Dirk von Lowtzow
So lässt es sich fein aushalten, in der Business Lounge und im Rampenlicht
Wenn Martin Suter sagt, dass seine Freundschaft mit dem Chansonnier Stephan Eicher darin begründet sei, dass „wir beide die Welt nicht verstehen“, dann ist das schon schön kokett. Nicht nur auf dem literarischen Parkett, sondern auch in den Business Lounges der Großflughäfen, unter Alphamännchen, anderen Wichtigtuern und Lebenskünstlern bewegt sich der Schweizer Großschriftsteller mit der immer eleganten Gelfrisur natürlich geschmeidig wie kein Zweiter. Jetzt hat er seit einigen Wochen sogar Twitter für sich entdeckt und teilt dort der ihm an den Lippen hängenden Fangemeinde fein, gelegentlich auch fies Gereimtes mit. Nein, trauen sollte man Suter/Eicher wirklich nicht unbedenklich. Dafür sind die beiden Vollprofis einfach zu ausgebufft. Nachdem ein Bandscheibenvorfall den Musiker einst vom München-Auftritt abgehalten hatte, kommt die Charme-Combo nun endlich zurück. „Song Book“ist ihre Geschichte einer ganz außergewöhnlichen Freundschaft. (BMW Welt, 22.3.)
Ähnlich trügerisch die Pose, die Dirk von Lowtzow für sein literarisches Seitenprojekt gewählt hat. Mit seinem Buch, ebenfalls randvoll mit den Alltagserlebnissen, die für einen Rockstar poetisch, für uns alle Normalsterblichen einfach nur außergewöhnlich sind, hat er angeblich aus der Perspektive „Aus dem Dachsbau“verfasst. Erzählt wird von der jugendlichen Unruhe, dem Aufbruch, dem Umherschweifen und dem Halt, den guter Pop und schön schäbige Comics bieten. Dazu greift der Tocotronic-Sänger natürlich auch zur Akustikgitarre. (Volkstheater, 24.3.)
Aus einem ganz anderen, viel härteren, knorrigen Holz ist bekanntlich John Niven geschnitzt. Und sein Blickauf die Welt der Erfolgreichen, der Musik-Bewegten ist ein schonungsloser. Mit der bitterbösen Satire „Kill Your Friends“hat er rückblickend seinen Hass auf die verlogene Musikindustrie ausgespuckt, deren Teil er selbst lange genug war. Nun hat er mit „Kill’em All“mal wieder hochexplosiv nachgeladen. Ein Abend so überraschend und furchterregend wie ein Glaswegian Kiss. (Milla, 25.3.)
Den Abgrund gesehen hat natürlich auch Paul van Dyk, einer der meistgebuchten DJs der Welt. Ständig unterwegs. In immer neuen Clubs. Und plötzlich in einem ganz tiefen Loch. Und das war wörtlich zu verstehen: Nach seinem fürchterlichen Sturz sagten ihm die Ärzte eine Zukunft im Rollstuhl voraus. Doch es kam anders. „Im Leben bleiben“, seine Biografie, erzählt davon. (Hugendubel Fünf Höfe, 28.3.)
Bleibt als eine Art Sprung ins Entspannungsbecken der Auftritt von Fatima Farheen Mirza, die sich mit „Worauf wir hoffen“steil die US-Bestsellerlisten hochgeschossen hatte. Sie berichtet aus der Nahkampf-Innenzone, aus einer Familie, die auch in harten Zeiten aneinander Halt findet. Stark! (Literaturhaus, 22.3.)
Ach ja, und dann sollte man natürlich auch noch den schreibenden naseweisen Nachwuchs an die Hand nehmen. Unter dem Motto Heiße Fährten können sich nicht nur Krimi-Fans, sondern auch angehende Krimi-RomanAutoren kriminell gut coachen lassen. (Pop-up-Star im Rathaus, 23.3.)