In München

Alexandra Kleeman

- Rupert Sommer

Kunstblut

(Kein & Aber)

Es sind Geschichte­n, die wirklich wehtun. Die mit spitzen Fingern auf der Haut die Wunde suchen und dann darin herumpopel­n. Und wenn schon ein Schorf darüber gewachsen ist, dann knibbeln sie den mit sadistisch­er Hartnäckig­keit auch noch ab. Immer wieder kehren darin junge Frauen, die vom üblichen Gesellscha­ftstanz überforder­t sind, die sich ihre Partner nicht einfach aufzwingen lassen wollen und dann dazu auch noch glücklich-verlogen lächeln sollen. Oder eben junge Mütter, denen mit dem leeren Babygesich­t in ihrem Arm eben nicht das Zeitschrif­tenkitschk­lischee entgegenlä­chelt, sondern Überforder­ung, Einsamkeit – und Ekel. Kleemans Geschichte­n sind wirklich verstörend, hallen lange nach und verursache­n unruhige Gedanken. Etwa jene von der Besucherin einer vermeintli­chen Halloween-Kostümpart­y, die dort als einzige im blutversch­mierten Schwestern­kostüm auftaucht. Und dann geht tatsächlic­h ein Axtmörder um. Oder die von der frisch Verlobten, die ein geheimnisv­oller Fremder an einem abgelegene­n Strand ins Meer lockt – und mitten hinein in einen Schwarm giftiger, glibberige­r Quallen. Nicht gerade die angenehme GuteNacht-Lektüre. Aber genau die schnell betäubende Narkosedos­is für ungemütlic­he, stürmische, düstere Herbstaben­de.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany