Alan Parks
Blutiger Januar
(Heyne Hardcore)
„Stevie, ich bin’s. Was ist passiert? Geht’s?“Nein, es ging nicht, denn eine riesige offene Wunde zog sich von Stevies Schulter über den ganzen Rücken, „klaffte weit auf, sodass man Knochen und gelbliches Fettgewebe erkennen konnte.“Dann öffnete Stevie die Augen und verzog das Gesicht: „Das Dreckschwein hatte ein Schwert.“Alan Parks ist nicht Dramaturg einer neuen „Game Of Thrones“-Folge und Stevie nicht ein armes Opfer im herkömmlichen Sinn. Stevie Cooper ist ein Drogendealer, Zuhälter und in jedem Fall wahnsinnig. Und der, der fragt ob’s geht, ist sein Freund, mit dem ihn eine düstere Vergangenheit verbindet: Harry McCoy, Polizist in Glasgow, könnte auch das schottische Pendant zum New Yorker Kollegen Terence McDonagh sein, besser bekannt unter seinem Filmtitel „Bad Lieutenant“. Parks schickt seinen eigenen Bad Cop McCoy wegen mysteriöser Mord- und Todesfälle durch ein düsteres 1970er-Jahre Glasgow auf einen apokalyptischen Höllenritt und lässt dabei nichts aus: Dope, Nutten, Blut, Schnaps und S/M, verschworene perverse Bruderschaften, korrupte Bullen und ein Jugendfreund auf Speed, der Kleinganoven, die ihn beklaut haben, noch mit dem Hammer bearbeitet, bevor er sie umbringt. Wer die „Yorkshire Killer“-Trilogie von David Peace damals gefressen und mittlerweile verdaut hat, kann bei Parks gut einsteigen – etwas zarter besaitete Krimifreunde dürfen das als Warnung verstehen.
(Alan Parks liest am 14. Oktober, 20 Uhr, in der Polka Bar mit seiner deutschen Übersetzerin Conny Lösch im Rahmen des Krimifestivals, anschl. „Schottendisco“mit Verlagsleiter Markus Naegele)