THOMAS BLUMENBERG
Der Lesebegleiter
(Kiepenheuer und Witsch)
1001 Buchtipps. Der Mann ist Zahnarzt von Beruf. Hat eine Riesenbibliothek und liest und liest, so nebenbei, seit Kindheitstagen. Vater Hans Blumenberg, der Philosoph, hat’s ihm beigebracht. So kann er jetzt, von Dickens über Flaubert zurück zum Gilgamesch, von Proust zu Joyce und Thomas Mann, von Don Quixote zu Odysseus, kreuz und quer und wohl sortiert in der Literaturgeschichte hin- und herreisen. Füllt seine Kurzzusammenfassungen von Tausendseitenwälzern und 30-Seiten-Novellen mit Anekdoten und Verweisen an, stellt Bezüge her zu Theater, Musik, Film, Malerei – ist alles in allem sehr unterhaltsam, einfallsreich. Verspricht: „an anderer Stelle mehr“. Ein Causeur alter Schule, ab und an auch mal die reine Plaudertasche, gelegentlich treffend spitz – doch vor Sottisen nicht gefeit. Lästert über den Anfänger Martin Suter (Danke!), zeigt sich genervt von Marquez‘ „Hundert Jahre Einsamkeit“, Annie Proulx und Philip Roth. Springt schon mal, gekonnt, auf 20 Zeilen von Vergil über Yourcenar zu Thornton Wilder. Ist bestens vertraut mit den großen Erzählern, kein großer Freund der Lyrik, liebt das 19. Jahrhundert. Aber klar, wohlfeil ist Kritikastern bei solcher Fülle. Famos.