In München

MUSIK

Liebgewonn­ene, „entartete“, vergessene und wiederentd­eckte Meisterwer­ke

- tobias hell

Mit großer Spannung dürften Münchner Opernfans wohl jetzt schon der Premiere von Erich Wolfgang Korngold „Die tote Stadt“im Nationalth­eater entgegenfi­ebern, die neben einer prominente­n Besetzung ebenfalls einen der letzten großen Opern-Ohrwürmer des 20. Jahrhunder­t parat hält. Dass der Komponist ebenso anspruchsv­oll wie eingängig zu schreiben vermochte, belegen aber nicht nur „Glück, das mir verblieb“oder die schmissige­n Hollywood-Soundtrack­s, die er nach seiner erzwungene­n Emigration zu Papier brachte. Einen festen Platz im Herzen zahlreiche­r Geigerinne­n und Geiger hat auch sein in den Kriegsjahr­en entstanden­es Violinkonz­ert, das vom Staatsorch­ester nun im kommenden Akademieko­nzert gewisserma­ßen als Bonus nachgereic­ht wird. Mit der internatio­nal gefeierten Vilde Frang als Solistin. Begleitet wird die Norwegerin hierbei von Dirigent Thomas Søndergård unter dessen Leitung ebenfalls die „Three dances“aus der Kammeroper „Powder her face“von Thomas Adès, sowie die erste Sinfonie von Jean Sibelius erklingen. (2./3.12. Nationalth­eater)

Die beiden Skandinavi­er sind aber keineswegs die einzigen, die sich in diesem Monat mit der Musik Korngolds beschäftig­en. Auch in der Liederaben­d-Reihe des Staatsthea­ters am Gärtnerpla­tz ist das einstige Wiener Wunderkind vertreten. Hier widmen sich Bariton Mathias

Hausmann und seine Klavierbeg­leiterin Anke Schwabe unter dem Titel „Hollywood Songbook“Werken, mit denen „entartete“Komponiste­n wie Eisler, Zemlinsky oder Benatzky eine musikalisc­he Brücke zwischen ihrer europäisch­en Heimat und dem amerikanis­chen Exil schlugen. (26.11. Gärtnerpla­tztheater)

Etwas klassische­r gestaltet sich im Vergleich dazu die Auswahl, die Mezzosopra­nistin

Waltraud Meier für ihren Liederaben­d im Prinzregen­theater getroffen hat. Denn selbstvers­tändlich dürfen für die legendäre Wagner-Interpreti­n auch bei dieser Gelegenhei­t nicht die berühmten „Wesendonck-Lieder“ihres Leib- und MagenKompo­nisten fehlen. Mindestens ebenso lange in Meiers Repertoire ist allerdings auch die große Szene der Waldtaube aus Arnold Schönbergs „Gurreliede­rn“. Abgerundet mit Kompositio­nen von Gustav Mahler und Hugo Wolf. Am Klavier Meiers langjährig­er Recital-Partner Joseph Breinl. (1.12. Prinzregen­tentheater)

Stets für Entdeckung­en gut bleibt das Münchner Kammerorch­ester auch bei der jüngsten „Nachtmusik der Moderne“, die erstmals in der Geschichte dieser verdienstv­ollen Reihe ein doppeltes Komponiste­n-Portrait bietet. Im Zentrum stehen hier der 2017 verstorben­e Klaus Huber, sowie seine südkoreani­sche Lebensgefä­hrtin Younghi Pagh-Paan. Eine interessan­te Gegenübers­tellung zweier Menschen, die sich emotional nahestande­n aber dennoch stets in höchst individuel­l gefärbten Klangsprac­hen ausdrückte­n. Als Solist bei Hubers „Intarsi“begegnet man dem Pianisten William Youn, es dirigiert Clemens Schuldt, der sich vorab mit der

Komponisti­n zur Uraufführu­ng ihrer „Horizonte“unterhalte­n wird. (30.11. Pinakothek der Moderne)

„Seelenwand­erung“lautet das Motto, das man am Tag zuvor bei den Münchner Symphonike­rn einem Programm voranstell­t, in dessen Zentrum Leoš Janáček Violinkonz­ert platziert ist. Ein Werk, welches der Komponist seiner geliebten Muse Kamila Stösslová widmete, deren Geist über zahlreiche­n Werken Janáčeks schwebt. Den musikalisc­hen Kontext zu dieser klingenden Liebeserkl­ärung bildet im Prinzregen­tentheater zum einen Mendelssoh­ns Ouvertüre „Die schöne Melusine“, ehe nach der Pause Robert Schumann das Regiment übernimmt. Bei dessen „Fantasie für Violine und Orchester“op. 131 gibt es dann ein zweites Mal Gelegenhei­t Solistin Liza Ferschtman zu erleben, ehe Dirigent Kevin John Edusei den Abend mit Schumanns Vierter beschließt. (29.11. Prinzregen­tentheater)

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VILDE FRANG spielt Korngolds Violinkonz­ert
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Klassische­s Liedgut aus Hollywood, gesungen von MATHIAS HAUSMANN

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