Alexandra Kleeman
Kunstblut
(Kein & Aber)
Es sind Geschichten, die wirklich wehtun. Die mit spitzen Fingern auf der Haut die Wunde suchen und dann darin herumpopeln. Und wenn schon ein Schorf darüber gewachsen ist, dann knibbeln sie den mit sadistischer Hartnäckigkeit auch noch ab. Immer wieder kehren darin junge Frauen, die vom üblichen Gesellschaftstanz überfordert sind, die sich ihre Partner nicht einfach aufzwingen lassen wollen und dann dazu auch noch glücklich-verlogen lächeln sollen. Oder eben junge Mütter, denen mit dem leeren Babygesicht in ihrem Arm eben nicht das Zeitschriftenkitschklischee entgegenlächelt, sondern Überforderung, Einsamkeit – und Ekel. Kleemans Geschichten sind wirklich verstörend, hallen lange nach und verursachen unruhige Gedanken. Etwa jene von der Besucherin einer vermeintlichen Halloween-Kostümparty, die dort als einzige im blutverschmierten Schwesternkostüm auftaucht. Und dann geht tatsächlich ein Axtmörder um. Oder die von der frisch Verlobten, die ein geheimnisvoller Fremder an einem abgelegenen Strand ins Meer lockt – und mitten hinein in einen Schwarm giftiger, glibberiger Quallen. Nicht gerade die angenehme GuteNacht-Lektüre. Aber genau die schnell betäubende Narkosedosis für ungemütliche, stürmische, düstere Herbstabende.