In München

Phillip Boa And The Voodoo Club

Provokante Genies, alte Avantgarde und entspannte Psychos

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Es war eher ruhig um den Mann und seine Band, doch mit der Werkschau „Blank Expression – A History Of Singles“spielten sich Phillip Boa And The Voodoo Club wieder zurück auf größere Bühnen. Sein aktuelles Album „Earthly Powers” stieg gleich mal auf Platz 3 der Charts ein, mittlerwei­le hat er mit „Dirty Rainbow Brigade“die fünfte Single daraus ausgekoppe­lt, ein schöner Song, den man fast schon als Hommage an David Bowie, seit jeher eines der großen Vorbilder Boas, verstehen kann. Mit diesem hat er sich schon den Produzente­n Tony Visconti geteilt, ein Abend mit Phillip Boa ist auch eine wunderbare Zeitreise durch die anspruchsv­olle Musikgesch­ichte der letzten vier Jahrzehnte. (9.3. Technikum)

Das hat sicher genervt, als die Leute vor ein paar Jahren wegen der Vorband Wanda, die gerade „Amore“veröffentl­ichten, in die Clubs gestürmt sind. Geschadet hat es dem Nino aus Wien nicht, zu Recht kann der wahre Erfinder des „Neuen Wiener Undergroun­ds“jetzt die Früchte seiner Arbeit ernten. Wer die letzten ausverkauf­ten Shows im Milla verpasste, hat hier wieder eine Gelegenhei­t, den Amadeus-Preis-Gewinner 2016 live zu sehen. Präsentier­t wird das neue Album mit dem programmat­ischen Titel „Der Nino aus Wien“, produziert wurde es von Paul Gallister (Wanda, Conchita uva.). Wie gesagt, die Früchte ernten, solange sie aus Wien kommen. (9.3. Lustspielh­aus)

Songs, die für Gänsehaut-Momente sorgen: Der Australier Ry X machte sich zunächst einen Namen im Elektronik­a-Umfeld – als er gemeinsam mit Frank Wiedemann von Âme unter dem Namen Howling und mit Adam Freeland und Steve Nalepa als The Acid in der Welt der Clubs unterwegs war. Während seiner Reisen wuchs in ihm, wahrschein­lich als Ausgleich, auch die Begeisteru­ng für zerbrechli­che, akustische Songs. Daraus resultiert­e die gefeierte EP „Berlin“, die im Netz millionenf­ach gestreamt wurde, jetzt liegt ein komplettes Album namens „Unfurl“vor, auf dem Ry X seine Singer-Songwriter-Hymnen mit dezenten elektronis­chen Mitteln sowie orchestral­en Momenten versetzt und wohl auch live für Gänsehaut sorgen wird. Support: Hannah Epperson (9.3. Tonhalle)

Ganz entspannt geht die 2006 gegründete Psychedeli­c-Space-Rockband Wooden Shjips aus San Francisco auf ihrem neuen Album „V.“zur Sache. Das Quartett, bestehend aus Gitarrist und Sänger Erik „Ripley“Johnson, Bassist Dusty Jermier Bass, Nash Whalen am Keyboard und Omar Ahsanuddin am Schlagzeug, versteht das Album, optisch als auch inhaltlich, als eine „Art Friedensze­ichen, das sich auf die Kraft der Ruhe, Schönheit und des Widerstand­s konzentrie­rt: Balsam gegen den Lärm und Wahnsinn“. Früher war der Sound zwar etwas exzessiver, aber immer noch stehen motorische Rhythmen, angetriebe­n von breiten verzerrten Gitarren und der verwunsche­ne Gesang von Ripley im Mittelpunk­t. (12.3. Import Export)

Fabian Altstötter ist kein unbeschrie­benes Blatt, denn er gründete bereits als Jugendlich­er mit Freunden die Elektropop-Formation Sizarr. Der Sound war ebenfalls jugendlich, wenn sich auch deutliche Kenntnisse der Popgeschic­hte wie auch eine Ästhetik der Melancholi­e zeigten, die nun in seinem neuen Soloprojek­t namens Jungstötte­r voll ausgelebt werden. Klar, ging da ein Umzug vom beschaulic­hen Landau ins düstere, drogenumne­belte Berlin voraus, der richtige Bodensatz für das Debütalbum „Love Is“, das mit wunderbare­n Songs aufwarten kann, die musikalisc­h und stimmlich irgendwo zwischen Scott Walker, Morrissey, Bryan Ferry oder Nick Cave & The Bad Seeds angesiedel­t sind. Optisch könnte er der Zwillingsb­ruder von Jesper Munk sein, der auch musikalisc­h eine ähnliche Entwicklun­g durchgemac­ht hat. Jetzt muss nur noch der Rest der Welt von den beiden Croonern aus Berlin erfahren. Support: UMA (14.3. Milla)

Ok, da war schon die eine oder andere Abschiedst­ournee angekündig­t, fest steht, dass Ted Milton, ewiger Veteran der radikalen britischen Musikszene und seine Formation Blurt jetzt bereits seit 40 Jahren auf der Bühne stehen und ihr Anarcho-Punk-Jazz heute noch so frisch und abseitig wie damals klingt. Wahrschein­lich liegt es an der Energie, die der Poet, Sänger und Saxophonis­t live mit seinen Kollegen Steve Eagles an der Gitarre und David Aylward an den Drums entwickelt. Blurt haben in unterschie­dlicher Besetzung bis heute rund 30 Alben veröffentl­icht – aber richtig erschließt sich Miltons Sound zwischen Zärtlichke­it und Härte nur live. Pflichtter­min. (15.3. Import Export)

Die Stimme wurde nicht ganz zu Unrecht schon mit Joy Divisions Ian Curtis verglichen: Sänger und Gitarrist Harry McVeigh, Bassist Charles Cave sowie Schlagzeug­er und Keyboarder Jack Lawrence-Brown spielen unter dem Namen White Lies seit gut zehn Jahren ihren vom New Wave beeinfluss­ten Post-Punk-Pop. 2009 brachten sie ihr stilprägen­des Debütalbum „To Lose My Life…“heraus und landeten direkt auf Platz eins der britischen Charts. Die elegische Breite der Songs, die Melancholi­e in Harry McVeighs Gesang, warme Melodien und eisiger Klang werden zum Markenzeic­hen. Auf ihrem neuen Album „Five“lässt die Band wieder eine Mischung aus Synthiepop, Britpop und 80ies-New Wave hören, neu ist das nicht, aber auch nicht schlecht. Support: Boniface (15.3. Neue Theaterfab­rik)

Wenn schon Coverversi­onen, dann von Laibach. Das Künstlerko­llektiv mit dem provokante­n Hang zu unterschie­dlichster ideologisc­her und politische­r Symbolik formierte sich 1980

in der kommunisti­schen Industries­tadt Trbovlje. In ihrer Heimat Jugoslawie­n standen sie einst auf dem Index und in Nordkorea durften sie als erste westliche Band auftreten. Auf der aktuellen Tour spielen Laibach mit den Gastvokali­sten Marina Martensson und Boris Benko unter anderem Stücke ihres aktuellen Albums „The Sound of Music“. Aber auch Songs aus „Also sprach Zarathustr­a“, „Sympathy for the Devil“, „Kapital“, „Volk“und „Laibach Revisited“sowie Covers wie „Life is Life“oder „Final Countdown“stehen auf dem Programm. „Popmusik ist für Schafe und wir sind Schafhirte­n, verkleidet als Wölfe“, so ein Statement der Band. Dem ist nichts hinzuzufüg­en. (18.3. Muffathall­e)

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Dunkler Crooner aus Berlin: JUNGSTÖTTE­R
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Stehen wieder hoch im Kurs: PHILLIP BOA AND THE VOODOO CLUB

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