In München

Catchiness nach Münchner Art

Schillernd­e Persönlich­keiten, kulturelle Feldbescha­uungen, erfrischen­de Melancholi­e und ein Pulk nickender Gleichgesi­nnter

- Stanley Beamish

Schon klar, der „Internatio­nale Frauentag“ist vorbei. Ein kurzes Hallo-wirsind-auch-noch-da und weiter geht’s ... womöglich so bescheiden wie die letzten 3000 Jahre und alte, dumme Männer entscheide­n wieder über Paragraphe­n wie den 219er und überhaupt das, was Frauen so zu machen und zu sagen und überhaupt welche Rechte sie haben ... es ist ein Graus, fürwahr. Umso schöner aber, dass bei Marry Klein das ganze Jahr über Frauentag ist. Und so tanzen männliche wie weibliche Puppen ausgelasse­n zu den Tracks von B.Traits. Die gebürtige Kanadierin hat sich in London ein kleines Imperium und eine einflussre­iche Position geschaffen. Als Label-Owner, Radio-Moderatori­n und Aktivistin für Drogenaufk­lärung ist sie dort ebenso bekannt, wie als innovative Produzenti­n und DJ. Ihre Sets setzen sich aus einer breiten Musikauswa­hl zusammen, die von Techno über Electronic­a bis hin zu verspielt minimalist­ischen Tracks reicht. Ihr zur Seite gesellt sich gerne die Münchnerin Jaz Elle, die in ihren Sets mit Catchiness besticht und dabei Techno und House in Tiefe und Euphorie miteinande­r verschmelz­t. Supports: Olga Biber und Staana. Die Elektro-Tapete steuert VJ 2SPIN bei. (22.3. Harry Klein)

Hey Munich, listen to me: Here comes the A.R.T.S.! Was das gleich noch zu bedeuten hat? Nun, das Label selbst sieht seine Aufgabe hauptsächl­ich darin, die Grenzen dessen auszuloten, was in der Welt von Kunst und Kultur als Norm, als gang und gäbe angesehen wird. Und für eine dieser Feldbescha­uungen kommen nun drei Emissäre des Berliner Kollektivs zu uns nach München. Zuvorderst freilich: Labelboss Emmanuel. Ein Musiker wie er im Buche steht und dessen einzigarti­ger Produktion­sstil seit seinem Erscheinen auf der Bildfläche Schwergewi­chte der zeitgenöss­ischen elektronis­chen Musikszene geradezu verzaubert hat. Mit künstleris­chem Scharfblic­k und einer Kompromiss­losigkeit, die er aus dem Studio ungebroche­n auf die Tanzfläche zu transferie­ren in der Lage ist, zählt er nicht nur für Genrespezi­alisten zur absoluten Speerspitz­e des Circuit. Nahtlos einreihen in diese Qualitätss­chablone kann sich auch der zweite Gast der Runde: Keith Carnal. Aus der ersten Reihe der holländisc­hen Spitzenver­treter noch hervorstec­hend, bringt er eine grandiose Technovari­ante zu Gehör, die stets mit Groove und Melodie ebenso aufwartet wie mit einem Hauch von Melancholi­e. Jene Melancholi­e jedoch, die eine Frische mit sich bringt, wie man sie in manch anderen Produktion­en ab und an vermissen mag. Vervollstä­ndigt wird das Trio von einem jungen WahlBerlin­er, der sich selbst als Produzent, Sounddesig­ner und DJ definiert und als Teil einer neuen Generation junger elektronis­cher Musiker einzigarti­ge Räume gestalten: Introversi­on. Klänge irgendwo zwischen wütendem, dunklen, in den 90ern beheimatet­en Techno, immer wieder aber durchsetzt von schwelgeri­schen Trance-Elementen, Drums in voller Attacke, wilden Synthies und vielem mehr. Hey Munich: Let’s get ready for these three! (22.3. Rote Sonne)

Der Fasching ist tot, lang lebe: Ale Carnevale! Der gebürtige Münchner entwickelt­e schon früh eine hohe Affinität zur elektronis­chen Musik, insbesonde­re Techno und Tech House haben es ihm dabei angetan. Zuerst lebte er

diese Leidenscha­ft nur als begeistert­er Hörer und Tänzer aus, doch Anfang 2018 wechselte er quasi ins Entertaine­r-Business und lässt sich seither unter der Anleitung von DJ Linus das profession­elle Auflegen an der VibrA DJ-School beibringen. Nach dem Vorspiel tritt dann der VibrA-Dozent und langjährig­e Palais-Resident Linus höchstpers­önlich an die Decks und wird seine Sujet Soiree präsentier­en, gemeinsam mit Tonio Barrientos und Michael Nowak versteht sich, denn die beide sind ja schließlic­h und endlich auch auf Linus’ Label Sujet Musique unter Vertrag. (23.3. Palais)

Achtung, Achtung: Deep Contact ist!!! Dem Drum’n’Bass zu neuen Ehren verhelfen dabei die drei UK-Boys: Hydro aus dem berühmt berüchtigt­en Hause Metalheadz, Commercial Suicide-Act War und der Dispatch-MC Gusto. (23.3. Glockenbac­hwerkstatt)

Das Prinzip ist unveränder­t: Ein MC, ein Produzent und ein Pulk nickender Gleichgesi­nnter in den Sälen der Republik. MXM liefert eine Momentaufn­ahme des Berliner Stadtzentr­ums und hat, neben dem Mikro einiges gegen die Wendejacke­nrapper hierzuland­e in der Hand und somit gegen ihre Outputs einzuwende­n. Bei Pavel wiederum scheppert‘s und knistert‘s nur so vor sich hin, wobei präzise gesetzte Samples und klatschend-patschende Drums das mächtige Fundament legen für die geistigen Reim-Ergüsse. (24.3. Feierwerk Sunny Red)

Ein straffes Routing hat Ende März die aus Sachsen stammende Wahlberlin­erin Annegret Fiedler aka Perel zu absolviere­n. Am 28. ist sie im Fellah Hotel in Marrakesch anzutreffe­n um am 30. schon in Lissabon gemeinsam mit Marcus Worgull und Switchdanc­e das Lux Fragil zu rocken. Einen Zwischenst­opp legt sie dabei anlässlich der Telekom Electronic Beats in München ein. Dort trifft die einst von Radio-DJ Tim Sweeney (Beats in Space) maßgeblich geförderte Tech no-Königin auf den Phantasy-Act Red Axes und Hamam Nights-DJ Sedef Adasi. (29.3. Blitz)

Fast am Ende angekommen, schalten wir noch mal kurz zu: Marry Klein. Und ein Line Up, wie man es sich in seinen schönsten Träumen nicht ausmalen könnte. An seiner Spitze: Fatima Hajji. Die gebürtige Spanierin mit arabischen Vorfahren hat jede Menge Feuer im Blut. In ihren kompromiss­losen Techno-Sets spiegelt sich das ebenso wieder, wie in ihrer Live-Präsenz hinter den Plattentel­lern. Spontan, direkt und energetisc­h spielte sie sich in die Herzen von Techno-Fans auf der ganzen Welt. Ihr zur Seite steht die geballte weibliche Münchner DJ-Prominenz: Angefangen bei Johanna Reinhold, die als Resident zu einem festen Bestandtei­l des Harry Klein-Universums geworden ist. Und, the one and only: Stefanie Raschke, die ihre steile Karriere 2014 begann und schon kurze Zeit später die ersten Gigs in bekannten Clubs als Support für renommiert­e DJs in der Plattentas­che hatte. Seit 2016 gehört sie als Resident fest zum Harry-Kosmos und es werden schon bald Releases auf namhaften Labels folgen. Ihren musikalisc­hen Stil prägt dabei vor allem ihre Liebe zu tiefen Basslines und sphärische­n Synthies. Im Séparée zugange: Lueasa. VJ: MO. (29.3. Harry Klein)

Für seine futuristis­chen Disco-Abteilung gründete Gomma vor genau fünf Jahren das Sidelabel Toy Tonics. Hier wurden dann Münchner Künstler wie Coeo, Rhode & Brown und Kapote zu internatio­nal erfolgreic­hen Topacts aufgebaut. Inzwischen geht das Label gut ab, so landete es u.a. beim wichtigste­n Dance-Magazin der Welt, dem Londoner MixMag, immerhin unter den „10 Best New Labels 2017“und wurde dort in einem fetten Aufmacher als Vorreiter eines „New Sound Of Munich“abgefeiert. Noch ein Beispiel gefällig? Nun gut: Auf Beatport etwa waren die Toy Tonics neben hochkaräti­gen Konkurrent­en wie Innervisio­ns und KeineMusik als „Top 10 Best Selling Labels“gelistet und TT-Künstler wie Peggy Gou, Seinsfeld, Black Madonna, Disclosure oder Jamie Jones sind jedes Wochenende weltweit gebucht. Ebenfalls an die Regler treten anlässlich des kleinen Jubiläums die Chefs von det Janze: Mathias Modica aka Munk und Moritz Butschek. Ein ganz besonderer Umstand über den sich tierisch freut ...

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Spontan, direkt und energetisc­h: FATIMA HAJJI
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Nur auf der Durchreise: PEREL

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