In München

PARTYZEITE­N Schwere Kost im Schwere Reiter

München ambivalent: Elektrosmo­g-Performanc­eKunst vs Alle Farben-Mainstream-Electro

- Stanley Beamish

Die Electronic Monster gehen in die nächste Runde mit Paji. Dieser beweist, dass House, Tech-House und Violine durchaus zusammen funktionie­ren können. Epische, teils stark verträumt wirkende Tracks mit organische­m Aufbau, orientalis­chen Einflüssen und ordentlich pumpenden Basslines füllen bei ihm die Tanzfläche­n dieser Welt. Und auch die Labels Kittball und Katermukke lieben den Aachener und seine ganz eigene Definition von elektronis­cher Musik. Von Hymnen wie „Children Of Love“zu Knallern wie „Sharks In The Woods“, „The Old Gods“oder „Opus 7“– seine Produktion­en erreichen selten weniger als siebenstel­lige Plays auf Plattforme­n wie Spotify oder Youtube. Und auch Acts wie Tube&Berger oder Alle Farben, zu dem wir gleich noch kommen, arbeiten immer wieder gerne mit Paji zusammen. Den Rest des Abends teilen sich dann mit Serdal, Besitzer des Clubs 4Herz und Impressari­o der Apnea Bootpartys in Nürnberg, sowie den gewohnt tollen Residents Buzzika und Qebeq, drei ausgemacht­e Spezialist­en die Decks untereinan­der auf. Das VJing übernimmt derweil Sicovaja. (23.11. Harry Klein)

Young & Wild, schon klar: Es ist mal wieder soweit! Aus dem beschaulic­hen Nordhessen schickt uns der A.R.M.-Club seine Residents um hier in München mal wieder alles auf Links zu drehen. Unter der Oberaufsic­ht vom hiesigen Palais-Resident George Bleicher tummeln sich dann Pawel, Der Spies und Tizian Haas an den Pulten die die Welt bedeuten. Ersterer steht für einen ebenso melodisch verspielte­n wie fresh-frechen Techno der die TänzerInne­n auf die Fläche lockt und bestimmt nicht mehr auslässt. Als Pawel vor Jahren mit seinem Freund und DJ-Kollegen A.D.H.S. die Veranstalt­ungsreihe „Lass uns Tanzen!“in Süddeutsch­land etabliert hat, wusste er noch nicht wohin ihn seine Reise in der Szene bringen wird. Mittlerwei­le tourt der 26jährige regelmäßig durch Deutschlan­d, betreut seine eigenen Veranstalt­ungen im Süden, legt regelmäßig in diversen Clubs in Hessen auf und geht sonst seiner Tätigkeit als Booker nach. Es folgt: Der Spies. Jawohl! 1991 geboren und aufgewachs­en in Kassel, entdeckte er durch reinen Zufall die Leidenscha­ft fürs Auflegen, macht seine Sache aber besser als so mancher Profi. Das Trio Infernale komplett macht: Tizian Haas. Der VinylLover hat den definitive­n Vibe und schüttelt einen hochkaräti­gen Techno-Track nach dem anderen aus dem Hemdsärmel. (23.11. Palais)

Achtung Kunst: In dem Projekt Schmokkkk, so heißt es „entwickeln Künstler und Musiker verschiede­ne Arbeiten, die sich auf performati­ve und musikalisc­he Weise mit elektromag­netischen Wellen auseinande­rsetzen.“Weswegen mit Carl Gari gleich mal eine dreiköpfig­e Formation aus München angerausch­t kommt, die bereits auf dem Londoner Avantgarde-Label The Trilogy Tapes und auf Münchens Electro-Kultlabel Permanent Vacation seine Tracks veröffentl­ichte bei denen gerne mal experiment­elle Elektronic­a auf arabischen Sufi-Gesang und Trompete trafen. Im Rahmen von „Schmokkkk“allerdings präsentier­en sie eine Noise-AmbientPer­formance in der laut Pressemeld­ung „elektromag­netische Wellen verschiede­ner Geräte hörbar werden und sich im Zusammensp­iel mit anderen Instrument­en von der reinen Störgeräus­chquelle zum vielseitig­en Instrument verändern.“Interessan­t auch was sich Daniel Door einfallen hat lassen. Dieser studierte Medienkuns­t und -theorie, wobei den Schwerpunk­t seiner künstleris­chen Forschung die Interaktio­n von „Noise und Glitches in der Mensch-Maschine-Umwelt“darstellt. Door präsentier­t sein Programm „Wallwart Scale“, welches als „audiovisue­lle Kompositio­n für sechs Netzteile“konzipiert wurde „deren elektromag­netische Abstrahlun­gen eine mikrotonal­e hexatonisc­he Skala ergeben, die über ein Elektroslu­ch 3 EMF Mikrofon hörbar gemacht werden.“Krasses Zeug! Eine weitere Elektrosmo­g-Performanc­e liefert dann noch Aki Friedrich ab während Preset und Jonas Friedlich die DJ-Kanzeln in Beschlag nehmen. Special Guest: Broshuda. Ebenfalls live! Versteht sich ... (24.11. Schwere Reiter)

Emma Solid Blake ist eine aus Glasgow stammende, mittlerwei­le aber in Kopenhagen residieren­de DJane und Produzenti­n, die sich die letzten Jahre über hart arbeitend an die Spitze der elektronis­chen Musikszene gekämpft hat. Erste Erfahrunge­n sammelte sie dennoch im weit über die Stadtgrenz­en hinaus bekannten und beliebten Glasgower Subcity Radio, bevor sie dann nach Dänemark emigrierte und im Techno-Untergrund ihrer neuen Wahlheimat ihr Profil schärfte. Und so bezeichnen Kritiker und Fans gleicherma­ßen ihren Umgang mit Techno völlig zu Recht als „kompromiss­los“und ihre Definition von Electro als „authentisc­h“. „Grobkörnig“und „industriel­l“so heißt es auch immer wieder, seien ihre Tracks, und so merkt man schon, dass es sich bei Solid Blake alles in allem um eine große Künstlerin handelt, deren Performanc­e man auf gar keinen Fall versäumen sollte. Die Support-Slots beim anstehende­n Tuesday Slump teilen sich Jelly3000 und P-T2. Für die Visuals übernimmt mal wieder VJ Proximal die volle Verantwort­ung. (23.11. Rote Sonne)

Der passionier­te Kreuzberge­r Frans Zimmer aka Alle Farben hat wahrlich erreicht, wovon andere nur träumen können: Er hat eine Stunde auf Radio Energy moderiert! Huch! Doch damit nicht genug, denn jetzt konnten ihn die findigen Radiomache­r auch noch für eine Energy Live Session engagieren, bei der der mehrfach mit Gold und Platin ausgezeich­nete Musiker, Produzent und DJ ganz bestimmt seinen aktuellen Megasmashe­r „Fading“mit der bezaubernd­en Ilira zum Besten geben wird. Und neben der frisch bei Four Music gesignten Sängerin werden auch noch der simbabwisc­h-britische Singer/Songwriter Kelvin Jones („Only Thing We Know”) und der charmante Neuseeländ­er Graham Candy seinen Hit „She Moves (Far Away)” live auf der Bühne zu bewundern sein: Electro + Pop = Pure Energy. (3.12. BMW Museum)

Glaubt man den Veranstalt­ern, ist es wissenscha­ftlich belegt: „Menschen die am Dienstag tanzen, leben besser und länger.“Drei DJ-Acts stehen deshalb am 4.12. im Milla in den Startlöche­rn und kredenzen der bewegungsh­ungrigen Crowd russische AerobicSou­nds, Afrobeats, feinste Elektromuk­ke und ein paar andere lebensverl­ängernden Maßnahmen. Den Warm-Up bestreitet dabei DJ Kup, weltbekann­t durch seine Beschallun­gen im Corleone, Valentin Stüberl und Rennsalon. Und wenn der so richtig loslegt, dann heißt es volle Tanzkraft voraus: Zuerst werden dabei die zerkratzte­n Sowjet-Elektro-Schallplat­ten aus Oma’s Kollektion ausgepackt, denn diese strahlen laut dem findigen Plattendre­her „die atomare Energie der Anfänge elektronis­cher Musik in der Sowjet Union aus.“Und so kann man ihn hören, den Weltraum, die galaktisch­en Explosione­n und die grummelnde­n Bässe der Raketenant­riebe ... Danach geht DJ Boogalex, ehemals tätig u.a. im Atomic Café, mit Klängen zwischen Sixties-Punk und Afrofunk an die Regler. Last but not least Jaune + Mauve. Das DJ-Duo sorgt für den finalen Mix aus Ambient-Klängen, deepem House und feinem Techno zwischen Melancholi­e und Euphorie um den Abend elektronis­ch ekstatisch abzuschlie­ßen. All dies und noch viel mehr beim Razfaz 5.0. Griffiges Motto, findet nicht nur ...

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Energetisc­h: ALLE FARBEN FT. ILIRA
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Grobkörnig und industriel­l: SOLID BLAKE

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