LITERATUR
An diese klugen Köpfe muss man sich halten
Er ist nicht nur möglicherweise schon bald erster grüner Kanzler, sondern auch ein wirklich kluger, literarisch gebildeter Kopf: In seinem neuen Buch „Wer wir sein können“blickt Robert Habeck mit scharfem Blick zwischen die Zeilen und analysiert den Politikbetrieb aus einer Perspektive, die gerne übersehen bzw. überhört wird. „Wie wir sprechen“, sagt er, „entscheidet darüber, wer wir sind – auch und gerade in der Politik.“Dass Habeck weiß, wovon er spricht, darf als gesetzt gelten, gilt er doch als einer der wenigen echt begnadeten Rhetoriker der Szene, die oft grausam und platt mit der sprachlichen Verwaltung von Problemen umgeht. Nicht nur in seinem Buch, sondern natürlich auch im eigenen Gespräch, entwickelt er die Skizze politischen Sprechens, das vielfältig und offen genug sein sollte, Menschen in all ihren Verschiedenheiten zusammen und in einen echten Dialog darüber zu bringen, was wichtig ist und eben – „wer wir sein wollen“. Das muss man sich anhören – weil es Mut macht. (Haus der Bayerischen Wirtschaft, 20.11.)
Gut dazu passt die laufende „Woche der Vielen“, die vom 9. bis 17. November auf einem einwöchigen Fest an diversen Orten Solidarität mit Leben füllen möchte und dazu eine Vielzahl an Konzert-, Theater- und Literaturveranstaltungen auffächert. Ein Höhepunkt ist die Lesung „Tiefrot und radikal bunt“von Julia Fritzsche, die sich an einer völlig neuen Antwort auf die soziale Frage versucht. (Feierwerk Orangehouse, 16.11.) Wichtig ist auch, dass man aus berufenem Mund erfährt, „wie es wirklich war“. Darum geht es der Schriftstellerin Kathrin Aehnlich in ihrem neuen Roman „Wie Frau Krause die DDR erfand“. Sie möchte aus einer Welt erzählen – jenseits von Diktatur, Stasi und Mangelwirtschaft. (Lehmkuhl, 8.11.)
In eine besonders spannungsreiche Zeit fallen auch die diesjährigen 33.
Jüdischen Kulturtage München, die vom 16. bis 24. November im Gasteig Station machen und mit einer Gala und der Klezmerband Kolsimcha – The World Quintet eröffnet werden. Die Schauspieler Sunnyi Melles und Fritz Wepper lesen dazu Gastbeiträge und Interpretationen von Isaac Bashevis Singer, Salcia Landmann und Friedrich Torberg. (Gasteig Carl-Orff-Saal, 16.11.)
Debatten anstoßen: Das ist die Spezialität von Navid Kermani, der die öffentliche Rede – wie etwa bei seinen Dankesworten zum Friedenspreis in der Paulskirche Frankfurt – wieder zum Tagesgespräch gemacht hat. Zusammen mit Wiebke Puls bestreitet er die Lesung „Morgen ist da. Reden“. (Kammerspiele, 20.11.)
Schon die eigene Biografie als Kanzlersohn vom großen Willy erklärt, dass Matthias Brandt immer schon besonders Welthaltiges zu berichten und in seine vielen großen Rollen mitnehmen konnte. Mit dem Erzählband „Raumpatrouille“hatte er seine vielen Fernseh- und Kinofans einst mit Geschichten aus der alten grauen Stadt Bonn und dem nicht immer unproblematischen Aufwachsen in engster Regierungsnähe verblüfft. „Blackbird“ist nun Brandts erster Roman, der allerdings wieder nostalgisch zurückführt. Es ist eine Geschichte über einen der seltenen Momente, in dem im Leben eines Jugendlichen etwas passiert, was folgende Ereignisse radikal auf ein neues Gleis setzt. (Kammerspiele, 19.11.)
Für perfekten Nervenkitzel und eiskalt sezierte Verbrecherpsychogramme wurde Sebastian Fitzek weltberühmt. Nun kommt er mit klassischem Ensemble und der elektronischen Live-Band Buffer Underrun auf eine SoundtrackLesetour, bei der man ihm beim Arbeiten zusehen kann. (Zenith, 17.11.)
Und normalerweise würden auch
Volker Klüpfel und Michael Kobr aus der Welt der „Kluftinger“-Krimis die ganz großen Hallen füllen. Mit „Draußen“haben sie ihren ersten Thriller verfasst. Und den stellen sie quasi im Freundeskreis vor. (Lustspielhaus, 21.11.)