Catchiness nach Münchner Art
Schillernde Persönlichkeiten, kulturelle Feldbeschauungen, erfrischende Melancholie und ein Pulk nickender Gleichgesinnter
Schon klar, der „Internationale Frauentag“ist vorbei. Ein kurzes Hallo-wirsind-auch-noch-da und weiter geht’s ... womöglich so bescheiden wie die letzten 3000 Jahre und alte, dumme Männer entscheiden wieder über Paragraphen wie den 219er und überhaupt das, was Frauen so zu machen und zu sagen und überhaupt welche Rechte sie haben ... es ist ein Graus, fürwahr. Umso schöner aber, dass bei Marry Klein das ganze Jahr über Frauentag ist. Und so tanzen männliche wie weibliche Puppen ausgelassen zu den Tracks von B.Traits. Die gebürtige Kanadierin hat sich in London ein kleines Imperium und eine einflussreiche Position geschaffen. Als Label-Owner, Radio-Moderatorin und Aktivistin für Drogenaufklärung ist sie dort ebenso bekannt, wie als innovative Produzentin und DJ. Ihre Sets setzen sich aus einer breiten Musikauswahl zusammen, die von Techno über Electronica bis hin zu verspielt minimalistischen Tracks reicht. Ihr zur Seite gesellt sich gerne die Münchnerin Jaz Elle, die in ihren Sets mit Catchiness besticht und dabei Techno und House in Tiefe und Euphorie miteinander verschmelzt. Supports: Olga Biber und Staana. Die Elektro-Tapete steuert VJ 2SPIN bei. (22.3. Harry Klein)
Hey Munich, listen to me: Here comes the A.R.T.S.! Was das gleich noch zu bedeuten hat? Nun, das Label selbst sieht seine Aufgabe hauptsächlich darin, die Grenzen dessen auszuloten, was in der Welt von Kunst und Kultur als Norm, als gang und gäbe angesehen wird. Und für eine dieser Feldbeschauungen kommen nun drei Emissäre des Berliner Kollektivs zu uns nach München. Zuvorderst freilich: Labelboss Emmanuel. Ein Musiker wie er im Buche steht und dessen einzigartiger Produktionsstil seit seinem Erscheinen auf der Bildfläche Schwergewichte der zeitgenössischen elektronischen Musikszene geradezu verzaubert hat. Mit künstlerischem Scharfblick und einer Kompromisslosigkeit, die er aus dem Studio ungebrochen auf die Tanzfläche zu transferieren in der Lage ist, zählt er nicht nur für Genrespezialisten zur absoluten Speerspitze des Circuit. Nahtlos einreihen in diese Qualitätsschablone kann sich auch der zweite Gast der Runde: Keith Carnal. Aus der ersten Reihe der holländischen Spitzenvertreter noch hervorstechend, bringt er eine grandiose Technovariante zu Gehör, die stets mit Groove und Melodie ebenso aufwartet wie mit einem Hauch von Melancholie. Jene Melancholie jedoch, die eine Frische mit sich bringt, wie man sie in manch anderen Produktionen ab und an vermissen mag. Vervollständigt wird das Trio von einem jungen WahlBerliner, der sich selbst als Produzent, Sounddesigner und DJ definiert und als Teil einer neuen Generation junger elektronischer Musiker einzigartige Räume gestalten: Introversion. Klänge irgendwo zwischen wütendem, dunklen, in den 90ern beheimateten Techno, immer wieder aber durchsetzt von schwelgerischen Trance-Elementen, Drums in voller Attacke, wilden Synthies und vielem mehr. Hey Munich: Let’s get ready for these three! (22.3. Rote Sonne)
Der Fasching ist tot, lang lebe: Ale Carnevale! Der gebürtige Münchner entwickelte schon früh eine hohe Affinität zur elektronischen Musik, insbesondere Techno und Tech House haben es ihm dabei angetan. Zuerst lebte er
diese Leidenschaft nur als begeisterter Hörer und Tänzer aus, doch Anfang 2018 wechselte er quasi ins Entertainer-Business und lässt sich seither unter der Anleitung von DJ Linus das professionelle Auflegen an der VibrA DJ-School beibringen. Nach dem Vorspiel tritt dann der VibrA-Dozent und langjährige Palais-Resident Linus höchstpersönlich an die Decks und wird seine Sujet Soiree präsentieren, gemeinsam mit Tonio Barrientos und Michael Nowak versteht sich, denn die beide sind ja schließlich und endlich auch auf Linus’ Label Sujet Musique unter Vertrag. (23.3. Palais)
Achtung, Achtung: Deep Contact ist!!! Dem Drum’n’Bass zu neuen Ehren verhelfen dabei die drei UK-Boys: Hydro aus dem berühmt berüchtigten Hause Metalheadz, Commercial Suicide-Act War und der Dispatch-MC Gusto. (23.3. Glockenbachwerkstatt)
Das Prinzip ist unverändert: Ein MC, ein Produzent und ein Pulk nickender Gleichgesinnter in den Sälen der Republik. MXM liefert eine Momentaufnahme des Berliner Stadtzentrums und hat, neben dem Mikro einiges gegen die Wendejackenrapper hierzulande in der Hand und somit gegen ihre Outputs einzuwenden. Bei Pavel wiederum scheppert‘s und knistert‘s nur so vor sich hin, wobei präzise gesetzte Samples und klatschend-patschende Drums das mächtige Fundament legen für die geistigen Reim-Ergüsse. (24.3. Feierwerk Sunny Red)
Ein straffes Routing hat Ende März die aus Sachsen stammende Wahlberlinerin Annegret Fiedler aka Perel zu absolvieren. Am 28. ist sie im Fellah Hotel in Marrakesch anzutreffen um am 30. schon in Lissabon gemeinsam mit Marcus Worgull und Switchdance das Lux Fragil zu rocken. Einen Zwischenstopp legt sie dabei anlässlich der Telekom Electronic Beats in München ein. Dort trifft die einst von Radio-DJ Tim Sweeney (Beats in Space) maßgeblich geförderte Tech no-Königin auf den Phantasy-Act Red Axes und Hamam Nights-DJ Sedef Adasi. (29.3. Blitz)
Fast am Ende angekommen, schalten wir noch mal kurz zu: Marry Klein. Und ein Line Up, wie man es sich in seinen schönsten Träumen nicht ausmalen könnte. An seiner Spitze: Fatima Hajji. Die gebürtige Spanierin mit arabischen Vorfahren hat jede Menge Feuer im Blut. In ihren kompromisslosen Techno-Sets spiegelt sich das ebenso wieder, wie in ihrer Live-Präsenz hinter den Plattentellern. Spontan, direkt und energetisch spielte sie sich in die Herzen von Techno-Fans auf der ganzen Welt. Ihr zur Seite steht die geballte weibliche Münchner DJ-Prominenz: Angefangen bei Johanna Reinhold, die als Resident zu einem festen Bestandteil des Harry Klein-Universums geworden ist. Und, the one and only: Stefanie Raschke, die ihre steile Karriere 2014 begann und schon kurze Zeit später die ersten Gigs in bekannten Clubs als Support für renommierte DJs in der Plattentasche hatte. Seit 2016 gehört sie als Resident fest zum Harry-Kosmos und es werden schon bald Releases auf namhaften Labels folgen. Ihren musikalischen Stil prägt dabei vor allem ihre Liebe zu tiefen Basslines und sphärischen Synthies. Im Séparée zugange: Lueasa. VJ: MO. (29.3. Harry Klein)
Für seine futuristischen Disco-Abteilung gründete Gomma vor genau fünf Jahren das Sidelabel Toy Tonics. Hier wurden dann Münchner Künstler wie Coeo, Rhode & Brown und Kapote zu international erfolgreichen Topacts aufgebaut. Inzwischen geht das Label gut ab, so landete es u.a. beim wichtigsten Dance-Magazin der Welt, dem Londoner MixMag, immerhin unter den „10 Best New Labels 2017“und wurde dort in einem fetten Aufmacher als Vorreiter eines „New Sound Of Munich“abgefeiert. Noch ein Beispiel gefällig? Nun gut: Auf Beatport etwa waren die Toy Tonics neben hochkarätigen Konkurrenten wie Innervisions und KeineMusik als „Top 10 Best Selling Labels“gelistet und TT-Künstler wie Peggy Gou, Seinsfeld, Black Madonna, Disclosure oder Jamie Jones sind jedes Wochenende weltweit gebucht. Ebenfalls an die Regler treten anlässlich des kleinen Jubiläums die Chefs von det Janze: Mathias Modica aka Munk und Moritz Butschek. Ein ganz besonderer Umstand über den sich tierisch freut ...