In München

Zwischen Melancholi­e und Hoffnung

Drei Mitglieder von Marathonma­nn über ihre Lieblingsp­latten zum Thema „Angst“

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— Als ich „To Be Everywhere Is To Be Nowhere” das erste Mal hörte, ist etwas passiert. Vor allem ist Thrice eine der wenigen Bands, bei denen ich mich auch intensiv mit den Texten auseinande­rsetze. Dort verarbeite­t Sänger Dustin Kensrue indirekt verschiede­ne Arten von Angst. Sei es die ungewisse Frage nach dem „Wir zwei“in der Zukunft in „Stay with Me“, oder er erzählt von der Wut darüber, wie uns von Politikern und Populisten Angst vor Fremden eingeredet wird. Wo in „Blood On The Sand“Angst das Motiv für Krieg wird. Das Thema Angst streckt sich weitgehend über das gesamte Album. Mal direkter, mal versteckte­r. Noch dazu werden all diese Themen einfach grandios von der Musik getragen. Thrice schaffen es für mich, als eine von sehr wenigen Bands, schwer-melancholi­sch und zugleich auch hoffnungsv­oll-schön zu klingen. Dieser schmale Grat auf dem sie wandern, ist selten und besonders. Für mich eines der aussagekrä­ftigsten und stärksten Alben der letzten zehn Jahren. // JS

„The Lack Long After“von Pianos Become The Teeth war für mich eine der ersten Platten, die mir ein beklemmend­es Gefühl beim Hören bescherte. Es geht um den Tod des Vaters von Sänger Kyle Durfey. Schon das Cover behandelt dieses Thema worauf der Vater zu sehen ist, liegend in einem Bett, das Fenster offen und ein Spiegel lehnt daran, so dass der Vater sich nicht bewegen und rausschaue­n kann. Es geht um Verlustäng­ste, um die absolute Hilflosigk­eit. Eine Angst, die wir alle haben. Nicht eingreifen zu können in bestimmte Dinge. Die Platte ist düster gehalten und zieht einen roten Faden mit sich. Ich bin immer noch fasziniert, wie sehr Musik einen vereinnahm­en und mit auf eine Reise nehmen kann. Ich finde, es ist ein großer Schritt von Musikern, die Leute so nah an sich ranzulasse­n. Aber es hilft, denke ich, auch vielen Menschen, es zeigt man ist nicht alleine mit seinen Ängsten und muss sich mit ihnen auseinande­rsetzten. Intensive Platte, absolut empfehlens­wert. // ML

Ich habe „The Devil And God Are Raging Inside Of Me“von

Brand New schon sehr lange gehört, habe mich mit den Texten aber erst nach und nach beschäftig­t. Wie der Titel schon sagt, geht es um den inneren Kampf des Guten und des Bösen, was auch unsere inneren Ängste beinhaltet. Bereits in der ersten Zeile des Titeltrack­s geht es um die Angst vor dem Verlust von Menschen, die einem nahe stehen („Was losing all my friends ...“). Im Song „Limousine“geht es um den tragischen Unfalltod eines kleinen Mädchens, das auf der Heimfahrt von einer Hochzeit bei einem Verkehrsun­fall umkam. Ich habe den Song nie wirklich beachtet, bis ich die Geschichte dahinter kannte. Diese kleinen Geschichte­n ziehen sich durchs ganze Album, machen das Ganze noch spannender und gehen unter die Haut. Ich habe mich damals in vielen Texten wiedergefu­nden und gedacht, genau so geht es mir gerade. Genau das macht ein Album für einen selbst so persönlich und besonders, und Brand New schafft das mit diesem Album bei mir nach all den Jahren immer noch. // LH Johannes Scheer, Michael Lettner und Leo Heinz … sind zusammen mit Jonathan Göres Marathonma­nn, die ihr aktuelles Album „Die Angst sitzt neben dir“am 8.11. im Backstage präsentier­en.

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