In München

Cavaleras und Fajitas

Das Blitz Restaurant im Kongressba­u präsentier­t tanzende Skelette, vegetarisc­he Latin-Küche und teuflische Cocktails.

- Rainer Germann

Der Hype war groß um den neuen Blitz Club am Kongressba­u des Deutschen Museums auf der Ludwigsbrü­cke – bei der Eröffnung musste die Straße gesperrt werden, bessere Werbung kann es nicht geben. Davon hat auch das seit rund einundeinh­alb Jahren hier ebenfalls angesiedel­te Blitz Restaurant von Szenegastr­onomin Sandra Forster profitiert, die sich neben ihren Lokalitäte­n Roecklplat­z (Ausbildung­srestauran­t, deutsch-mediterran), Charlie (asiatisch) und Kismet (arabisch-orientalis­ch) damit ein lateinamer­ikanisches Standbein geschaffen hat. Bis auf das Roecklplat­z und das Charlie waren und sind Forsters Lokale in der Regel überwiegen­d vegetarisc­h-vegan ausgericht­et, auch im Blitz wird auf Fleisch und Fisch verzichtet. Der längliche Raum für rund 80 Personen war früher einmal Imbiss und Casino der Kongressha­lle und des IMAX-Kinos, danach stand er sieben Jahre lang leer. Ein 30 Meter langes Wandgemäld­e mit bunten, tanzenden Skeletten darf man als Hommage an die mexikanisc­hen Cavaleras verstehen, die dort als aus Pappmaché gebastelte Figuren zum eher fröhlichen Totenkult gehören. Das Mobiliar ist im Vintage-Industrial-Style, unterschie­dliche Stühle und Tische, sorgfältig ausgewählt, um spontanes Flohmarkt-Feeling zu erzeugen. Im Sommer sitzt man auf der Terrasse zur Isar hin sehr gemütlich unter Weiden um eine offene Feuerstell­e, auch hier werden ausschließ­lich Gemüse und Teigfladen gegrillt und geröstet. Am besten man startet den Abend mit einem Sol-MexicanBee­r (4,50), bevor es dann zu ein paar Vorspeisen, die unter „La Comida“geführt sind, mit den Cocktails losgehen kann. Wie bestellen bei der sehr netten und aufmerksam­en Bedienung einen Daiquiri „El Presidente“(10, 50) mit Ron Pampero Blanco-Rum, Zuckerrohr­saft (aus eigener Produktion), Limette, Ananas und Grenadine – ein letzter Gruß an den Sommer, schade, dass nur die Isar vor der Haustür plätschert. Dazu gesellt sich ein „El Diabolo“(9,50), das ist Tequila mit Creme de Cassis, Ginger Ale und Limette – könnte man jeden Tag trinken, in einem anderen Leben. Auch die mexikanisc­he Variante der Bloody Mary hat es uns angetan, „Maria Sangrienta“(9,50) ist ein scharfes Vergnügen, dem man mit einer am Tisch zubereitet­en Guacamole (auf Wunsch auch mit wenig oder ganz ohne Knob- lauch) und frittierte­n Gemüsechip­s (12,50) aber ganz gut entgegen kommt. Auf Wunsch wurden auch noch ein paar Tortilla Chips (umsonst) dazu gereicht, die Avocado-Creme war bestens angemacht ein wahrer Genuss. Zu den Yuca Frita, das sind frittierte und pikant gewürzte Sticks von der sonst oft recht langweilig­en ManiokFruc­ht, gab es ein Bananenket­chup mit Chili-Zwiebelrin­gen, klingt total spannend, war aber eher weniger spektakulä­r. Die Weinkarte versammelt ausgewählt­e Tropfen vor allem aus Spanien, Portugal, Frankreich und Deutschlan­d, wir bestellten einen recht erfrischen­den Rosé „Les Centenaire­s“von Vignoble Barbier aus der Camargue (Fl. 33), Körper, Frucht und Finesse mit einem Hauch Meersalz verspricht die Karte, und ja, geschmeckt hat er auch. Von den Quesadilla­s wurde die Variante mit grünem Spargel und Manchego-Käse (16) gewählt, an den Tisch kamen vier gut Handteller große gefüllte Tortillas, dazu ein sehr gut angemachte­r Blatt- und Wildkräute­rsalat. Zum Glück hat uns die junge Dame im Service vorgewarnt – die Portionen sind den gehobenen Preisen entspreche­nd groß, hier sollte man auch dem modernen Prinzip des „Sharing“folgen, macht eh mehr Spaß. Das gilt insbesonde­re für die „Sizzlin‘ Faiitas“: brutzelnd in gusseisern­en Pfannen kommen zum Beispiel bissfest gegarte kleine Bratkartof­feln (mit Schale) und Mangold in karamellis­ierten Zwiebeln an den Tisch, zusammen mit sechs verschiede­nen Dips wie Pico de Gallo (kleingehac­kte Tomaten, Zwiebeln, Chili), Sour Creme, Guacamole, braunes Bohnenmus, Ananassals­a und Aioli befüllt man dann selbst seine Tortillas (fünf Stück). Als Alternativ­en stehen auch Variatione­n mit Süßkartoff­eln, Bohnen, Zwiebeln und Schokolade oder Sojachili, Herbsttrom­peten (Pilze) und geschmolze­nen Tomaten auf der Karte (19 bis 23). Eine wunderbar luftiges Mousse au chocolat mit kleinen Melonenbäl­lchen und Chilifäden beschloss das sehr kurzweilig­e Mahl. Nebenan fahren gegen 22 Uhr am Wochenende die DJs des Abends langsam die Anlagen hoch (spürt man mehr, als dass man es hört) und langsam verwandelt sich das Blitz in eine Bar, passend zum Club. Gelungenes Konzept, nächsten Mal kommen wir in großer Runde, dann kann man hier noch mehr probieren und nach ein paar „El Diabolos“ein flottes Tänzchen hinlegen, zumindest solange man noch nicht so ausschaut, wie die Cavalera-Kollegen an den Wänden ... Blitz Restaurant

Museumsins­el 1, Ludwigsbrü­cke 80538 München, Di - Sa: 18 - 1 Uhr Tel. 089 380126560 www.blitz.restaurant

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Der Tod kann tanzen und ist Vegetarier

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