In Zeiten wie diesen
Afrika, Underdox, Queer, Achternbusch
Afrofuturismus. Bei den Afrikanischen Filmtagen 2018 geht’s um Identitäten, ein modernes Selbstverständnis, Umwelt- und Menschenrechtsaktivismus, Homosexualität … losgelöst von westlichen Perspektiven. I’m not a Witch, der Eröffnungsfilm, ist eine komische, feministische Sozialsatire über den Hexenaberglauben im ländlichen Sambia. Razzia, ein Episodenfilm von Nabil Ayouch, ist eine Hommage an Casablanca, die den Hollywood-Mythos vom Orient dekonstruiert. Rafiki erzählt von zwei jungen Frauen in Nairobi, die sich zwischen ihrer Liebe und einem Leben in Sicherheit entscheiden müssen. (Gasteig, Do 11. bis So 14.10.)
Beim 13. UNDERDOX Filmfestival für Dokument und Experiment gibt’s dieses Jahr viele große Namen. Jean-Luc Godard ist dabei, Wang Bing mit seiner erschütternden Doku Dead Souls, in dem die letzten Überlebenden eines chinesischen Umerziehungslagers Zeugnis ablegen, Bruno Dumont mit Jeannette: The Childhood of Joan of Arc, der den Mythos von der ach so heiligen Jeanne d’Arc in ein Metal-Musical verwandelt, oder Hu Bo mit An Elephant Sitting Still, einem Film-Noir-Mittelschicht-Drama in einer chinesischen Stadt. Außerdem Kurzfilme, Found Footage, 16mm-Projektionen, Gäste, Party … (www.underdox-festival.de, bis Mi 17.10.)
Sichtbare Vielfalt, sichtbares Anderssein verspricht das 3. Queer Film Festival. In 1985 geht es um einen jungen Mann aus Texas, der nach Jahren zu seiner konservativen Familie zurückkehrt. Tinta Bruta (Hard Paint), der bei der Berlinale den Teddy Award erhielt (!), erzählt von Pedro, der für die anonymen Zuschauer*innen seiner Webcam performt, im echten Leben aber nicht wenig Probleme hat. Skate Kitchen ist eine erfrischende Coming-of-Age-Story einer 18-jährige New Yorkerin. Das einfühlsame Drama Mario (von Marcel Gisler) erzählt von einem jungen Schweizer Fußballer, der sich in den deutschen Stürmer Leon verliebt. Dem homophoben Druck im Team hält die Liebe der beiden aber nicht Stand … Außerdem Dokus, u.a. übers Chorfestival „Various Voices“, Kurzfilme, u.a. vom Pornfilmfestival Berlin, Diskussionen, Party. (qffm.de, Mi 17. bis So 21.10.)
„In Bayern möchte ich nicht einmal begraben sein“. Herbert Achternbusch, der große Anarcho-BayernMensch, Filmemacher, Schriftsteller, Maler, der sich schon vor Jahrzehnten erfolgreich mit der CSU und ihren Granden angelegt hat, wird 80. Drum gibt’s im Filmmuseum u.a. zu sehen: Der sprichwörtlich gewordene BierFieber-Anfall-Film Das Andechser Gefühl um einen Dorfschullehrer, der eine Sehnsucht hat. Servus Bayern, in dem er einen Schriftsteller spielt, der an der menschlichen Kälte in Bayern leidet und deshalb nach Grönland auswandert – oder Das letzte Loch, indem der Nil, gespielt von Achternbusch, im Nazi-Nachkriegs-Bayern vergeblich Schnaps um Schnaps trinkt, um die 6 Millionen ermordeten Juden zu vergessen, und sich schließlich in den Stromboli stürzen muss. (Ab Fr 19.10.)