CONCERTS Rock’n’Roll-Märchenstunde
Aber auch gruseliges, mystisches und abgründiges Musikvergnügen
Die Iren und der Folk: Zusammen bilden die 20jährigen Zwillinge Brandon und Ashley aus Wexford, Irland, das Duo The Ocelots. Gemeinsam haben die Brüder ihre lyrischen und musikalischen Fähigkeiten ausgereift, und kreieren so eine kraftvolle Mischung aus satten Harmonien und akustischer Folkmusik. Ihre Musik verkörpert die lebhafte Leichtigkeit von Simon & Garfunkel, frühe Bob Dylan-Songs oder Donovan. Letztes Jahr probte das Duo praktisch auf Festivalbühnen in Irland, UK und Europa, und tourte mit Künstlern wie Jack Johnson, Glen Hansard, Hudson Taylor und Isaac Gracie. Nun sind die beiden zurück im Studio und arbeiten an ihrer nächsten EP, welche heuer veröffentlicht und hier live vorgestellt wird. (8.2. Milla)
Die Arbeit für das neue Album begann bereits im Jahr 2013, als der israelisch-südafrikanische Musiker Yoav Japan, Borneo und Thailand bereiste und seinen bisherigen Sound, den er auf bereits auf drei Alben veröffentlichte, in Frage stellte. Live trat er bisher mit seiner Gitarre und Loop-Station auf, nach seiner Rückkehr nach Europa lebte er eine Weile in Berlin und ließ sich dort von der Musik – und Kunstszene inspirieren. Auf Ibiza arbeitete Yoav dann mit dem Produzenten Lasse Mosegard zusammen, der war auch für die TripHop- und elektronischen Einflüsse auf seinem neuen Album „Multiverse“verantwortlich. (8.2. Zehner)
Zehn Jahre nach dem Debüt-Album („New Grids“, 2008) und ihrem Beitrag zum „Juno“-Soundtrack unter ihrem Alias „Antsy Pants“, mit dem sie in der europäischen Indie Rock Szene Fuß fassten, ist die aus den französischen Alpen stammende und nun in Paris lebende Band Coming Soon nun zurück mit dem neuen Album „Sentimental Jukebox“. Die Band präsentiert einen eigenständigen Mix aus Jangle-Pop der 1960er und Indierock, inspiriert von The Wave Pictures, Silver Jews, Beach Boys oder Herman Düne. Die eingängigen wie originellen Melodien werden von den fünf Musikern auch live stimmig mit abwechselndem Gesang präsentiert. Support: 4 Shades (10.2. Glockenbachwerkstatt)
Sie sind schon immer ihren ganz eigenen Weg gegangen: Das britische Trio Esben And The Witch mit Wahlheimat Berlin hat sich nach einem recht blutigen dänischen Schauermärchen benannt. Diese Schönheit des Schaurigen, die Freude am Gruseligen, Mystischen und den Abgründen und Extremen von Lärm und Macht hört man bei dem Trio immer wieder heraus. Alte Musik für ursprüngliche Sichtweisen, nennen sie es und bezeichnen ihren Stil dabei als expansiven Primal-GothPunk. (11.2. Ampere)
Fast prophetisch sangen sie 2006: „All my life, there’s panic in America“und damals wurde der Song ein ziemlicher Welthit. Nun sind sie wieder da: Razorlight, die Band aus dem Vereinigten Königreich, veröffentlicht nach zehn Jahren das neue und vierte Album „Olympus Sleeping“. Johnny Borrell, der ehemalige Bassist der Libertines, hat in dieser Zeit drei Mitglieder rekrutiert und knüpft mit Gitarrist Gus Robertson, Bassist João Mello und Schlagzeuger David Sullivan-Kaplan nahtlos an die alten Zeiten an. Das neue Album klingt vielleicht erwachsener als früher, nicht mehr so roh und direkt, dafür reifer und garantiert noch genauso rockig. (11.2. Freiheiz)
Und hier wieder ein neues Kapitel in Sachen Rock’n’Roll-Märchenstunde: Mike Yung singt seit mehr als 30 Jahren in den U-Bahn Stationen New Yorks. 2016 wurde der bis dato noch unbekannte afroamerikanische SoulSänger zum viralen Hit. Innerhalb einer Woche wurde das Video, auf dem er „Unchained Melody“der The Righteous Brothers singt, über zwei Millionen Mal angeklickt. Seine Teilnahme an der 12. Staffel „America’s Got Talent“, bei der er es bis ins Halbfinale schaffte, brachte ihn letztendlich auch auf die Fernsehbildschirme der Nation. Letztes Jahr tauschte der Sänger die U-Bahn gegen die großen Bühnen und ging erstmals auf Tour, jetzt springt er über den Teich. (13.2. Strom)
Wer die vielen Konzerte des Gaslight Anthem-Frontmanns gesehen hat, weiß dass Brian Fallon nicht nur ein fantastischer Musiker und Sänger ist, sondern auch viel zu erzählen hat. Die Setlist wird hauptsächlich aus Songs seiner zwei Soloplatten „Painkillers“und dem dieses Jahr erschienenen „Sleepwalkers“bestehen, aber bestimmt auch ein paar TGA-Stücke und vor allem hinreißende Cover-Versionen beinhalten. Fallon ist nicht nur der Kopf der im Moment pausierenden Hausband, sondern war eben auch mit seiner Begleitband The Howling Weather unterwegs und ist auch noch Mitglied bei Molly & The Zombies. Er spielt seinen zeitlosen Rock’n’Roll, kombiniert ihn mit British Invasion Rock, UK-Punk der ersten Generation, amerikanischem Pop und Soul und würzt das Ganze mit einer ordentlichen Prise Americana. (15.2. Neue Theaterfabrik)
Das neue Album der belgischen Band Balthazar beginnt mit einem träge dahinrollenden Bass-Riff, bevor sich der Titeltrack „Fever“zu einem verführerischen Sonnenuntergangs-Song mausert, in dem das kurze GlissandoStreicher-Motiv für das nötige Drama sorgt. Schon nach dem ersten Drittel des ersten Songs der vierten Platte der Belgier ist klar: Balthazar haben sich verändert und bleiben unverkennbar zugleich. Nach ihrer selbstgewählten Pause betritt die Band vielleicht neues Territorium, die beiden Frontmänner und Songwriter Jinte Deprez und Maarten Devoldere sind in den vergangenen drei Jahren eigene Wege gegangen. Der Sound auf „Fever“ist frischer geworden, nicht mehr ganz so melancholisch, sondern deutlich lebhafter. (16.2. Technikum)
Der schwedische Singer-Songwriter ist einer, der das Fremde umarmt und das zutiefst Menschliche auslotet; In einer Welt, in der Ausgrenzung und Abschottung zu regieren scheinen, ist ein Künstler wie Christian Kjellvander fast schon überlebensnotwendig für das Seelenheil. Der Titel seines neunten Albums „Wild Hxmans“zeigt: Kjellvander macht dem Hörer ein x für ein u vor. In sieben rauen wie soghaften Songs zwischen Folk, Blues, Americana und Free Jazz erzählt der 42jährige von Abschied und Aufbruch, von Flucht und dem Gefühl, neu in einer Welt zu sein. Vergleiche mit Nick Cave und seinen Bad Seeds sind angebracht aber nicht störend, dafür ist der Schwede dann doch zu eigenständig. (17.2. Milla)