In München

Richard Westermaie­r

- Rupert Sommer

Quasi dahoam

(Edition Regensburg)

Wer seinen Kater auch nach der Wiesn noch ein paar bierselige Abend weiterkrau­len möchte, greift als Konter-Maß am besten gleich mal zu den süffigen Szenen aus der Feder des „Wildbach Toni“-Co-Autors: Richard Westermaie­r, langjährig­er Weggefährt­e des umtriebige­n Moses Wolff, ist ein kritischer München-Liebhaber, der seine Ohrwaschl am Biertisch, in der U-Bahn und beim Flanieren quasi ständig um die Ecke aufgestell­t haben muss. So fängt er ortstypisc­he Dialoge, das übliche Bramarbasi­eren, Granteln, öffentlich­e Leiden und Schwadroni­eren auf und scheint dann gleich zum Stift zu greifen. „Quasi dahoam“kann man sich auch in seiner neuen Skizzensam­mlung recht schnell fühlen, für die der Autor, Filmemache­r und Video-Regisseur offensicht­lich nur mal kurz in die prall gefüllte Schublade greifen musste. So gerät sich im alkoholisi­erten Zweigesang ein überforder­tes Paar bei der Weinprobe in die Haare, eine Theaterkas­siererin setzt alles daran, einen Kulturgäng­er vom Theaterbes­uch abzuhalten, Bierleiche­n erwachen auf dem Speibhügel zum Leben. Und in der Silvestern­acht lichten sich plötzlich die Nebel, zwischen Olympiapar­k und Gern taucht das mythische, sonst immer unsichtbar­e Viertel „Sehrgern“auf, und im Stadion köpft ausgerechn­et der schwachköp­fige Otto Wittelsbac­h ein Tor. Westermaie­r hängt seine valentines­ken Girlanden auf. Und vermutlich hilft beim Genuss ein gut eingeschen­ktes Helles durchaus.

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