Richard Westermaier
Quasi dahoam
(Edition Regensburg)
Wer seinen Kater auch nach der Wiesn noch ein paar bierselige Abend weiterkraulen möchte, greift als Konter-Maß am besten gleich mal zu den süffigen Szenen aus der Feder des „Wildbach Toni“-Co-Autors: Richard Westermaier, langjähriger Weggefährte des umtriebigen Moses Wolff, ist ein kritischer München-Liebhaber, der seine Ohrwaschl am Biertisch, in der U-Bahn und beim Flanieren quasi ständig um die Ecke aufgestellt haben muss. So fängt er ortstypische Dialoge, das übliche Bramarbasieren, Granteln, öffentliche Leiden und Schwadronieren auf und scheint dann gleich zum Stift zu greifen. „Quasi dahoam“kann man sich auch in seiner neuen Skizzensammlung recht schnell fühlen, für die der Autor, Filmemacher und Video-Regisseur offensichtlich nur mal kurz in die prall gefüllte Schublade greifen musste. So gerät sich im alkoholisierten Zweigesang ein überfordertes Paar bei der Weinprobe in die Haare, eine Theaterkassiererin setzt alles daran, einen Kulturgänger vom Theaterbesuch abzuhalten, Bierleichen erwachen auf dem Speibhügel zum Leben. Und in der Silvesternacht lichten sich plötzlich die Nebel, zwischen Olympiapark und Gern taucht das mythische, sonst immer unsichtbare Viertel „Sehrgern“auf, und im Stadion köpft ausgerechnet der schwachköpfige Otto Wittelsbach ein Tor. Westermaier hängt seine valentinesken Girlanden auf. Und vermutlich hilft beim Genuss ein gut eingeschenktes Helles durchaus.