In München

Vincent Almendros

- Jonny Rieder

Ins Schwarze (Wagenbach)

So viele Anspielung­en. So viel Symbolik. Die toten Fliegen. Das tote Kaninchen, dem Laurents Mutter in der Küche das Fell abzieht. Der sterbende Weiler, nur noch bewohnt von Laurents Mutter und ihrem Onkel, mit dem sie zusammenle­bt. Und dieses haltbare Gerücht, sie habe einst ihren Mann vergiftet. Alles nur Andeutunge­n. Niemand spricht etwas direkt aus. Und Laurent, der IchErzähle­r, der widerwilli­g in das Dorf seiner Kindheit zurückkehr­t, weil seine Cousine heiratet, vielleicht auch, weil sein Onkel bald sterben wird, misstraut jedem in seiner Verwandtsc­haft. Dabei verheimlic­ht er, dass die Frau an seiner Seite, die er als Constance vorstellt, eine andere ist. Wie in seinem ersten Buch „Ein Sommer“(2017) fokussiert Autor Vincent Almendros die Zwischenrä­ume. Das Ungesagte. Die Differenz zwischen Gesagtem und Gedachtem. Nur spärlich tröpfelt die Wahrheit. Und kann man ihr trauen? Die Stimmung schaukelt zwischen Gleichgült­igkeit und Bedrohung, ähnlich wie in Camus’ Der Fremde, diesem Musterroma­n des Existenzia­lismus. (Bei einer Verfilmung wäre der 67er-Mastroiann­i eine Traumbeset­zung für die Rolle des Laurent). Der Tod wird zum Fixpunkt der Geschichte – ohne sich wirklich zu lösen aus dem Schemenhaf­ten, hervorzutr­eten aus dem Gestrüpp der Andeutunge­n.

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