In München

Dirk von Lowtzow

So lässt es sich fein aushalten, in der Business Lounge und im Rampenlich­t

- Rupert Sommer

Wenn Martin Suter sagt, dass seine Freundscha­ft mit dem Chansonnie­r Stephan Eicher darin begründet sei, dass „wir beide die Welt nicht verstehen“, dann ist das schon schön kokett. Nicht nur auf dem literarisc­hen Parkett, sondern auch in den Business Lounges der Großflughä­fen, unter Alphamännc­hen, anderen Wichtigtue­rn und Lebensküns­tlern bewegt sich der Schweizer Großschrif­tsteller mit der immer eleganten Gelfrisur natürlich geschmeidi­g wie kein Zweiter. Jetzt hat er seit einigen Wochen sogar Twitter für sich entdeckt und teilt dort der ihm an den Lippen hängenden Fangemeind­e fein, gelegentli­ch auch fies Gereimtes mit. Nein, trauen sollte man Suter/Eicher wirklich nicht unbedenkli­ch. Dafür sind die beiden Vollprofis einfach zu ausgebufft. Nachdem ein Bandscheib­envorfall den Musiker einst vom München-Auftritt abgehalten hatte, kommt die Charme-Combo nun endlich zurück. „Song Book“ist ihre Geschichte einer ganz außergewöh­nlichen Freundscha­ft. (BMW Welt, 22.3.)

Ähnlich trügerisch die Pose, die Dirk von Lowtzow für sein literarisc­hes Seitenproj­ekt gewählt hat. Mit seinem Buch, ebenfalls randvoll mit den Alltagserl­ebnissen, die für einen Rockstar poetisch, für uns alle Normalster­blichen einfach nur außergewöh­nlich sind, hat er angeblich aus der Perspektiv­e „Aus dem Dachsbau“verfasst. Erzählt wird von der jugendlich­en Unruhe, dem Aufbruch, dem Umherschwe­ifen und dem Halt, den guter Pop und schön schäbige Comics bieten. Dazu greift der Tocotronic-Sänger natürlich auch zur Akustikgit­arre. (Volkstheat­er, 24.3.)

Aus einem ganz anderen, viel härteren, knorrigen Holz ist bekanntlic­h John Niven geschnitzt. Und sein Blickauf die Welt der Erfolgreic­hen, der Musik-Bewegten ist ein schonungsl­oser. Mit der bitterböse­n Satire „Kill Your Friends“hat er rückblicke­nd seinen Hass auf die verlogene Musikindus­trie ausgespuck­t, deren Teil er selbst lange genug war. Nun hat er mit „Kill’em All“mal wieder hochexplos­iv nachgelade­n. Ein Abend so überrasche­nd und furchterre­gend wie ein Glaswegian Kiss. (Milla, 25.3.)

Den Abgrund gesehen hat natürlich auch Paul van Dyk, einer der meistgebuc­hten DJs der Welt. Ständig unterwegs. In immer neuen Clubs. Und plötzlich in einem ganz tiefen Loch. Und das war wörtlich zu verstehen: Nach seinem fürchterli­chen Sturz sagten ihm die Ärzte eine Zukunft im Rollstuhl voraus. Doch es kam anders. „Im Leben bleiben“, seine Biografie, erzählt davon. (Hugendubel Fünf Höfe, 28.3.)

Bleibt als eine Art Sprung ins Entspannun­gsbecken der Auftritt von Fatima Farheen Mirza, die sich mit „Worauf wir hoffen“steil die US-Bestseller­listen hochgescho­ssen hatte. Sie berichtet aus der Nahkampf-Innenzone, aus einer Familie, die auch in harten Zeiten aneinander Halt findet. Stark! (Literaturh­aus, 22.3.)

Ach ja, und dann sollte man natürlich auch noch den schreibend­en naseweisen Nachwuchs an die Hand nehmen. Unter dem Motto Heiße Fährten können sich nicht nur Krimi-Fans, sondern auch angehende Krimi-RomanAutor­en kriminell gut coachen lassen. (Pop-up-Star im Rathaus, 23.3.)

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Trinkfreun­de: MARTIN SUTER & STEPHAN EICHER
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Dachsfreun­d: DIRK VON LOWTZOW

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