Benelux Luxus
Musiker aus Belgien, Luxemburg und den Niederlanden repräsentieren ihren Kulturraum in der Unterfahrt und beim BMW Welt Jazz Award hat Maria Faust aus Estland die Finger im Spiel
In der Unterfahrt leistet man sich den Luxus eines kleinen Benelux-Festivals mit drei Doppelkonzerten. Am 7.3. gehört die Bühne zunächst dem wagemutigen belgischen Piano Trio De Beren Gieren. Im zweiten Teil des Abends zeigt das Quartett des luxemburgischen Schlagzeugers Michel Meis stilistische Bandbreite. Am nächsten Tag (8.3.) liefert sich ein britisch-israelisches Duo, das in Luxemburg und den Niederlanden zuhause ist, gehaltvolle Dialoge: Sängerin und Pianistin Claire Parsons und Gitarrist Eran Har Even schaffen eine intime Atmosphäre, die nach der Pause vom wilden Stilmix zerstört wird, den E-Bassist Pol Belardi und seine Force aus Luxemburg kredenzen. 9. März: Die Mitglieder des Trio Grande gehören zu den Recken der belgischen Jazz-Szene. Mit Saxofon, Klarinette, Dudelsack, Maultrommel, Harmonika, Tuba, Posaune und Percussion kreieren sie einen einzigartigen Sound. Auch die wallonische Pianistin Nathalie Lorier ist zuhause keine Unbekannte. Für ihr vielschichtiges Schaffen als Komponistin wurde sie mit etlichen Preisen bedacht. ••• Von allen Künstlern, die beim „Saxophon Worlds“überschriebenen „BMW Welt Jazz Award“antreten, hat die aus Estland stammende Maria Faust den geringsten Bekanntheitsgrad. Dabei macht sie die vielleicht spannendste Musik aller sechs WettbewerbsTeilnehmer. Mit einem zweiten Saxofonisten, einer Cellistin, einem Pianisten und zwei Bassisten entwickelt die in Kopenhagen lebende Instrumentalistin und Tonsetzerin reizvolle Texturen und führt formstarke, unkonventionelle Kompositionen auf (10.3., 11 Uhr, Doppelkegel der BMW Welt, Eintritt frei). • • • Big Band Nights: am 11.3. führt das Christian Elsässer Orchestra die anspruchsvollen Kompositionen und Arrangements seines Chefs auf und 18.3. widmet sich die Jazz Big Band Association dem Oevre von Herbie Hancock und Pat Metheny. • • • Am 12.3. hat man die Qual der Wahl: Mit Christian Weidner ist einer der expressivsten Saxofonisten, die es je in Deutschland gab, bei „Jazz+“in der Seidlvilla aktiv – im Trio mit Bassist Andreas Lang und Schlagzeuger Moritz Baumgärtner. Und in der Unterfahrt ist einer der einflussreichsten Tenoristen unserer Zeit zu Gast. Niemand kurvt so abenteuerlich und zielsicher durch das Altissimo-Register wie Mark Turner, der Trompeter Jason Palmer, Bassist Joe Martin und Schlagzeuger Jonathan Pinson als musikalische Verstärkung mitbringt. ••• Am 13.3. macht sich mit Justin Kauflin ein Schützling von Quincy Jones über den Steinway in der Unterfahrt her. ••• Am nächsten Abend bleibt das edle Instrument dort kalt, denn der legendäre Posaunist Fred Wesley lässt eine Hammond B3 auf die Bühne karren, an der dann Leonardo Corradi Platz nimmt. Zu den Beiden stößt Schlagzeuger Tony Match (14.3.). ••• SchlagzeugLegende Billy Cobham feiert mit seinem Quartett schon mal den 75. Geburtstag vor und spielt sich mit Musik aus seinem Album „Crosswinds“ein Ständchen (Unterfahrt, 15.3.). ••• Sängerin Nina Plotzki vergnügt sich am 16.3. mit der musikalischen Hinterlassenschaft der Marlene Dietrich (Unterfahrt). ••• Zwei Vokalistinnen treten im Bayerischen Hof mit ihren Trios auf: Olga Dudkova (17. + 19.3.) und Twana Rhodes (20.3.). ••• Die japanische Pianistin Sumire Kuribayashi kann am 19.3. etwas für ihren Bekanntheitsgrad hierzulande tun – der lässt nämlich noch zu wünschen übrig. An ihrer Seite weiß sie Walter Lang, der Rhodes spielt und ihren in München lebenden Landsmann, den Schlagzeuger Shinya Fukumori (Unterfahrt). ••• Das Trio LBT führt seinen prämierten akustischen Techno-Jazz bei „Bühne Frei im Studio 2“auf (Funkhaus, 20.3.). ••• Mit drei Freunden vom Zuckerhut kreuzt Gitarrist Paulo Morello Samba und Bebop (Unterfahrt, 20.3.). ••• In der Bar Babanyi kommt Geiger Gregor Huebner mit „El Violino Latino“locker aus der Hüfte (21.2.). • • • Das reaktivierte Émile Parisien Quartet ließ sich für das neue Album „Double Screening“von unserer schönen neuen digitalen Big Brother-Welt inspirieren (Unterfahrt, 21.3.).
Ssirus W. Pakzad