Yishai Sarid
Monster
(Kein & Aber)
„Erst ein paar Jahre später lernte ich, dass an Orten des Hasses Hass sprießt“, schreibt der namenlose Icherzähler. Der israelische Historiker und Tourguide in Polens Holocaustgedenkstätten rechtfertigt sich für einen Eklat bei einer Führung. Dabei erzählt er seine Veränderung durch die permanente Präsenz der Schoah und die verstörenden Reaktionen einiger Besucher. Anfangs sind es israelische Schulklassen, später israelische Soldaten und internationale Touristen. Was heißt es, heute, über 70 Jahre nach Kriegsende, jungen Menschen das Thema nahe zu bringen, „ ... ihre Mienen aufzubrechen, in ihr vom Handyflimmern erfülltes Denken einzudringen ...“, wie reagiert man, wenn Kinder, eingehüllt in israelische Flaggen, im Vernichtungslager Lublin-Majdanek flüstern: „ ... so müsste man es mit den Arabern machen“? Oder wenn man sieht: „Sie (...) trugen Kippas und liefen zwischen den Baracken umher, voller Hass – nicht auf die Mörder, sondern auf die Opfer.“Was sagt man würdelosen Touristen, die den Holocaust-Vortrag unterbrechen: „Schau, hier gibt’s Ikea?“Yishai Sarids faszinierendes kleines Buch misst fortwährend den schmalen Grat zwischen Humanität und Barbarei und konfrontiert den Leser mit der tabulosen Direktheit seiner Fragen. Schwer aus der Hand zu legen.