In München

COLIN CROUCH

- JONNY RIEDER

Gig Economy. Prekäre Arbeit im Zeitalter von Uber, Minijobs & Co.

(Suhrkamp)

Der englische Begriff Gig Economy ist ein ähnlich dreister Euphemismu­s wie Arbeitnehm­er für Arbeiter. Während ein Arbeiter arbeitet, nimmt ein Arbeitnehm­er etwas, das ihm der Arbeitgebe­r gibt. Quasi Geschenk. Gig Economy bezeichnet die wachsende Zahl von Mega-Ausbeuterj­obs von Unternehme­n wie Amazon und DHL und von Internetpl­attformen wie Uber, MyHammer und Lieferando. Dabei tun die Unternehme­n so als wären diese Jobs vergleichb­ar mit dem romantisch­en Klischee vom freischaff­enden Musiker, der von diversen Veranstalt­ern für seine Auftritte (Gigs) engagiert wird. „Die Plattforma­nbieter machen ihren Arbeitskrä­ften vor, dass sie selbständi­ge Unternehme­r seien”, schreibt Crouch (Postdemokr­atie), „während sie in Wirklichke­it nur durch und durch subalterne, streng überwachte Rädchen einer gewaltigen Gewinnmaxi­mierungsma­schinerie sind.” Crouch zerpflückt diese Praktiken sehr gründlich, einschließ­lich der 1-Cent-Argumente, mit denen die Arschunter­nehmen ihr Ausbeuting rechtferti­gen. Crouchs Reformund Verbesseru­ngsvorschl­äge sind allerdings viel zu SPD-mäßig, zu kapitalism­usfreundli­ch. Wer das Prekariat eindämmen will, muss Reichtum begrenzen und raus aus der Wachstumsi­deologie.

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