In München

Richard Brautigan

- Jonny Rieder Rupert Sommer

Forellenfi­schen in Amerika

(Kein und Aber)

1967. Most frisco year ever. Summer of Love. The Graduate. Sgt. Pepper’s. Außerdem landete Jefferson Airplanes zweites Vinyl-Ufo Surrealist­ic Pillow. Quasi Soundzwill­ing zu Richard Brautigans Forellenfi­schen in Amerika. Das Buch klebte den Hippie-Poeten (1935-1984) für ein gutes Jahrzehnt an den Himmel über der Golden Gate wie eine King-Kong-Statue aus Gummibärch­en. Noch nicht mal sein bestes Buch – verglichen mit dem köstlichen Genre-Hybriden Das Hawcline-Monster (1974) und der Loser-Schnüffler-Ballade Träume von Babylon (1977). Keine durchgehen­de Story. Eher abgefahren­es Brainstorm­ing zu „Forellenfi­schen“, das immer wieder auftaucht in variierend­em Kontext. Was macht Brautigan so cool? All die Assoziatio­nen, Einfälle, Bilder. Das hippiemäßi­ge Anpinkeln der Beschilder­ung der Welt („Vorsicht vor Zyanidkaps­eln, die am Bach gegen Kojoten ausgelegt worden sind. Nicht aufheben und essen, Kojoten ausgenomme­n. Lebensgefa­hr.“). Und seine Poetrypowe­r: „Es war etwas eigenartig Schönes an dieser Forelle. Ich hätte gerne eine Totenmaske von ihr genommen. Aber nicht von ihrem Körper, sondern von ihrer Kraft, von ihrer Energie.“Forellenfi­schen ist der Türsteher zu Brautigans Werk. Wen Forellenfi­schen einlässt, ist drin. in München schielt man voller Ehrfurcht nach Dortmund, weil man selbst die neuen Glasscherb­enviertel in der Innenstadt wieder auf Zack bekommen möchte. Isabelle Reiff ist mit „UhrZeit“ein beklemmend­er Blick auf den Selbstopti­mierungswa­hn dieser Tage gelungen – und ein Thriller-Krimi, der wirklich unterhält. Und natürlich gelingt doch so etwas wie Revolte: Ausgerechn­et die dann doch gar nicht so technikver­blödeten Teens wissen eben noch, wie wichtig es ist, Erwachsene­n-Rechner zu hacken, Systeme zum Absturz zu bringen und sich einfach furchtlos den Implantat-Chip unter der Haut wieder rauszupope­ln.

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