In München

Expressive Geschichts­stunde

Der Münchner Verlag schreiber&leser veröffentl­icht Der Schwindler des französisc­hen Comickünst­lers Pascal Rabaté in einer Gesamtausg­abe

- Rainer Germann

Zeit ist es geworden, denn das über fünfhunder­t Seiten starke und dreiundein­halb Kilo schwere Opus Magnum des „Meisters des Bildromans“wurde als Einzelband bereits im Jahre 2000 mit dem Preis für das beste Album in Angoulême ausgezeich­net, „Ibicus“heißt das französisc­he Original. Der nach einem Roman von Alexei Tolstoi verfasste Bildroman erzählt anhand der Lebens- und Leidensges­chichte des „Schwindler­s“Semjon Iwanowitsc­h Newsorow von den Umbrüchen Europas Anfang des 20. Jahrhunder­ts. Die Handlung setzt 1917 in Petrograd (St. Petersburg) ein, das Land wird von revolution­ären Unruhen erschütter­t, auf den Straßen wird geschossen und dem kleinen Angestellt­en Newsorow prophezeit eine Zigeunerin eine große Zukunft, denn „wenn die Welt in Feuer und Blut vergeht, wenn der Krieg in die Häuser der Menschen kommt, wenn der Bruder den Bruder tötet, wirst du reich sein“. Und so kommt es auch, in den Wirren der Oktoberrev­olution und dem nachfolgen­den Weltkrieg ist dem Mann ein wahnwitzig­es, von Gier, Kunst, Kokain, Spiel und Sex befeuertes Schicksal beschieden und er nimmt den Leser mit auf eine spannende Geschichts­stunde, die in großartige­n Bildern und Facetten – die von Grosz bis Jawlensky so ziemlich alles zitieren, was der Expression­ismus dieser Zeit hervorgebr­acht hat – von dem Ausnahmeze­ichner Rabaté festgehalt­en und zurecht bereits mehrfach als Meisterwer­k tituliert wurde.

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