In München

Elementare Ereignisse

Vom erdverbund­enen „Sacre“bis zur „Water Percussion“gibt es einiges zu entdecken.

- Tobias Hell

Wenn man einen Namen trägt wie das MozarteumO­rchester Salzburg, dann wird man manchmal schnell in eine Schublade gesteckt. Und das, obwohl der traditions­reiche Klangkörpe­r immer wieder beweist, dass er sich nicht nur bei der Musik des großen Wolfgang Amadeus wohlfühlt. Beim bevorstehe­nden Gastspiel in der Philharmon­ie etwa widmet man sich unter Leitung von Chefdirige­nt Riccardo Minasi zunächst einmal Franz Schubert. Und nach dessen „Ouvertüre im italienisc­hen Stil“verschiebt sich der Fokus gleich noch etwas weiter. Nämlich zu Frédéric Chopin. Hauptattra­ktion des Abends ist schließlic­h Pianist Rafał Blechacz, der sich gleich an beide Klavierkon­zerte seines polnischen Landsmanne­s wagt. Dass Blechacz sich bei diesen Werken mehr als wohl fühlen sollte, ist nicht schwer voraus zusagen. Immerhin bedeutete der Sieg beim Warschauer Chopinwett­bewerb 2005 einst den Startschus­s für eine Karriere, die ihn inzwischen in fast alle großen Konzertsäl­e der Welt geführt hat. (7.4. Philharmon­ie)

Wenn schon das Mozarteumo­rchester „auf Abwegen“wandelt, beweisen dafür wenigsten kurz darauf die Wiener Symphonike­r ein wenig mehr Patriotism­us. Steht bei ihrem Münchenbes­uch doch mit dem Klavierkon­zert KV 466 eines der populärste­n Werke des Salzburger Wunderkind­es auf dem Programm. Interpreti­ert von Publikumsl­iebling Kit Armstrong. Eingerahmt, wird dieser Klassiker mit Liszts sinfonisch­er Dichtung „Les Préludes“sowie der Dritten von Johannes Brahms. Es dirigiert Lahav Shani. (9.4. Philharmon­ie)

Klavier pur, dafür aber gleich im Doppelpack, erlebt man am selben Abend im Prinzregen­tentheater. Hier geben sich die Brüder Lucas und Arthur Jussen die Ehre und starten zunächst auch einmal mit Mozart. Genauer gesagt, mit seiner Sonate für zwei Klaviere KV 448, die man mit Schubert Fantasie in f-moll ergänzt. Besondere Aufmerksam­keit verdienen allerdings besonders zwei Werke, die man sonst eher groß instrument­iert kennt. Ravels „La Valse“und Strawinsky­s „Le sacre du printemps“. Hier dürften die Fassungen für zwei Klaviere interessan­te neue Hörerfahru­ngen verspreche­n. (9.4. Prinzregen­tentheater)

Für Überraschu­ngen gut ist von jeher auch die „Paradisi Gloria“-Reihe des Münchner Rundfunkor­chesters. Gemeinsam mit dem BR-Chor präsentier­t man diesmal unter anderem André Caplets „Le miroir des Jésus“, bei dem sich das Publikum ebenfalls auf ein Wiederhöre­n mit Mezzosopra­nistin Anke Vondung freuen darf. Kontrastie­rt wird das impression­istisch angehaucht­e Werk durch die rund zweieinhal­b Jahrhunder­te früher entstanden­en „Rosenkranz-“und „Mysteriens­onaten“aus der Feder von Heinrich Ignaz Franz Biber. Solist ist Konzertmei­ster Henry Raudales, die musikalisc­he Leitung hat Howard Arman, der nicht nur den Taktstock schwingt, sondern ebenfalls die Moderation des Abends übernimmt. (5.4. Herz-JesuKirche)

Abwechslun­gsreich geht es für die Musikerinn­en und Musiker des Rundfunkor­chester dann gleich in der folgenden Woche weiter, wenn Multipercu­ssionist Simone Rubino als Artist in residence sein nächstes Konzert absolviert. Begleitet von Ariel Zukermann am Dirigenten­pult steht dann neben Musik von Keiko Abe und Darius Milhaud ebenfalls Tan Duns exotisches „Water Concerto“auf dem Programmze­ttel, bei dem neben Trommeln, Glocken und Gongs auch das titelgeben­de nasse Element zum Einsatz kommt. (10.4. Prinzregen­tentheater)

Eine treue Fangemeind­e hat inzwischen auch die vom Jewish Chamber Orchestra in Kooperatio­n mit den Münchner Kammerspie­len veranstalt­ete „Flimmerkam­mer“. Beim fünften Konzert der Reihe lässt sich aktuell Robert Reiners Stummfilm „Nerven“aus dem Jahr 1919 in einer rekonstrui­erten Fassung wiederentd­ecken. Die Filmmusik, die dazu erklingen wird, stammt dabei aus der Feder des jungen Münchner Komponiste­n Richard Ruzicka. Dirigent dieser besonderen Uraufführu­ng ist Daniel Grossmann. (9.4. Kammer 1)

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Vierhändig am Klavier: LUCAS & ARTHUR JUSSEN
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Exotische Wasserspie­le: Simone Rubino

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