PARTYZEITEN Schwere Kost im Schwere Reiter
München ambivalent: Elektrosmog-PerformanceKunst vs Alle Farben-Mainstream-Electro
Die Electronic Monster gehen in die nächste Runde mit Paji. Dieser beweist, dass House, Tech-House und Violine durchaus zusammen funktionieren können. Epische, teils stark verträumt wirkende Tracks mit organischem Aufbau, orientalischen Einflüssen und ordentlich pumpenden Basslines füllen bei ihm die Tanzflächen dieser Welt. Und auch die Labels Kittball und Katermukke lieben den Aachener und seine ganz eigene Definition von elektronischer Musik. Von Hymnen wie „Children Of Love“zu Knallern wie „Sharks In The Woods“, „The Old Gods“oder „Opus 7“– seine Produktionen erreichen selten weniger als siebenstellige Plays auf Plattformen wie Spotify oder Youtube. Und auch Acts wie Tube&Berger oder Alle Farben, zu dem wir gleich noch kommen, arbeiten immer wieder gerne mit Paji zusammen. Den Rest des Abends teilen sich dann mit Serdal, Besitzer des Clubs 4Herz und Impressario der Apnea Bootpartys in Nürnberg, sowie den gewohnt tollen Residents Buzzika und Qebeq, drei ausgemachte Spezialisten die Decks untereinander auf. Das VJing übernimmt derweil Sicovaja. (23.11. Harry Klein)
Young & Wild, schon klar: Es ist mal wieder soweit! Aus dem beschaulichen Nordhessen schickt uns der A.R.M.-Club seine Residents um hier in München mal wieder alles auf Links zu drehen. Unter der Oberaufsicht vom hiesigen Palais-Resident George Bleicher tummeln sich dann Pawel, Der Spies und Tizian Haas an den Pulten die die Welt bedeuten. Ersterer steht für einen ebenso melodisch verspielten wie fresh-frechen Techno der die TänzerInnen auf die Fläche lockt und bestimmt nicht mehr auslässt. Als Pawel vor Jahren mit seinem Freund und DJ-Kollegen A.D.H.S. die Veranstaltungsreihe „Lass uns Tanzen!“in Süddeutschland etabliert hat, wusste er noch nicht wohin ihn seine Reise in der Szene bringen wird. Mittlerweile tourt der 26jährige regelmäßig durch Deutschland, betreut seine eigenen Veranstaltungen im Süden, legt regelmäßig in diversen Clubs in Hessen auf und geht sonst seiner Tätigkeit als Booker nach. Es folgt: Der Spies. Jawohl! 1991 geboren und aufgewachsen in Kassel, entdeckte er durch reinen Zufall die Leidenschaft fürs Auflegen, macht seine Sache aber besser als so mancher Profi. Das Trio Infernale komplett macht: Tizian Haas. Der VinylLover hat den definitiven Vibe und schüttelt einen hochkarätigen Techno-Track nach dem anderen aus dem Hemdsärmel. (23.11. Palais)
Achtung Kunst: In dem Projekt Schmokkkk, so heißt es „entwickeln Künstler und Musiker verschiedene Arbeiten, die sich auf performative und musikalische Weise mit elektromagnetischen Wellen auseinandersetzen.“Weswegen mit Carl Gari gleich mal eine dreiköpfige Formation aus München angerauscht kommt, die bereits auf dem Londoner Avantgarde-Label The Trilogy Tapes und auf Münchens Electro-Kultlabel Permanent Vacation seine Tracks veröffentlichte bei denen gerne mal experimentelle Elektronica auf arabischen Sufi-Gesang und Trompete trafen. Im Rahmen von „Schmokkkk“allerdings präsentieren sie eine Noise-AmbientPerformance in der laut Pressemeldung „elektromagnetische Wellen verschiedener Geräte hörbar werden und sich im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten von der reinen Störgeräuschquelle zum vielseitigen Instrument verändern.“Interessant auch was sich Daniel Door einfallen hat lassen. Dieser studierte Medienkunst und -theorie, wobei den Schwerpunkt seiner künstlerischen Forschung die Interaktion von „Noise und Glitches in der Mensch-Maschine-Umwelt“darstellt. Door präsentiert sein Programm „Wallwart Scale“, welches als „audiovisuelle Komposition für sechs Netzteile“konzipiert wurde „deren elektromagnetische Abstrahlungen eine mikrotonale hexatonische Skala ergeben, die über ein Elektrosluch 3 EMF Mikrofon hörbar gemacht werden.“Krasses Zeug! Eine weitere Elektrosmog-Performance liefert dann noch Aki Friedrich ab während Preset und Jonas Friedlich die DJ-Kanzeln in Beschlag nehmen. Special Guest: Broshuda. Ebenfalls live! Versteht sich ... (24.11. Schwere Reiter)
Emma Solid Blake ist eine aus Glasgow stammende, mittlerweile aber in Kopenhagen residierende DJane und Produzentin, die sich die letzten Jahre über hart arbeitend an die Spitze der elektronischen Musikszene gekämpft hat. Erste Erfahrungen sammelte sie dennoch im weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten und beliebten Glasgower Subcity Radio, bevor sie dann nach Dänemark emigrierte und im Techno-Untergrund ihrer neuen Wahlheimat ihr Profil schärfte. Und so bezeichnen Kritiker und Fans gleichermaßen ihren Umgang mit Techno völlig zu Recht als „kompromisslos“und ihre Definition von Electro als „authentisch“. „Grobkörnig“und „industriell“so heißt es auch immer wieder, seien ihre Tracks, und so merkt man schon, dass es sich bei Solid Blake alles in allem um eine große Künstlerin handelt, deren Performance man auf gar keinen Fall versäumen sollte. Die Support-Slots beim anstehenden Tuesday Slump teilen sich Jelly3000 und P-T2. Für die Visuals übernimmt mal wieder VJ Proximal die volle Verantwortung. (23.11. Rote Sonne)
Der passionierte Kreuzberger Frans Zimmer aka Alle Farben hat wahrlich erreicht, wovon andere nur träumen können: Er hat eine Stunde auf Radio Energy moderiert! Huch! Doch damit nicht genug, denn jetzt konnten ihn die findigen Radiomacher auch noch für eine Energy Live Session engagieren, bei der der mehrfach mit Gold und Platin ausgezeichnete Musiker, Produzent und DJ ganz bestimmt seinen aktuellen Megasmasher „Fading“mit der bezaubernden Ilira zum Besten geben wird. Und neben der frisch bei Four Music gesignten Sängerin werden auch noch der simbabwisch-britische Singer/Songwriter Kelvin Jones („Only Thing We Know”) und der charmante Neuseeländer Graham Candy seinen Hit „She Moves (Far Away)” live auf der Bühne zu bewundern sein: Electro + Pop = Pure Energy. (3.12. BMW Museum)
Glaubt man den Veranstaltern, ist es wissenschaftlich belegt: „Menschen die am Dienstag tanzen, leben besser und länger.“Drei DJ-Acts stehen deshalb am 4.12. im Milla in den Startlöchern und kredenzen der bewegungshungrigen Crowd russische AerobicSounds, Afrobeats, feinste Elektromukke und ein paar andere lebensverlängernden Maßnahmen. Den Warm-Up bestreitet dabei DJ Kup, weltbekannt durch seine Beschallungen im Corleone, Valentin Stüberl und Rennsalon. Und wenn der so richtig loslegt, dann heißt es volle Tanzkraft voraus: Zuerst werden dabei die zerkratzten Sowjet-Elektro-Schallplatten aus Oma’s Kollektion ausgepackt, denn diese strahlen laut dem findigen Plattendreher „die atomare Energie der Anfänge elektronischer Musik in der Sowjet Union aus.“Und so kann man ihn hören, den Weltraum, die galaktischen Explosionen und die grummelnden Bässe der Raketenantriebe ... Danach geht DJ Boogalex, ehemals tätig u.a. im Atomic Café, mit Klängen zwischen Sixties-Punk und Afrofunk an die Regler. Last but not least Jaune + Mauve. Das DJ-Duo sorgt für den finalen Mix aus Ambient-Klängen, deepem House und feinem Techno zwischen Melancholie und Euphorie um den Abend elektronisch ekstatisch abzuschließen. All dies und noch viel mehr beim Razfaz 5.0. Griffiges Motto, findet nicht nur ...