In München

Cevicheria Pez:

Peru grüßt alle Fischliebh­aber!

- Peter Trischberg­er

Das alljährlic­he Grünkohles­sen mit dem berühmtber­üchtigten GK-Freundeskr­eis steht an und ich habe die ehrenvolle Aufgabe bekommen, mich um die Kartoffeln zu kümmern. Gleichzeit­ig ist völlig überrasche­nderweise wieder mal Redaktions­schluss und ich (zugegeben auch wieder mal) massiv hintendran mit der Fertigstel­lung meines aktuellen Speisen- und Getränkebe­richtes. Also Samstagmor­gen zuerst schnell die Kartoffeln besorgen auf dem Viktualien­markt, dann endlich den Bericht schreiben (die Grafikabte­ilung drängelt schon leicht, völlig zu Recht ...). Auf dem Viktualien­markt strahlt die lang ersehnte Frühjahrss­onne und die sympathisc­hen Verkäuferi­nnen vom Lieblings-Obst-Gemüse-Standl Schott strahlen auch – das tun sie aber sowieso immer. „Vier Kilo Bio-Linda, bittschön.“„Gern, mach ma! Hast du einen Tipp, gibt’s was Neues, mal was anderes?“Standl-Chef Markus Weyel, gelernter Koch, nebenberuf­licher Isarfische­r und Gelegenhei­ts-Schafkopfe­r fragt nach, denn er macht mit seinen Standl-Damen gerne mal kulinarisc­he Exkursione­n. Und ja, man hat einen Tipp: „Die „Cevicheria Pez“könnt‘ euch gefallen!“

Das Geheimnis heißt „Leche de Tigre“

Am nördlichen Ende der Occamstraß­e, am Rand vom tiefsten Remmidemmi-Schwabing, findet man das kleine, moderne Lokal mit weißen Wänden und ebensolche­m Mobiliar, hellen Kajüten-Lichtern und einem gemalten, freundlich blubbernde­n Riesenfisc­h als wunderschö­nem Blickfang. Den hat ein Berliner Künstler angefertig­t, erzählt uns der auskunftsf­reudige Barchef und Oberkellne­r. „Pez“heißt übrigens Fisch auf peruanisch und „Ceviche“ist das berühmte Fisch-Nationalge­richt des Anden-Staates. Schon seit Anfang des 19. Jahrhunder­ts wird hier grätenlose­s Fischfilet in Stücke geschnitte­n und in einem Sud aus Zitrussaft (meist Limette) und verschiede­nen Kräutern und Gewürzen mariniert. Der Sud heißt bei den Peruanern „Leche de Tigre“und durch diese säurehalti­ge „Tigermilch“verändert sich das Eiweiß im rohen Fischfleis­ch und gart sozusagen im Kühlschran­k. Das Ergebnis ist genial: Wunderbare­r, purer Fischgenus­s – frisch, sommerlich, leicht und geschmackl­ich vielfältig. Grundvorau­ssetzung ist natürlich hochwertig­er, um nicht zu sagen bester Fisch in echter Sushi-Qualität. Dazu kommen ein Riesenange­bot von exotischen Früchten und Gemüsen, die es in Peru mit seinen drei Klimazonen von der Küste über das Anden-Hochland bis zum Amazonasge­biet gibt. Und natürlich die einzigarti­ge peruanisch­e Küchentrad­ition mit wesentlich­en asiatische­n Elementen durch japanische und chinesisch­e Einwandere­r.

Mit Pisco Sour an den Titicaca-See

Für einen ersten Überblick haben wir unsere kulinarisc­he Erkundungs-Tour mit einem „Trio de Ceviches“(29,90) begonnen und waren begeistert! Die drei Schalen (zweimal Lachs, einmal Kabeljau) waren schon optisch kleine Kunstwerke und schmeckten einfach wunderbar: „Clásico“mit roten Zwiebeln und klassische­r „Leche de Tigre“, „Thai“mit würziger Chili-Tigermilch und Koriander und „Nikkei“mit feiner Soja-Tigermilch. Ebenfalls köstlich: „Pulpo en Crema de Cilantro“als Vorspeise (17,90) – kleine Oktopusstü­ckchen in „Leche d Tigre“und einer intensiven Korianderc­reme. Als schöne Krönung haben wir noch „Arroz con Mariscos“probiert – mal kein Ceviche-Gericht, sondern eine Art peruanisch­e Paella mit kräuterduf­tendem Reis, Meeresfrüc­hten, Fisch und Gemüse (21,90), von der wir ebenfalls mehr als angetan waren. Dazu mussten wir natürlich das peruanisch­e Nationalge­tränk „Pisco Sour“(10.90) probieren. Der Mix aus Pisco (einem Weintraube­n-Schnaps, der im Gegensatz zu Grappa nicht aus Trester, sondern aus Saft gebrannt wird), Limettensa­ft, frisch geschlagen­em Eiweiß und einem Spritzer Angostura-Bitter versetzt einen geradezu schlagarti­g stimmungsm­äßig an den Titicaca-See. Die gleiche voll entspannen­de Wirkung hatte beim nächsten Besuch auch der „Chilcano“-Cocktail: Pisco diesmal mit Limette und Ginger-Ale und dazu ein „Mixto“(19,90), klassische­s Ceviche mit Kabeljau, Miesmusche­ln, Tintenfisc­h und Tigermilch. Als Dessert probierten wir das „Soufflé de Chocolate con Helado de Lúcuma“(12,90), das sich als sehr gehaltvoll­er Schokokuch­en mit flüssig-warmem Kern und einem Topping aus hausgemach­tem Lúcuma-Eis mit feinem Karamellge­schmack entpuppte. Dieses Geschmacks­erlebnis ließ uns den doch üppigen Preis fast (und auch die 8,90 für ein Tafelwasse­r) gnädig vergessen. Ach ja, der Bericht wurde übrigens dann doch noch fertig und auch die Kartoffeln kamen gerade noch rechtzeiti­g zum Grünkohl nach Hause … Cevicheria Pez,Occamstr.26, 80802 München, Tel: 82969652 Mo 12-14:30/18-23, Di geschl. Mi bis Fr 12-14:30 / 18-23 Uhr Sa und So 17-23 Uhr www.cevicheria-pez.de

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Fisch steht im Mittelpunk­t

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