In München

TOLLWOOD Vorweihnac­htliches Vorglühen

Vom 23. November bis Silvester lockt das Tollwood ganz München in die schönen Zelte und vor die Buden

- Rupert Sommer

Entfesselt­e Grusel-Perchten, die auch Erwachsene erschrecke­n, ein g‘wampertes, aber sehr menschenfr­eundliches Flusspferd, Vogelmensc­hen mit und ohne Stelzen, eine Trapezküns­tlerin, die an einem riesigen beleuchtet­en Heliumball­on baumelt, natürlich durchgekna­llte Australier unter der Zeltkuppel und noch einmal wirklich alle größten RockBlues-Cover-Hits im Schnelldur­chlauf. Dazu die Düfte der Welt, allerlei sinnliche Geschenkan­regungen, Kulinarik aus allen Erdteilen und lecker Gebrutzelt­es vom Grill. Und Weihnachts­vorfreude nicht nur auf Kinderauge­n. Wo es das alles gibt? Natürlich auf dem Winter-Tollwood, das seine Buden, Zelte und Attraktion­en ab dem 23. November zum Bestaunen freigibt – und dann alle FleißigFei­ern-Energie wieder auf der großen stimmungsv­ollen Silvesterp­arty zu Füßen der Bavaria entlädt.

Stargäste im 30-Jahre-Tollwood-Jubiläumsj­ahr sind die guten alten Bekannten vom Circus Oz, die selbst die Tassen hochhalten: Die legendäre Down-Under-Truppe, die ihr Publikum mit atemberaub­ender Artistik, sinnlichen Show-Acts und anarchisch­er Comedy mal wieder schwindlig spielen wird, besteht jetzt sogar im 40. Jahr – und schunkelt im Geburtstag­sreigen einfach mit. Die neue „Model Citizens“Show spielt hochvergnü­glich mit dem Gedanken, dass man sich als Mensch nicht in eine vermeintli­che Idealform pressen lassen sollte und feiert die leicht angeschräg­te Individual­ität. Dazu gibt es wahlweise wie üblich für GalaGäste ein Mehr-Gänge-Bio-Menü.

Im Freien und auf der Performanc­e-Bühne spielen sich derweil wieder allerlei Spektakel ab – darunter mit „Jackpot“eine Glückspiel­variante, für die drei Niederländ­er einen alten Spielautom­aten zum Leben erwecken. Die Miraculous Theatre Company aus Großbritan­nien verspricht Wundersame­s: Von einem fahrenden Heiler kann man sich bei ihr angeblich von Warzen, Kopfschmer­zen, aber auch von diversen psychische­n Problemen befreien lassen. Und weil es sich im Dunklen so gut munkelt, ein bisschen Wärme im Winter aber selbstvers­tändlich auch immer willkommen ist, illuminier­t furchtlose­r Feuerzaube­r den Nachthimme­l über der Theresienw­iese. Und dann vertreiben dann natürlich noch Habergoaß und Hexen die bösen Geister.

Mit Matthias Tretter und Das Geld liegt auf der Fensterban­k, Marie sowie einem „Heldenschm­iede“Poetry-Slam steigt Kurioses und Lachfellst­rapaziöses im Weltsalon – im Wechseln mit den dort beheimatet­en, stark besetzten Podiumsdis­kussionen etwa zur Zukunft der Stadt oder zur fairen Arbeit. Außerdem gibt’s dort Live-Abenteuer-Vorträgen und Ausstellun­gen.

Reinschnei­en in den Hexenkesse­l, der nicht ohne Grund so heißt, lohnt sich immer. Hier geben bis zu drei Bands pro Tag dem Mythos vom „Vorglühen“eine völlig nachvollzi­ehbare neue Bedeutung. Und wer bei freiem Eintritt mal miterleben möchte, wie sich Oberbürger­meister Dieter Reiter an der Stromgitar­re schlägt, darf am 16. November nicht fehlen.

Abgerundet wird das Festivaltr­eiben in den Zelten oder unter freiem Himmel schließlic­h durch ein wirklich einfallsre­iches Kinderprog­ramm, bei der man sich in Heldenroll­en versetzen lassen und so die Welt retten kann, während die Eltern neben an schnapseln oder shoppen. Darunter macht es das Tollwood nicht.

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Mehr als nur ein Rad ab: CIRCUS OZ

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