KINO Wie man Probleme löst
Romantisch, tragisch, authentisch
Friedenspolitik. 1721. Es herrscht Krieg zwischen Spanien und Frankreich. Philipp von Orléans (Olivier Gourmet) hat da eine Idee. Die gerade mal vier Jahre alte Tochter des spanischen Königs (Lambert Wilson) könnte den 11 Jahre alten französischen Thronfolger Louis XV. heiraten. Und Philipps 12 Jahre alte Tochter Louise Elisabeth den spanischen Thronanwärter Louis. Die Spanier sind begeistert. Sofort beginnen die Vorbereitungen für die Doppelhochzeit. Auf einer kleinen Insel im Grenzfluss zwischen den beiden Ländern werden die Prinzessinnen getauscht. Alles läuft bestens ... nur haben die Erwachsenen die Rechnung ohne die Kinder gemacht. Allen voran die pubertierende Louise Elisabeth, die sich ihrem frisch angetrauten Ehemann verweigert … Das fein gearbeitete Drehbuch zu Ein königlicher Tausch stammt von der französischen Geschichtswissenschaftlerin Chantal Thomas. Regie führt der Regisseur, Autor und Politologe Marc Dugain. Emanzipation avant la lettre! Mit tollen Kinderdarstellern. Sehr gelungen! (Ab 28.2.)
Dramatisches Leben. Qiao (Zhao Tao) liebt Bin (Liao Fan), den unangefochtenen Mafiaboss der chinesischen Millionenstadt Datong. Sie rettet ihm eines Tages das Leben, muss aber wegen Schusswaffenbesitzes fünf Jahre lang ins Gefängnis – ohne ihn zu verraten. Zurück aus der Haft, macht sie sich auf die Suche nach Bin, der mittlerweile in seiner Heimatstadt Fengjie leben soll … Autorenfilmer Jia Zhangke („Still Life“, „A Touch of Sin“, „Mountains May Depart“) ist einer der angesehensten chinesischen „Independent“-Regisseure. Asche ist reines Weiß erzählt eine mitreißende, tragische Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der gewaltigen Veränderungen in der chinesischen Gesellschaft, die in drei Episoden von 2001 bis 2018 reicht. Sehenswert! (Ab 28.2.)
Bedingt glücklich. Steve (Friedrich Mücke) und Carola (Julia Koschitz) sind seit immerhin fünf Jahren zusammen. Als aber Steves Freund Bob (Bastian Reiber) Knall auf Fall von seiner Liebsten verlassen wird, kommen auch Steve Bedenken. Ist Carola an seiner Seite wirklich glücklich? Tun sie genug für die Pflege ihrer Beziehung? Steve startet ein Selbstoptimierungsprogramm: Arbeitet an Charakter und Sex-Appeal – und lässt sich dabei vom Tantra-Lehrer Harald (Michael Wittenborn) beraten, ausgerechnet dem Mann, der Bob die Freundin ausgespannt hat. Carola kennt ihren Steve nicht wieder. Schreitet, nach einem vertraulichen Gespräch mit ihrer besten Freundin (Maja Beckmann) selbst zur Tat. Mit verwirrendem Ergebnis. Wie gut ist deine Beziehung? heißt Ralf Westhoffs unterhaltsame romantische Komödie für die Thirty Somethings. (Ab 28.2.)
St. Pauli in den 1970ern. Fritz „Fiete“Honka (Jonas Dassler) ist ein Verlierertyp. Hängt nächtelang in der versifften Kiezkneipe „Zum Goldenen Handschuh“ab. Da kann der Mann mit dem kaputten Gesicht und der Hornbrille einsamen Frauen nachstellen und sie mit nach Hause nehmen. Was keiner weiß: Der Mann ist ein Serienmörder, der seine Opfer vergewaltigt, schlägt, erwürgt, zerstückelt und auf dem Dachboden lagert. Der Goldene Handschuh ist die Verfilmung des gleichnamigen Tatsachenromans von Heinz Strunk („Fleisch ist mein Gemüse“). Fatih Akin hat’s versucht: Mit zwiespältigem Ergebnis. Die innere Tragik dieses Menschen erschließt sich nicht. (Ab 21.2.)
In den Rocky Mountains. Nels Coxman (Liam Neeson) ist Schneepflugfahrer. Führt ein beschauliches, bescheidenes Leben mit seiner Familie. Bis sich sein Sohn mit dem Drogenboss Viking (Tom Bateman) einlässt – und auf dessen Befehl ermordet wird. Nels will Rache, legt sich mit dem Drogenkartell an und räumt, wider Erwarten, mit den Gangstern gewaltig auf. Hans Petter Moland durfte seinen skandinavischen Indie-Hit „Einer nach dem anderen“(2014) noch einmal fürs Hollywood-Kino realisieren. Hard Powder (im Original „Cold Pursuit“) ist ein sehenswerter, skurril-komischer Actioner mit viel schwarzem Humor und starken Bildern von tief verschneiten Landschaften. (Ab 28.2.)
Nur das Beste! Der 19-jährige Jared (Lucas Hedges, „Manchester by the Sea“) wächst in einer Baptistenfamilie in einer amerikanischen Kleinstadt auf. Als seine Eltern (Russell Crowe und Nicole Kidman) von seiner Homosexualität erfahren, bricht für sie eine Welt zusammen. Sie zwingen Jared in eine „Reperativtherapie“. Unter Leitung eines selbsternannten „Therapeuten“ (Joel Edgerton) soll Jared umerzogen werden. Garrard Conley ist eines der in die Hunderttausende gehenden Opfer solcher in den U.S.A. noch immer erlaubten „Maßnahmen“. „Boy erased“heißt seine Bestseller-Autobiographie. Joel Edgertons Der verlorene Sohn folgt seinen Schilderungen, mit einer sachlich-authentischen, umso eindringlicheren Inszenierung. (Ab 21.2.)
Von eigener Hand. Lee Israel (Melissa McCarthy) lebt vom BiografienSchreiben. Dann aber geht’s bergab. Miete, Essen, Katzenfutter … Lee findet eine neue Einkommensquelle, sie fälscht Briefe von Berühmtheiten und verkauft sie an geschäftstüchtige Antiquare. Als ihr Freund Jack Hock (Richard E. Grant), der gerade zurück aus dem Gefängnis kommt, mit einsteigt, übertreibt sie‘s eines Tages – und das tolle Geschäft fliegt auf. Can You Ever Forgive Me? ist ein herausragendes, tragikomisches Hollywood-Biopic von Marielle Heller, mit tollen Schauspielerleistungen, nach Leonore Carol „Lee“Israels Memoiren. (Ab 21.2.)
Remake. Seit einem schweren Paragliding-Unfall sitzt der superreiche, nun arg verbitterte New Yorker Großunternehmer Phillip Lacasse (Bryan Cranston) im Rollstuhl. Als der Kleinkriminelle Dell Scott (Kevin Hart) rein zufällig in sein Leben tritt, will Phillip ihn zum Pfleger haben. Assistentin Yvonne (Nicole Kidman) ist dagegen. Aber Dell lockt das Geld. Fortan bringt er Phillips Alltag gehörig durcheinander, und die beiden werden: „ziemlich beste Freunde“. Neil Burgers Mein Bester & Ich ist die amerikanisierte Variante des französischen Welterfolgs. Sehenswert – aber, der Charme des Originals und seiner beiden Hauptdarsteller lässt sich nicht wiederholen. (Ab 21.2.)
Rassismus. Die 16-jährige Starr (Amandla Stenberg) ist in zwei Welten zu Hause. In ihrem Viertel leben vor allem schwarze Familien. Der Drogenhandel blüht. Starr und ihre Geschwister gehen auf eine Privatschule für überwiegend weiße Kids. Starr kommt
mit den Widersprüchen gut zurecht – bis ihr bester Freund Khalil von der Polizei erschossen wird. Starr ist die wichtigste Zeugin, traut sich aber nicht, den Drogenboss (Anthony Mackie) gegen sich aufzubringen, für den Khalil gedealt hat. Gleichzeitig gehen in ihrem Viertel immer mehr Menschen auf die Straße, um gegen Polizeigewalt zu protestieren. The Hate U Give, Regie George Tillman Jr., basiert auf einem prämierten Roman von Angie Thomas. Komplexes Thema – und ein ziemlich gelungener Film fürs Teen-Publikum. (Ab 28.2.)
Klischees. Danica (Tika Sumpter) ist beruflich super-erfolgreich. In der Liebe aber hapert’s. Kriegt ihre Schwester Tanya (Tiffany Haddish) sofort mit, als sie nach einem Gefängnisaufenthalt bei ihr einzieht. Charlie (Mehcad Brooks) z.B. ist, seit einem Jahr, eine reine Online-Beziehung – von dem Tanya vermutet, dass er sie an der Nase herumführt. Frank, Caféhaus-Betreiber, ist dagegen sehr real, traut sich aber nicht, Danica seine Liebe zu gestehen, und stellt stattdessen Tanya bei sich ein. Nobody’s Fool, Regie Tyler Perry, ist, so Oliver Kube auf filmstarts.de, „nervig-niveauarmer Klamauk“. (Ab 21.2.)
Reingefallen. Sechs junge Leute haben nichts gemeinsam, aber Lust auf ein Escape Room-Spiel – und den dabei winkenden 10.000 Dollar-Preis. Also lassen sie sich auf das Spiel des mysteriösen Veranstalters ein – und der hat allerlei tödliche Fallen vorbereitet, für allem, die das Rätsel nicht schnell genug lösen. Escape Room heißt der Horrorfilm von Adam Robitel. (Ab 28.2.)
Immer Ärger auf Gut Kaltenbach. Mikas Großmutter (Cornelia Froboess), Sam (Marvin Linke) und Herr Kaan (Tilo Prückner) versuchen, den Pferdehof vor der Übernahme zu retten. Helfen soll dabei die scheinbar nette Isabell (Lili Epply). Fanny (Amber Bongard) bringt die flotte Ari (Luna Paiano) mit, die gottseidank gut mit dem traumatisierten Ostwind kann. So bleibt der fiese Pferdetrainer Thorvaldson (Sabin Tambrea) außen vor … und, vielleicht, schließen Ari und Mika (Hanna Binke) eine Freundschaft fürs Leben. Ostwind 4 – Aris Ankunft setzt die immens erfolgreiche Teenie-Rösser-Reihe fort. (Ab 28.2.)
Tolle Insekten! Bei einem Ausflug in die Kastanienfabrik landet der junge, mutige Marienkäfer in einer Pappschachtel – und wird in die Karibik verschickt. Sein Papa reist hinterher, um den Buben zu retten. Die beiden finden sich. Nun aber sind ihre karibischen Freunde in Gefahr. Am Strand von Guadeloupe soll ein Hotel errichtet werden. Zusammen mit der schwarzen Ameise und der klugen Spinne entwickeln sie einen Plan, um ihr Paradies zu retten … Die Winzlinge – Abenteuer in der Karibik ist die bestens unterhaltende Fortsetzung des Animationsfilms „Die Winzlinge – Operation Zuckerdose“(2015). In 3D! (Ab 21.2.)
Schluss mit Zaubern! Weil die Schneekönigin fast König Haralds Familie zerstört hätte, verbannt der alle, die magische Kräfte besitzen, ins Spiegelland. Auch Gerdas Familie. Gerda selbst verfügt über keine Zauberkräfte. Um Magie (und Menschlichkeit) zu retten, muss Gerda ins Land der Trolle reisen und sogar die Hilfe der Schneekönigin annehmen. Die Schneekönigin: Im Spiegelland ist eine unterhaltsame russische Fantasy-Animations-Komödie, der mittlerweile vierte Teil einer Serie – und nun erstmals auch im Kino zu sehen. (Ab 21.2.)
Es schneit. Ein Dieb klaut Eichhörnchen Waldemar die Nussvorräte. Da muss der alte Kröterich Kommissar Gordon ran. Der wird von Maus Buffy unterstützt. Kommissar Gordon & Buffy ist ein schlichter, aufregungsfreier Animationsfilm für die Kleinen. (Ab 28.2.) UND AUSSERDEM: (siehe auch Film-ABC)
Das Hotel Jugoslavija war ein in den 1970ern errichteter Repräsentationsbau in Belgrad. Seine Mauern haben Tito und Milošević gesehen, die NATO-Bombardierung und den korrupten Liberalismus erlebt. Nicolas Wagnières erzählt eine Geschichte des kollektiven Unbewussten. (Werkstattkino, Do 21. bis Sa 23. und Mo 25.2.).
Ulrich Stirnat und Lena Wendt brauchen eine Auszeit. Zu zweit. Mit einem alten Landrover. Und Dachzelt. So geht’s, zwei Jahre lang, kreuz und quer durch Westafrika. Um „sich selbst wieder zu finden, sich wieder zu spüren.“ Reiss aus heißt ihr Reise-Film, der Mut machen soll. (Regiegespräch, City, Mo 25.2.)
Love, Chunibyo & Other Delusions! Take On Me ist ein japanisches Anime-Highlight, eine romantische Komödie nach der gleichnamigen Serie von Tatsuba Ishihara. (Di 26.2., Mathäser, CineMaxx)
Die Schwester des Schauspielers und Regisseurs Eric Caravaca starb mit nur drei Jahren im kolonialen Algerien. Nur ihr Grab auf dem Friedhof in Casablanca ist bekannt, im Carré 35. In seiner Doku entdeckt er das frühere Leben seiner Eltern. (Werkstattkino, So 24. bis Mi 27.2.)
Die Schule auf dem Zauberberg ist das exklusivste Internat der Welt. In der Schweiz. Die Schüler: Kinder reicher Familien. Nicht alle sind glücklich. Eine Doku von Radek Wegrzyn. (Monopol, ab Do 28.2.)
Anja Kofmels Cousin Christian Würtenberger war Journalist im Jugoslawienkrieg 1992. Getötet wurde er in der Uniform einer zweifelhaften Söldnertruppe. In der Doku Chris the Swiss versucht sie, seine Motive zu ergründen. (Werkstattkino, Fr 1. bis Mo 4.3.)