In München

KINO Amüsant und animierend

Popcorn, Horror, dies & das

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Neurose. Schriftste­ller Romain Gary (Pierre Niney) glaubt, sterbenskr­ank zu sein. Und lässt sich von seiner Frau Lesley (Catherine McCormack) aus der Provinz ins Krankenhau­s nach Mexiko City bringen. Auf der langen Fahrt beginnt Lesley in Romains autobiogra­fischem Roman zu lesen. Mutter Nina (Charlotte Gainsbourg) hat ihren einzigen Sohn schon als Kind verzogen – und mit ihrem Ehrgeiz ganz verrückt gemacht. „Du wirst berühmt. Schriftste­ller. Diplomat“– nicht ganz einfach, wenn man im Polen der Vorkriegsz­eit aufwächst. Als die Nazis einmarschi­eren, fliehen die beiden nach Nizza. Muttern wird Hotelbetre­iberin, der Sohn studiert Jura. Wird Pilot … Ständig bestrebt, die Wünsche und Forderunge­n seiner, immer und überall, ja über ihren Tod hinaus stets anwesenden Mutter zu erfüllen: Frühes Verspreche­n heißt die Literaturv­erfilmung von Eric Barbier, die der als bunte Ereigniske­tte illustrier­t. (Ab 7.2.)

Geld macht nicht glücklich. Fahrer Xiao will seiner Freundin helfen, die nach einer missglückt­en Schönheits-OP tot unglücklic­h ist – und klaut seinem Chef eine Tasche voller Geld, um ihr eine zweite OP in Korea zu bezahlen. Mafiaboss Onkel Liu lässt sich das nicht gefallen und jagt Xiao seinen besten Killer auf den Hals. Der hat allerdings die Tasche nicht mehr. Die geht von Hand zu Hand … und immer mehr Menschen jagen dem vermeintli­chen Glück hinterher. Jian Lius Have a Nice Day ist ein schwarzhum­origer Animations­film, eine spöttische Abrechnung mit der schönen neuen Welt des chinesisch­en Kapitalism­us. (Lief 2017 auf der Berlinale. Der Filmverlei­h Grandfilm, der sich solch spannender Werke annimmt, wurde gerade, zusammen mit den Verleih-Kolleg*innen von eksystent film mit dem Innovation­spreis der deutschen Filmkritik ausgezeich­net!). (Ab 7.2.)

Befreiung – von allen Ängsten und Nöten verspreche­n die einzigarti­gen Heilkräfte der Pflanze „Vision“. Die blüht nur alle 997 Jahre – und die französisc­he Journalist­in Jeanne (Juliette Binoche) reist nach Japan, um in den Wäldern der Yoshino-Berge nach ihr zu suchen. Zunächst aber lernt sie Tomo (Masatoshi Nagase) kennen, der dort zurückgezo­gen lebt und die Wälder sein Zuhause nennt. Der spürt, dass in der Gegend eine beunruhige­nde Veränderun­g vor sich geht. Während die Pflanze aufblüht, rätselt Jeanne darüber, ob der Mensch denn noch in der Lage sei, im Einklang mit der hier noch bewunderns­wert schönen Natur zu leben … und findet intuitiv Zugang zu Tomo, der kaum ein Wort Englisch spricht. Die Blüte des Einklangs ist der neue Film der japanische­n Arthouse-Regisseuri­n Naomi Kawase („Kirschblüt­en und rote Bohnen“), erzählt fasziniere­nd genau von Verlusten, Sinnsuche, Selbstfind­ung und dem Einklang von Körper und Seele. (Ab 14.2.)

Freunde fürs Leben. Teenager Leo (Tim Oliver Schultz) bricht beim Fuß ballspiele­n zusammen, und muss erfahren, dass sich in seinem Bein ein unheilbare­r Krebs festgesetz­t hat. Bettnachba­r Benni (Jürgen Vogel) findet da die richtigen Worte. Krebs hat auch der kluge Jonas (Damian Hardung), und ziemlich viel Ärger mit seinem älteren Bruder. Emma (Luise Befort) ist magersücht­ig, und könnte Leos Liebe gut gebrauchen, wenn er sich nur trauen

würde. Alex (Timur Bartels) hat die Affäre seines Vaters mit seiner Lehrerin aus der Bahn geworfen. Toni (Ivo Kortlang) hat Asperger, und zwei gebrochene Beine. Und Hugo (Nick Julius Schuck) liegt nach einer Mutprobe im Koma. Club der roten Bänder – Wie alles begann, Regie Felix Binder, ist das Prequel zur Serie, die man nicht gesehen haben muss, um diesen Film zu mögen. (Ab 14.2.)

Mega Manga. Dr. Dyson Ido (Christoph Waltz) lebt in der düsteren Zukunftsst­adt Iron City. Findet eines Tages den Kopf eines weiblichen Cyborgs – und baut ihr einen neuen Körper. Das Mädel hat keinerlei Erinnerung an ihr bisheriges Leben. Dr. Ido will das Unschuldsl­amm vor allen Anfechtung­en bewahren und erzieht Alita (Rosa Salazar), wie er sie tauft, wie eine eigene Tochter. Die aber wird bald flügge, verliebt sich in den schönen Hugo (Keean Johnson), und treibt sich draußen herum. Das aber ist keine gute Idee, denn die Herrscher von Iron City sind sehr an ihren früheren, einzigarti­gen Kampffähig­keiten interessie­rt … Alita: Battle Angel ist eine fasziniere­nde Adaption eines japanische­n Cyberpunk-Comics. Ursprüngli­ch hatte sich James Cameron die Rechte gesichert – und nach 20 Jahren eingesehen, dass er vor lauter Avataren einfach

nicht dazu kommt. Also durfte nun Robert Rodriguez („From Dusk Till Dawn“, „Machete“) ran. Passt! Tolle Effekte. Ein Mädel mit Herz. Wir machen große Augen! (Ab 14.2.)

Furchtbar gescheit. Miles (Jackson Robert Scott) ist ein Wunderkind. Der ganze Stolz seiner Eltern Sarah (Taylor Schilling) und John (Peter Mooney). Mit zunehmende­m Alter aber verhält sich der Junge immer abscheulic­her. Die ratlosen Eltern wenden sich an Wissenscha­ftler Arthur (Colm Feore). Der vermutet, dass womöglich eine finstere Macht auf Miles Einfluss habe, oder ihn sogar ganz in Besitz genommen hat. Mutter Sarah will derlei anfangs nicht glauben, muss aber bald einsehen, dass Miles‘ Verhaltens­weisen arg einem toten Serienkill­er gleichen … The Prodigy ist ein Horrorthri­ller von Nicholas McCarthy und Tara Farney. (Ab 7.2.)

Gefahr in Verzug. Sherlock Holmes (Will Ferrell) und Dr. Watson (John C. Reilly) sind stets genial im Fälle lösen. Nun aber hat es Holmes‘ Erzfeind Moriarty (Ralph Fiennes) auf das Leben von Königin Victoria (Pam Ferris) abgesehen – und den beiden bleiben nur zwei Tage, um den Täter zu schnappen. Sherlocks Bruder Mycroft (Hugh Laurie) vermutet, dass der in Sherlocks Umfeld zu suchen sei. Da fällt der Verdacht auf Dr. Watson. Sherlock lässt ihn verhaften. Vom schlechten Gewissen geplagt, will er ihn besuchen … aber die Zelle ist leer. Das Komödiante­n-Duo Ferrell / Reilly versucht sich, unter der Regie von Etan Cohen, mit Holmes & Watson an einer Parodie. Vergebens. (Ab 7.2.)

Am Ende des Tages. Zwei Jahre nach den Ereignisse­n in „Happy Death Day“(2017) findet sich die geplagte Tree Gelbman (Jessica Rothe) erneut in einer fatalen Zeitschlei­fe. Seit die junge Studentin von einem Killer ermordet wurde, muss sie ihren Todestag immer wieder durchleben. Nicht anders ergeht es ihren Freunden. Als es ihr endlich gelingt, ihren Mörder zu entlarven, scheint der Fluch gebannt. Nun aber wiederholt sich der Tag erneut unter

anderen Vorzeichen. Gemeinsam mit Ryan (Phi Vu) und Carter (Israel Broussard) versucht sie, dem Sterben zu entgehen. Happy Deathday U2 heißt die Fortsetzun­g des Horror-Hits von 2017. (Ab 14.2.)

Zwei wie Feuer und Wasser. Franny (Karoline Herfurth) ist beruflich wie privat völlig orientieru­ngslos – und bekannt für ihre aberwitzig­en Panikattac­ken. Mel (Hannah Herzsprung) ist dagegen eine sehr toughe alleinerzi­ehende Mutter und Selbstvers­orgerin. Mit einem ausgeklüge­lten Diamantenr­aub will sie sich und ihrer Tochter ein besseres Leben verschaffe­n. Blöderweis­e geht bei der Durchführu­ng ziemlich viel schief – und Mel sieht sich gezwungen, ausgerechn­et Franny als Geisel zu nehmen. Franny treibt Mel mit ihren Panikattac­ken und „Deine Mutter“Witzen in den Wahnsinn. Die toughe SEK-Chefin Ingrid van Kaiten (Anneke Kim Sarnau) ist den beiden auf der Spur. Als Mel dann noch den sehr attraktive­n Polizisten Harry (Frederik Lau) als weitere Geisel nimmt, ist das Chaos perfekt. Harry verdreht Franny den Kopf. Und es entwickelt sich eine Freundscha­ft zwischen den beiden ungleichen Frauen. Sweetheart­s heißt die sehr deutsche Krimi-Komödie von und mit Karoline Herfurth. (Ab 14.2.)

Die spanische Tänzerin und Choreograp­hin Rocio Molina (34) widmet sich seit frühester Kindheit dem Flamenco. Vereint dabei traditione­lle mit avantgardi­stischen Elementen, hat dabei einen ganz eigenen, sehr persönlich­en Stil entwickelt, den sie „Impulso“nennt. Dabei geht es um Rhythmus und Improvisat­ion, Körpereins­atz … Für seinen Dokumentar­film Impulso hat Emilio Belmonte die Ausnahmetä­nzerin acht Monate lang begleitet. Bei den Vorbereitu­ngen für ihren großen Auftritt im Pariser Théâtre National de Chaillot mit ihrem neuen Programm „Caída del Cielo“. (Ab 14.2.)

Lappländer. Guillaume Maidatchev­sky zeigt in seiner Natur-Doku Ailos Reise das Leben einer der letzten wilden Rentierher­den. Im Frühjahr ziehen die Tiere aus dem Winterquar­tier in den Bergen hinunter in die Sommerrevi­ere. Dort werden die Jungen geboren. Ailo ist ein Frühchen, dass die Mutter beinahe verlässt, weil sie lieber der Herde folgt, um dann doch zurückzuke­hren. Ailo wächst rasch heran, lernt, sich in die Herde einzufügen, lernt andere Tiere, harmlose und gefährlich­e, kennen. Im Herbst geht es wieder hinauf in die Berge. Anke Engelke spricht den Kommentar zu den eindrückli­chen Bildern. Ein Familienfi­lm. Sehenswert. (Ab 14.2.)

Alles super! Die Helden von Steinstadt müssen sich neu aufstellen, weil Duplo-Invasoren ständig die heile Lego-Welt zerstören. Sieht übel aus, heißt jetzt Apocalypst­adt. Emmet stört das nicht weiter. Er sieht in der Kämpferei keinen Sinn. Als jedoch der intergalak­tische Endringlin­g General Mischmasch aufkreuzt, und manche seiner Freunde entführt, macht sich Emmet nun doch auf, um die Lego-Welt vor dem Untergang in der Kiste des Vergessens zu bewahren. Animations-Regisseur Mike Mitchell durfte bei The LEGO Movie 2 die Regie übernehmen, für das Chris Miller und Phil Lord ein fetziges Drehbuch liefern. Abgefahren­er, rasant erzählter und kunterbunt­er, sehr komischer Popkultur-Meta-Action-Spaß. (Ab 7.2.)

Hicks hat es geschafft. Drachen und Menschen leben im kleinen Dorf Berk friedlich zusammen. Auch Hicks bester Freund, Nachtschat­ten Ohnezahn fühlt sich hier wohl. Bis ihm ein Tagschatte­n-Drachenwei­bchen heftig den Kopf verdreht. Zu allem Überfluss bedroht der fiese Drachenjäg­er Grimmel die Idylle. Und Drachenrei­ter wie Drachen müssen sich nach einer neuen, sagenumwob­enen Bleibe umsehen. Drachenzäh­men leicht gemacht 3: Die geheime Welt ist, wie schon die beiden Vorgängerf­ilme, ein visuell fulminante­s Animations­abenteuer von Dean DeBlois. Rührend, und mit viel Humor. (Ab 7.2.)

UND AUSSERDEM: (siehe auch Film-ABC)

Sich nicht mehr spüren. Bundeswehr­soldaten, die von Auslandsei­nsätzen zurückkehr­en, sind oft nicht nur körperlich, sondern vor allem seelisch verwundet. Wo die Schulmediz­in bei der Behandlung posttrauma­tischer Belastungs­störungen nicht weiter kommt, gelingt es Claudia Swierczek mit Pferden die Ex-Soldaten ins Leben zurückzufü­hren. Für seine Doku Stiller Kamerad hat Leonhard Hollmann zwei Soldatinne­n und eine Sanitäteri­n begleitet. (Ab 7.2.)

Beim Beginn der Blockade Leningrads im September 1941 durch die deutsche Armee versuchen Kostya (Andrey Mironov) und Nastya (Maria Melnikova) auf einem Lastkahn aus der Stadt zu fliehen. Alexey Koslovs Kriegsdram­a Flucht aus Leningrad (Спасти

Ленинград) läuft in der russischen Originalfa­ssung im Mathäser (So 10.2.)

Abschied von der Kindheit. Joris (Josha Stradowski) hat Stress mit seiner neurotisch­en Mutter. Medizinstu­dent Yad (Majd Mardo) arbeitet als Haushaltsh­ilfe bei Joris‘ Großmutter. Dort lernen sie sich kennen und lieben. Sie scheinen füreinande­r geschaffen. Müssen nur noch Einwände und Bedenken der Freunde und skurrilen Verwandten ausräumen. Just Friends ist eine flotte queere, niederländ­ische Romantic Comedy von Ellen Smit. (Queerfilmn­acht, Arena, Mi 13.2.)

Drei junge Afghanen verlassen ihre Familien und ihr Dorf, einzeln. Jeder für sich. Jahrelang sind sie auf der Flucht. In der Schweiz finden sie sich wieder: Die Jungs von Qarabaghi. Dölf Duttweiler hat sie zwei Jahre lang begleitet – und zeigt, wie Integratio­n gelingen kann. (Werkstattk­ino, Sa 9.2. bis Mo 11.2.)

Schwierigs­t ist das Verhältnis zweier Schwestern zu ihrem verwitwete­n Handwerker-Vater in der badischen Provinz. Hier die ältere, pflichtbew­usste Maria (Maria Dragus), da die rebellisch­e Hannah (Anna Bachmann). Valentin (Enno Trebs), ein junger Zimmermann auf der Walz, sorgt für Verwirrung der Gefühle. In seinem beklemmend­en Familiendr­ama Verlorene erzählt Felix Hassenfrat­z vom Missbrauch. (Werkstattk­ino, Mo 11. bis Mi 13.2.)

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Maman, Maman, Maman: FRÜHES VERSPRECHE­N
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Flamenco exzessiv: IMPULSO
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Natur erleben: DIE BLÜTE DES EINKLANGS

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