich die Inn Salzach Region, letztendlich aber auch die Strecken bis Passau, Landshut und Salzburg auf insgesamt rund 550 SchienenKilometern. Das Tagestickest kostet 20 Euro für eine Person und sechs Euro je Mitfahrer – bei maximal fünf Personen pro Reisegruppe – hin und zurück. Die Nutzung des MVV (S-Bahn) ist nicht automatisch dabei, kann allerdings mit einem Pauschalaufschlag von drei Euro zugekauft werden, der Mitfahrerpreis erhöht sich dadurch nicht. So kostet der Tagestrip nach z.B. Burghausen und ggfs. weiter nach Salzburg (ab Dezember 2018 im Ein-Stundentakt) inkl. SBahnnutzung ab 9.40 Euro pro Person. Gültig wochentags ab 9.00 bis 3.00 des Folgetages, am Wochenende durchgehend. Und hier hat mal jemand richtig mitgedacht: Der Mühldofer Radlstern offeriert vom historischen Handelszentrum aus sieben Routen zu den schönsten Städten rundum (52 bis 123km) – und per Zug wieder zurück. Jeweils sternförmig geht´s in alle Himmelsrichtungen u.a. nach Salzburg, Passau und Landshut oder auch auf kürzere Teilstrecken. Alles ohne das lästige Gepäck! Die Routen verlaufen immer