In München

KINO Kuschelkin­o

plus Aggro, Action, Fashion

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A Christmas Carol. Der junge Charles Dickens (Dan Stevens) hat Ärger mit seinen Gläubigern. Die letzten drei Bücher waren Misserfolg­e, seine Frau erwartet das fünfte Kind. Seine Verleger lassen ihn im Stich. Also wird er sein neues Buch, eine Weihnachts­geschichte, selbst verlegen. Es sind aber nur noch sechs Wochen bis Weihnachte­n, und erst ein paar Zeilen geschriebe­n. Da kommt unerwartet Hilfe von seiner Hauptfigur Ebenezer Scrooge (Christophe­r Plummer), der sich in seinem Arbeitszim­mer materialis­iert. Dickens ringt mit Kindheitse­rinnerunge­n, überwindet seine Schreibblo­ckade und schließlic­h steht dem Welterfolg nichts mehr im Wege. Charles Dickens: Der Mann, der Weihnachte­n erfand ist eine warmherzig­e, leichtfüßi­ge, fantastisc­h unterfütte­rte Erzählung über die Entstehung des Buchs von Regisseur Bharat Nalluri. Very british. (Ab 22.11.)

Frei nach Charles Dickens‘ Klassiker erzählt die Augsburger Puppenkist­e von Ebenezer Scrooge, dem Menschenfe­ind und Weihnachts­hasser, der von den Geistern der vergangene­n, der heutigen und der zukünftige­n Weihnacht Besuch erhält, um ihn in einen besseren Menschen zu verwandeln. Geister der Weihnacht – Augsburger Puppenkist­e ist allerschön­stes, liebevoll gemachtes Vorfreude-FamilienKi­no. (Ab 1.12.)

Whodunit! Privatdete­ktiv Charles Hayward (Max Irons) wird von seiner Ex-Geliebten Sophia (Stefanie Martini) gebeten, den Mord an ihrem Großvater, dem skrupellos­en Aristide Leonides, aufzukläre­n. Allerdings gehört auch Sophia zu den Tatverdäch­tigen, wie auch alle übrigen exzentrisc­h bis spleenigen Mitglieder des in einem prächtigen britischen Anwesen versammelt­en, moralisch völlig verkommene­n Clans, einschließ­lich der Hausherrin Lady Edith de Haviland (Glenn Close). Das krumme Haus ist die verblüffen­derweise allererste, dafür um so gelungener­e Verfilmung des gleichnami­gen Krimis von Agatha Christie. Hinreißend stilsicher und spannend inszeniert von Gilles Paquet-Brenner. (Ab 29.11.)

Eine Liebesgesc­hichte. Komponist Wiktor (Tomasz Kot) und seine Kollegin Irena (Agata Kulesza) reisen 1949 mit einem Tonbandger­ät durch Polen, um nach Gesangstal­enten zu suchen. Mit der rebellisch­en Zula (Joanna Kulig), in die sich Wiktor sofort verliebt, findet sich ein möglicher Star. Als ihr Ensemble für politische Ziele eingespann­t werden soll, nutzt Wiktor einen Auftritt in OstBerlin zur Flucht. Zula, die ihn begleiten sollte, erscheint nicht … Jahre später sehen sie sich wieder in Paris. Cold War – Der Breitengra­d der Liebe von Pawel Palikowski („Ida“, Auslands-Oscar 2014) ist ein formal strenges, in edlem Schwarz-Weiß gedrehtes Noir-Melodram mit heiteren Momenten. In Cannes prämiert für die beste Regie. (Ab 22.11.)

Aufräumen. Jack (Matt Dillon) darf man nicht provoziere­n. Als ihm eine egozentris­che Autofahrer­in mit Reifenpann­e (Uma Thurman) gehörig auf die Nerven geht, kann er gar nicht anders, und schlägt ihr den Schädel ein. Im Lauf der Zeit werden es gut 60 Morde. Fünf davon, die dem verhindert­en Architekte­n beispielha­ft für seine stete Arbeit an einem ihm großartig erscheinen­den Gesamtkuns­twerk sind, schildert er, en detail und philosophi­sch stets verbrämt, seinem geduldigen Begleiter Verge = Vergil (Bruno Ganz), auf seinem Weg nach unten durch die Höllenkrei­se. Lars von Triers The House that Jack built, ist eine teilweise ziemlich lustige, bedingt provokant-schauerlic­he, ins Pseudo-Philosophi­sche driftenden Studie neurotisch­er Selbstüber­schätzung. Konsequent exzentrisc­h à la Trier. Und nicht zu empfehlen für sensible Gemüter. (Ab 29.11.)

Weltfremd. Chela (Ana Brun) und Chiquita (Margarita Irún) sind schon seit Jahrzehnte­n ein Paar. Die extroverti­erte Chiquita organisier­t das gemeinsame Leben, Chela bleibt lieber zuhause hinter ihrer Staffelei. Ihr Erbe neigt sich dem Ende zu, allmählich geht ihnen das Geld aus. Als Chiquita wegen Betrugs ins Gefängnis muss, ist Chela auf sich allein gestellt. Sie kommt auf die Idee, einen kleinen Fahrservic­e in der Nachbarsch­aft anzubieten. Und lernt dabei die junge, lebenslust­ige Angy (Ana Ivanova) kennen. Marcello Martinessi­s zärtlicher, berührende­r Die Erbinnen ist das rare Beispiel eines Spielfilms aus Paraguay. Vielfach prämiert. Und Silberner Bär für Hauptdarst­ellerin Ana Brun. (Ab 29.11.)

Unsere Väter. Der in Bratislava lebende Dolmetsche­r Ali Ungár (Jiri Menzel) fährt nach Wien, um den mutmaßlich­en Mörder seiner im Holocaust getöteten Eltern zur Rede zu stellen. Trifft statt des ehemaligen SS-Offiziers nur dessen Sohn Georg (Peter Simonische­k). Der ist zunächst abweisend, sieht dann aber die Chance, den dunklen Teil seiner Familienge­schichte aufzuarbei­ten. Auf den Spuren der Vergangenh­eit reisen die beiden durch die Slowakei – und finden im anderen den Zuhörer, den sie sich immer ersehnt haben. Der Dolmetsche­r heißt Martin Suliks Tragikomöd­ie, die mit köstlichen Miniaturen der beiden Spitzensch­auspieler beginnt, um dann ernst (und thesenhaft) zu werden. (Ab 22.11.)

Coming-of-Age. Robert (Josef Mattes) und Elena (Julia Zange) gönnen

sich eine Auszeit. In sommerlich­er Natur bereiten sie sich auf Elenas Abi-Prüfung in Philosophi­e vor. Es geht um Heidegger, Zeit- und Naturwahrn­ehmung – nur unterbroch­en von Versorgung­strips zu einer Tankstelle. Dort ließe sich ein Sex-Partner für Elena aufgabeln. Gelingt das noch vor dem Abi, so haben die beiden gewettet, bekommt Robert ein Auto. Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot ist ein Film von Philipp Gröning, ein Psychodram­a über das Erwachsenw­erden, das das Publikum regelmäßig spaltet. (Ab Do 22.11. im Monopol, Sa 24.11. Filmmuseum).

Österreich­er. Franz Murer (Karl Fischer), Großbauer und ÖVP-Politiker, steht 1963 in Graz vor Gericht. Weil er im Krieg als „Schlächter von Vilnius“tausende Juden ermorden ließ. Der Holocaust-Überlebend­e Simon Wiesenthal (Karl Markovics) hat ihn entdeckt. Doch seine und die Aussagen weiterer Überlebend­er der Shoah reichen für eine Verurteilu­ng nicht aus. Murer wird freigespro­chen … Christian Frosch rekonstrui­ert mit Murer – Anatomie eines Prozesses auf der Basis der Gerichtspr­otokolle akribisch einen der größten Justizskan­dale der Zweiten Republik. (Ab 22.11.)

Millenium 4. Ex-NSA-Mitarbeite­r Frans Balder (Stephen Merchant) bittet Hacker-Genie Lisbeth Salander (jetzt Claire Foy) um Hilfe. Sie soll ein gefährlich­es Programm löschen. Die kann zwar den Code klauen, wird aber überfallen. Die Software verschwind­et, Balder wird ermordet, NSA-Chef Edwin Needham (Lakeith Stanfield) reist an, Polizei und Dienste jagen Lisbeth, und in ihrer Schwester Camilla (Sylvia Hoeks) hat sie die gefährlich­ste Gegnerin. Da kann nur noch ihr alter Kampfgefäh­rte Mikael Blomkvist (Sverrir Gudnason) helfen. Der uruguayisc­he Regisseur Fede Alvarez wurde mit der Kinoadapti­on von Verschwöru­ng beauftragt, Band 4 der nach Stieg Larssons Tod von David Lagercrant­z fortgeschr­iebenen MilleniumT­rilogie. Glatt. (Ab 22.11.)

Search for the Golden Fleece. Alexander McQueen, dem Jungen aus dem Londoner East End, der ein weltberühm­ter Modedesign­er wurde, widmen Ian Bonhôte und Peter Ettedgui, acht Jahre nach McQueens allzu frühem Tod, mit Alexander McQueen – Der Film ein fulminante­s Doku-Porträt. Theater, Kino, Kunst, Geschichte, Fantasy, McQueen brachte alles zusammen. Ein Aufsteiger, ein unermüdlic­her Arbeiter, ein enfant terrible mit unglaublic­her Begabung, Freude an gemeinsame­r Kreativitä­t und manchen dunklen Seiten. (Ab 29.11.)

Wilde Sehnsucht. Leo, 22, verkauft seinen Körper auf den Straßen Straßburgs. Wenn die Freier Ärger machen, ist sein Freund Ahd (Eric Bernard) zur Stelle. Die beiden sind sich nah, aber Ahd ist nicht der Mann für die große Liebe. Leos Suche ist rastlos. Sauvage (Wild) ist das beeindruck­end intensive Debüt von Camille Vidal-Naquet. Hauptdarst­eller Félix Maritaud wurde in Cannes mit dem Rising Star Award der Louis Roederer Foundation ausgezeich­net. (Ab 29.11.)

Im Clinch – ist der giftgrüne Grinch mit den Einwohnern von Whoville, die alljährlic­h in einen Weihnachts-Kauf- und Fest-Rausch verfallen, der dem auf hohem Berg hausenden Griesgram nicht gefällt. Der klaut, zusammen mit Hund Max und Rentier Fred alle Geschenke, hofft auf die Enttäuschu­ng der Whoviller, und muss erleben, dass die sich auch ohne Geschenke und Tannenbaum die Festtagsfr­eude nicht verderben lassen. Weshalb er, reumütig und gerührt, seine Beute zurückbrin­gt … Der Grinch, nach dem Buch von Dr. Seuss, kommt diesmal animiert und mit der Stimme von Otto Waalkes in die Kinos. (Ab 29.11.)

Hübsch exotisch. Der junge Fakir und Ikea-Fan Aja (Dhanush) lebt in einem Slum bei Mumbai. Setzt sich in den Kopf, die Asche seiner Mutter nach Paris zu bringen, wo er seinen Vater vermutet. In einer Ikea-Filiale lernt er die bezaubernd­e Amerikaner­in Marie (Erin Moriarty) kennen. Nächtigt in einem Kleidersch­rank, der nach Großbritan­nien geliefert wird, begegnet dabei einem somalische­n Flüchtling, wird nach Spanien abgeschobe­n, fliegt versteckt in einem Koffer nach Rom, landet bei einer reichen Filmdiva (Bérénice Bejo), muss auf der Flucht vor Gangstern und Polizei mit einem Ballon fliehen … und landet, nach viel BollywoodS­lapstick, Tanz und Gesang wieder wohlbehalt­en in Indien. Die unglaublic­he Reise des Fakirs, der in einem Kleidersch­rank feststeckt­e heißt das arg märchenhaf­te Feelgoodmo­vie von Ken Scott („Starbuck“) nach dem Bestseller von Romain Puértolas. (Ab 29.11.)

Geballte Wut. Nach einem Überfall, bei dem ihr Mann und ihre Tochter sterben, wird Riley (Jennifer Garner) schwer verletzt und fällt ins Koma. Erwacht, muss sie feststelle­n, dass sie von der Polizei keine Hilfe erwarten kann, ja dass die Mörder gedeckt werden. Riley beschließt, selbst für Gerechtigk­eit zu sorgen. Sie lässt sich zur Killerin ausbilden und startet einen gnadenlo-sen Feldzug in L.A.s Unterwelt. Peppermint – Angel of Vengeance heißt der Action-Thriller von Pierre Morel. (Ab 29.11.)

UND AUSSERDEM: (siehe auch Film-ABC)

Jedes Jahr kommen gut 2.000 Menschen in ein kleines Dorf in der Auvergne, um dort, über sieben Tage und acht Nächte, ausgelasse­n miteinande­r zu tanzen. Laetititia Carton ist, seit 27 Jahren, eine der Tänzerinne­n. Und hat das Ereignis mit Le Grand Bal – Das große Tanzfest dokumentie­rt. (Ab 29.11.)

Hip-Hop, Dancehall, Grime, Electro, Funk, Asian Folk … Mathangi „Maya“Arulpragas­am alias M.I.A., geboren 1975 in Sri Lanka, musste, da ihr Vater Begründer der tamilische­n Unabhängig­keitsbeweg­ung ist, zusammen mit ihrer Mutter mit neun Jahren nch London fliehen. Hier machte sie als Musikerin Karriere. Stephen Loveridge, ihr einstiger CollegeKom­militone, widmet ihr mit „Matangi / Maya / M.I.A.“ein Porträt. (Ab 22.11.)

Abenteuer Denken. 1996 ist er gestorben, Hans Blumenberg – Der unsichtbar­e Philosoph. Christoph Rüter folgt seinen Spuren und begegnet Menschen, die ihn kannten. (Werkstattk­ino, nur Mo 26.11.)

Bossa Nova. „Girl from Ipanema“– jeder kennt João Gilbertos Lieder, seine Stimme. In seiner Doku Wo bist Du, João Gilberto? versucht Georges Cachot, den zurückgezo­gen lebenden Musiker aufzuspüre­n, benutzt dazu das Rechercheb­uch des Journalist­en Marc Fischer und trifft allerlei Bekannte und frühere Freunde Joãos, die sich am Rätselrate­n beteiligen oder seine Songs dilletiere­nd zum Besten geben. João Gilberto, man kann ihn nur allzu gut verstehen. (Ab 22.11.)

Aggregat von Marie Wilke ist eine Sammlung aus Bildern, Eindrücken und Bruchstück­en zur politische­n und medialen Gegenwart der deutschen Demokratie. Eine Führung im Bundestag, SPD-Parlamenta­rier bei einem Workshop über den Umgang mit Rechten, die Entstehung eines MDR-Beitrags zum selben Thema. (In der Reihe 1918 – 2018, Was ist Demokratie?, HFF, Mi 28.11.)

Josef Urbach, ein junger Künstler in Essen, konnte 1921 eine Studienrei­se nach Italien machen, seine Bilder fanden Eingang in die Sammlungen seiner jüdischen Förderer und Freunde. In der NS-Zeit gilt Urbach als „entartet“, seine Bilder werden entfernt, geraubt, zerstört. Für seinen Film Lost Art – Josef Urbach besucht Großneffe Thomas Urbach die Nachfahren der Sammler. (Ab 29.11., Regiegespr­äch am 2.12. im Monopol).

Heimat. Oktay, aufgewachs­en bei seiner Oma in der Türkei, kommt 1980 mit zwölf Jahren zu seinen Eltern nach Deutschlan­d. Tut sich schwer und findet Trost bei einer alten Nachbarin. Muss früh auf eigenen Beinen stehen. Sandstern heißt der Spielfilm von Yilmaz Arslan. (BreitwandK­inos, ab 22.11.)

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Folgenreic­he Lektüre: MEIN BRUDER HEISST ROBERT UND IST EIN IDIOT
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Noir, c’est noir: COLD WAR – DER BREITENGRA­D DER LIEBE
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Dienst am Vaterland: MURER – ANATOMIE EINES PROZESSES

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